Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
Vom Netzwerk:
Tag werden sie mindestens ausruhen wollen, Euer Ehren wissen, dass wir von Euch abhängen, und ich für meinen Teil wünsche mir nur, dass Euer Heil bis zum Schluss auch das unsere sein möge. Das wird es sein, sagte der Kommandant. Er gab dem Pferd die Sporen und preschte los, um den Ochsentreiber anzuspornen, von dessen Führungsgeschick in hohem Maße die Marschgeschwindigkeit abhing. Auf geht’s, guter Mann, treib mir diese Ochsen an, schrie er, bis Castelo Rodrigo ist es nicht mehr weit, und bald werden wir eine Nacht unter einem Ziegeldach schlafen können, Und essen wie anständige Leute, hoffe ich, entfuhr es dem Ochsentreiber, ganz leise nur, damit es keiner hörte. Der Befehl des Kommandanten fiel nicht auf unfruchtbaren Boden. Der Ochsentreiber ließ, während er ein paar anspornende Worte im heimischen Dialekt ausstieß, die Spitze des Ochsenstachels auf den Nacken des Tieres niederfahren und erzielte eine augenblickliche Wirkung, einen heftigen Ruck, der vielleicht für die nächsten zehn oder fünfzehn Minuten seine Wirkung tun würde, falls der Ochsentreiber die Flamme nicht ausgehen ließe. Erst als die Sonne bereits untergegangen und die Nacht hereingebrochen war, schlugen sie ihr Nachtlager auf, mehr tot als lebendig, ausgehungert, doch ohne Verlangen nach Essen, so groß war die Erschöpfung. Zum Glück kamen die Wölfe nicht wieder. Andernfalls hätten sie in aller Seelenruhe durch das Lager streifen und sich das saftigste Opfer unter den Pferden aussuchen können. Natürlich hätte ein so unverhältnismäßiger Raub nicht gutgehen können, ein Pferd ist zu groß, als dass man es so mir nichts, dir nichts wegschleppen könnte, doch hätten wir hier den Schrecken beschreiben sollen, den die eingedrungenen Wölfe den Expeditionsteilnehmern einjagten, hätten wir bestimmt keineausreichend starken Worte für dieses Rette-sich-wer-kann gefunden. Dem Himmel sei Dank, dass uns diese Prüfung erspart blieb. Dem Himmel sei ebenfalls Dank, dass sich bereits die imposanten Türme der Festung von Castelo Rodrigo abzeichnen, fast sind wir versucht, wie dieser andere zu sagen, Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein, oder, die irdischeren Worte des Kommandanten wiederholend, Heute werden wir unter einem Ziegeldach schlafen, denn nicht alle Paradiese sind gleich, es gibt die mit Huris und die ohne, aber um zu erfahren, in welchem wir uns gerade befinden, müsste man uns durch den jeweiligen Türschlitz spähen lassen. Eine Wand, die vor dem Nordwind schützt, ein Ziegeldach, das den Regen und den Abendtau abhält, mehr braucht es nicht, um die größte Behaglichkeit der Welt zu empfinden. Oder die Wonnen des Paradieses.
    Wer diese Erzählung mit der nötigen Aufmerksamkeit verfolgt hat, wird sich bereits gewundert haben, dass wir seit der lustigen Geschichte mit dem Tritt, den Salomon dem Dorfpfarrer verpasste, keine weiteren Begegnungen mit Bewohnern dieser Landstriche geschildert haben, als durchquerten wir eine Wüste und nicht ein zivilisiertes europäisches Land, das obendrein der Welt neue Welten schenkte, wie selbst die Schuljugend weiß. Begegnungen gab es wohl, doch waren sie flüchtiger Natur, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, das heißt, die Menschen traten aus ihren Häusern, um zu sehen, wer vorbeikam, erblickten den Elefanten und bekreuzigten sich vor Schreck und Sorge oder fingen trotz der Sorge zu lachen an, bestimmt wegen des Rüssels. Nichts war jedoch vergleichbar mit der Begeisterung jener Jugendlichen, darunter wohl auch der eine oder andere saumselige Erwachsene, dieauf den Bescheid über die Reise des Elefanten hin, von dem man gar nicht weiß, wie er dorthin gelangte, den Bescheid meinen wir, nicht den Elefanten, denn der braucht noch eine Weile, aus der Stadt angelaufen kamen. Aufgeregt und nervös erteilte der Kommandant dem Unteroffizier den Befehl, einen der größeren Jungen zu fragen, ob die spanischen Soldaten bereits angekommen seien. Der Junge war wohl Galicier, denn er antwortete auf die Frage mit einer Gegenfrage, Was wollen die hier, gibt es etwa Krieg, Antworte, sind die Spanier angekommen oder nicht. Nein, nein, sie sind nicht angekommen. Diese Antwort wurde dem Kommandanten übermittelt, und augenblicklich zeichnete sich um seinen Mund das glücklichste aller Lächeln ab. Es bestand kein Zweifel, das Schicksal hatte beschlossen, den portugiesischen Truppen hold zu sein.
    Sie brauchten noch eine knappe Stunde, ehe sie in die Kleinstadt einmarschierten, eine

Weitere Kostenlose Bücher