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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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diese Evangelien in Ruhe und achte eher auf das, was ich in der Kirche sage, den rechten Weg zu weisen ist einzig und allein meine Aufgabe, vergiss nicht, wer auf Abwege sich begibt, nicht weiß, welche Gefahr dort liegt, Ja, Herr Pfarrer, Was hier gesprochen wurde, bleibt unter uns, wenn ich von irgendjemandem, der nicht hier zugegen war, auf diese Sache angesprochen werde, werde ich denjenigen von euch, der den Mund nicht halten konnte, mit der vollständigen Exkommunikation bestrafen, und wenn ich dafür eigens nach Rom fahren und persönlich Zeugnis ablegen muss. Der Pfarrer machte eine dramatische Pause und fragte anschließend mit Grabesstimme, Habt ihr das verstanden, Ja, Herr Pfarrer, wir haben verstanden, Morgen früh, ehe die Sonne aufgeht, will ich die ganze Gemeinde im Atrium der Kirche versammelt sehen, ich, euer Pastor, werde euch leiten, gemeinsam, mit meinem Wort und euren Körpern, werden wir für unsere heilige Religion kämpfen, und denkt daran, das vereinte Volk wird niemals besiegt werden.
    Der Morgen war neblig, doch keiner hatte sich verlaufen, alle hatten durch den Nebel, der fast so dickflüssig war wie Kartoffelsuppe, ihren Weg zur Kirche gefunden, so wie zuvor auch die Gäste, denen die Dörfler Unterkunft gewährt hatten, zu ihrem Lager zurückgefunden hatten. Alle waren sie dort versammelt, vom zartesten Kinde auf dem Arm der Mutter bis hin zum ältesten Greis des Dorfes, der mit Hilfe eines Stockes,den er wie ein drittes Bein benutzte, in der Lage war, zu gehen. Zum Glück hatte er nicht so viele Beine wie der Hundertfüßler, der im Alter einmal eine Vielzahl von Stöcken benötigen wird, weshalb die menschliche Gattung hier einen Vorteil hat, denn außer in diesen schwerwiegenderen Fällen, in denen besagte Stöcke ihren Namen ändern und zu Krücken werden, braucht sie nur einen. Doch einen solchen Fall gab es dank der stets über uns wachenden göttlichen Vorhersehung im Dorf nicht. Die eigene Schwäche in Kraft umwandelnd, marschierte die Truppe stramm, fest entschlossen, mit ihrem aufopfernden Heldenmut den Annalen des Dorfes ein neues Blatt hinzuzufügen, zumal die vorhandenen dem Lesekundigen nicht viel zu bieten hatten, außer dass wir geboren werden, arbeiten und sterben. Fast alle Frauen hielten Rosenkränze in ihren Händen und murmelten Gebete, vermutlich, um den Geist des Pfarrers zu stärken, der vorneweg ging, mit Sprengwedel und Weihwassertiegel bewaffnet. Wegen des Nebels waren die Männer der Kolonne, anders, als zu erwarten gewesen wäre, noch nicht aufgebrochen, sondern standen in kleinen Grüppchen beisammen und warteten auf ihre Morgenration, darunter auch die Soldaten, die, da sie Frühaufsteher waren, ihre Pferde bereits angeschirrt hatten. Als auf einmal die ganzen Dörfler aus der Kartoffelsuppe auftauchten, traten die für den Elefanten verantwortlichen Männer instinktiv auf sie zu, und mit ihnen die pflichtgetreuen Kavalleriesoldaten. Als sie sich in Hörweite befanden, blieb der Pfarrer stehen, hob zum Zeichen der friedlichen Absicht die Hand, wünschte von dort aus einen guten Morgen und fragte, Wo ist der Elefant, wir wollen ihn sehen. Der Unteroffizier fand sowohl die Frage als auch das Anliegen nachvollziehbar undantwortete, Dort hinter den Bäumen, aber wenn ihr den Elefanten sehen wollt, müsst ihr zuerst mit dem Truppenkommandanten und dem Mahut sprechen, Was ist ein Mahut, Das ist der Mann, der auf ihm sitzt, Auf wem, Auf dem Elefanten, wo denn sonst, Heißt das, Mahut bedeutet der, der daraufsitzt, Ich weiß nicht, was es bedeutet, ich weiß nur, dass er daraufsitzt, das Wort scheint aus Indien zu stammen. Die Unterhaltung drohte ewig so weiterzugehen, wären nicht in diesem Augenblick der Kommandant und der Mahut dazugestoßen, angelockt durch den denkwürdigen Anblick zweier sich in dem etwas gelichteten Nebel abzeichnender feindlicher Heere. Dort kommt der Kommandant, sagte der Unteroffizier, glücklich, sich aus dieser ihn bereits nervös machenden Unterhaltung zurückziehen zu können. Der Kommandant sagte, Guten Morgen allerseits, und fragte, Womit kann ich Euch dienen, Wir würden gern den Elefanten sehen, Die Uhrzeit ist nicht die günstigste, mischte der Mahut sich ein, der Elefant ist ein Morgenmuffel. Darauf erwiderte der Pfarrer, Es geht nicht nur darum, dass meine Schäfchen ihn sehen wollen, sondern dass ich ihn für die Reise segnen will, ich habe meinen Wedel und das Weihwassertiegelchen dabei, Das ist eine schöne Idee, sagte der

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