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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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Elefanten. Groß, massig, dickbäuchig, mit einer Stimme, die selbst den Unerschrockensten erzittern lässt, und einem Rüssel, wie kein anderes Tier der Schöpfung ihn besitzt, könnte der Elefant niemals Ausgeburt einer Phantasie sein, so blühend und verwegen diese auch sein mag. Der Elefant existiert oder er existiert nicht. Es ist also an der Zeit, ihn zu besuchen, ihm dafür zu danken, dass er seine rettende, von Gott geschenkte Trompete einsetzte, und wäre dieser Ort das Tal Josaphat, dann wären die Toten auferstanden, doch da es nur das war, was es war, nämlich ein raues, im Nebel versunkenes portugiesisches Stück Land, wo irgendjemand vor Kälte und Verlassenheit fast gestorben wäre, können wir, um den bereits bemühten Vergleich nicht ganz aus den Augen zu lassen, sagen, es gibt Auferstehungen, die so perfekt organisiert sind, dass sie sogar vor dem eigentlichen Ableben des Betroffenen erfolgen können. Es war, als hätte der Elefant sich gedacht, Dieser arme Teufel wird sterben, ich werde ihn mal auferstehen lassen. Und hier haben wir den armen Teufel, er ergeht sich gerade in Dankesbezeugungen, in endlosen Dankbarkeitsschwüren, bis der Mahut ihn schließlich fragt, Was hat der Elefant für Sie getan, dass Sie ihm so dankbar sind, Wäre er nicht gewesen, wäre ich erfroren oder von den Wölfen aufgefressenworden, Und wie hat er das geschafft, wenn er doch seit dem Aufwachen hier nicht weggegangen ist. Er musste nicht weggehen, er brauchte nur in seine Trompete zu blasen, ich hatte mich im Nebel verirrt, und seine Stimme hat mich gerettet, Wenn jemand über Salomons Handeln und Wirken Bescheid weiß, dann ich, schließlich bin ich sein Mahut, kommen Sie mir also nicht mit diesem Unsinn, Sie hätten ein Trompeten gehört, Nicht nur eines, es war ein dreimaliges Trompeten, das meine Ohren, die einst die Erde verschlingen wird, vernommen haben. Der Mahut dachte, Dieser Kerl ist verrückt, das Nebelfieber muss ihm den Kopf verdreht haben, eindeutig, so was soll es schon gegeben haben. Dann sprach er mit lauter Stimme, Damit wir hier keine Zeit mit einer Diskussion über Trompeten ja, Trompeten nein, Trompeten vielleicht verschwenden, fragen Sie am besten diese Männer dort hinten, ob die etwas gehört haben. Die Männer, drei verschwommene Gestalten, deren Umrisse bei jedem Schritt zu schwanken und zu zittern schienen, forderten augenblicklich das Bedürfnis nach der Frage heraus, Wohin wollt ihr denn bei diesem Wetter. Wir wissen, es war nicht diese Frage, die der von dem Elefantentrompeten besessene Verrückte ihnen in diesem Augenblick stellte, und wir wissen auch die Antwort, die sie ihm gaben. Was wir nicht wissen, ist, ob diese Dinge in Beziehung zueinander stehen, und falls ja, wie und in welcher. Gewiss ist, dass auf einmal die Sonne durchbrach und den Nebel wie mit einem riesigen leuchtenden Besen beiseite schob. Die Landschaft wurde als das sichtbar, was sie immer gewesen war, Steine, Bäume, Schluchten und Berge. Die drei Männer waren bereits nicht mehr da. Der Mahut machte den Mund auf, um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch gleich wieder. Der von demTrompeten besessene Verrückte verlor nach und nach an Konsistenz und Volumen, schrumpfte in sich zusammen, wurde rundlich und durchsichtig wie eine Seifenblase, falls die schlechte Kernseife, die heutzutage produziert wird, diese von einem genialen Geist erfundenen wundersamen Kugeln überhaupt noch hervorzubringen vermag, und war plötzlich verschwunden. Es machte plopp, und weg war er. Es gibt Lautmalereien, die schickt einem der Himmel. Man stelle sich nur vor, wir hätten den Prozess des Verschwindens dieses Menschen in allen Einzelheiten beschreiben müssen. Dazu hätten wir mindestens zehn Seiten gebraucht. Plopp.

E ines Tages ertappte sich der Kommandant dabei, wie er, vielleicht infolge einer atmosphärischen Veränderung, an Frau und Kinder dachte, sie schwanger im fünften Monat, der Junge sechs, das Mädchen vier Jahre alt. Die raubeinigen, fast noch in Barbarei lebenden Menschen jener Zeit kümmerten sich wenig um die zarten Gefühle, die sie gelegentlich überkamen. Auch wenn hier bereits der zarte Keim von Emotionen bei der mühsamen Herausbildung einer nationalen Identität zu erkennen ist, war die saudade, diese berühmte portugiesische Sehnsucht mit all ihren Unterprodukten, damals noch nicht als gängige Lebensphilosophie der Portugiesen etabliert, und das führte zu einigen Kommunikationsproblemen in den zwischenmenschlichen

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