Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
beschlossen hatten, Gottes Werk zu vollenden, sprich, das Böse auf Erden auszurotten. Es war die Zeit, in der Liebe nur als Liebe galt, wenn sie extrem und radikal war, in der absolute Treue ein Gut des Geistes war, so wie Essen und Trinken eines des Körpers. Und da wir gerade vom Körper sprechen, wollen wir uns doch fragen, in welchem Zustand der von Amadis wohl gewesen ist, wenn er den vollkommenen Leib seiner unvergleichlichen Oriana umschlang, bestimmt war er mit Narben übersät. Denn die Rüstungen können damals, ohne Molybdän und Vanadium, nicht viel getaugt haben, und der Erzähler dieser Geschichte will die Unzulänglichkeit dieser Platten und Ketten gar nicht leugnen. Ein einfacher Schwerthieb machte einen Helm unbrauchbar und spaltete den Kopf desjenigen, der ihn trug. Man fragt sich, wie diese Leute es geschafft haben, lebend in das Jahrhundert zu gelangen, in dem wir uns befinden. Was waren das damals für Zeiten, seufzte der Kommandant. Eine Weile zumindest hätte er seinen Hauptmannsposten gern abgegeben und wäre stattdessen in der Figur eines neuen Amadis de Gaula über die Strände der Halbinsel oder durch die Wälder und Berge geritten, wo die Feinde des Herrn ausgepeitscht wurden. Das Leben eines portugiesischen Kavalleriehauptmanns ist in Friedenszeiten vollkommen langweilig, man muss sich stets etwas einfallen lassen, um die öden Stunden des Tages einigermaßen vergnüglich zu überbrücken. Der Hauptmann stellt sich vor, wie Amadis über die rauen Klippen reitet, wie der unbarmherzige Fels die Hufe des Pferdes quält und der Knappe Gandalim zu dem Freund sagt, es sei nun an der Zeit für eine Rast. Diese Phantasie brachte ihn auf eine Frage, die nichts mit Literatur, sondern mit Militärdisziplin zu tun hatte, und zwar mit deren Grundprinzip, der Befolgung von Befehlen. Hätte der Kommandant damals Einfluss nehmen können auf die andernorts beschriebenen Überlegungen König Johanns des Dritten, in denen dieser Salomon und sein Gefolge in den weiten, ewig gleichen Ebenen Kastiliens reisen sah, wäre er heute nicht hier, durchquerte nicht diese Schluchten und ritte nicht an diesen gefährlichen Abhängen entlang, wo der Ochsentreiber jedes Mal, wenn die primitiven, kaum als solche erkennbaren Pfade an runden Felsen und schroffen Schieferplatten endeten, nach Wegen suchte, die ihn nicht zu weit vom Kurs abbrachten. Obgleich der König seine Meinung nicht einmal kundgetan und niemand es bei einer so unbedeutenden Sache gewagt hatte, ihn darum zu bitten, hatte der Generalkommandant der Kavallerie darauf bestanden, dass die Route über die kastilischen Ebenen in der Tat die beste und sanfteste, und, wie bereits erwähnt, ein Spaziergang über Land sei. Nun waren sie unterwegs, weshalb es eigentlich keinen Grund gab, die Strecke noch einmal zu überdenken, doch der Zufall wollte es, dass der Sekretär Pêro de Alcáçova Carneiro von dieser stillschweigenden Übereinkunft erfuhr und sich einmischte. Er sagte, Das gefällt mir nicht, mein Gebieter, das, was Ihr einen Spaziergang über Land nennt, kann, wenn wir nicht Vorsicht walten lassen, schlimme Folgen haben, sehr schlimme und schwerwiegende sogar, Ich wüsste nicht, weshalb, Herr Sekretär, Stellt Euch einmal vor, es käme bei der Durchquerung Kastiliens zu Versorgungsschwierigkeiten, ganz gleich, ob beim Wasser oder beim Futter, stellt Euch vor, die Leute dort weigerten sich, irgendeine Art von Handel mit uns zu betreiben, auch wenn das derzeit gegen ihre Interessen verstößt, Ja, das könnte passieren, gab der Herrscher zu, Stellt Euch weiter vor, die Räuberbanden, die dort weitaus zahlreicher sind als bei uns, entdeckten, dass der Schutz, den wir dem Elefanten gewähren, sehr gering ist, denn dreißig Kavalleriesoldaten sind nichts, Erlaubt mir, Euch hier zu widersprechen, Herr Sekretär, wären in der Schlacht bei den Thermopylen auf der einen oder anderen Seite dreißig portugiesische Soldaten dabei gewesen, wäre der Kampf anders ausgegangen, Ich bitte Euch um Vergebung, mein Gebieter, es war keineswegs meine Absicht, die Ehre unseres glorreichen Heeres zu verletzen, doch ich sage es noch einmal, stellt Euch vor, diese Banditen, die sicherlich wissen, was Elfenbein ist, tun sich zusammen, um uns anzugreifen, den Elefanten zu töten und ihm die Stoßzähne auszureißen, Ich habe sagen hören, Kugeln könnten der Haut dieser Tiere nichts anhaben, Das mag sein, aber es gibt sicherlich andere Arten, ihn zu töten, und ich bitte Eure
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