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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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Kommandant bereits die Steintreppe hinabstieg, Ich werde pünktlich sein, mein Herr.
    Kaum dass der Kommandant die Burg betreten hatte, ließ er den Unteroffizier rufen, dem er Anweisungen zum weiteren Schicksal der dreißig Männer gab, die für die Schwerarbeit mitgekommen waren. Da sie nun nicht mehr benötigt wurden, sollten sie sich am nächsten Tag noch ausruhen und am darauffolgenden umkehren, Verständigen Sie das Personal der Intendantur, damit es eine ordentliche Menge Essen bereitstellt, dreißig Mann sind dreißig Münder, dreißig Zungen und eine Unmenge von Zähnen, natürlich wird es nicht möglich sein, sie bis zu ihrer Ankunft in Lissabon zu verpflegen, sie müssen sehen, wie sie unterwegs zurechtkommen, sie können ja arbeiten, Oder stehlen, kam der Unteroffizier ihm nach einer Pause zu Hilfe, um den Satz nicht unvollendet zu lassen, Sie müssen sehen, wie sie klarkommen, sagte der Kommandant, mangels besserer Eingebungen auf einen jener universell anwendbaren Sätze zurückgreifend, deren bekanntester dieses Paradebeispiel für unverfrorene persönliche und soziale Heuchelei ist, das dem Bettler, dem man gerade das Almosen verweigerte, zu Geduld rät. Die Männer, die Vorarbeiter gewesen waren, wollten wissen, wann sie den Lohn für ihre Arbeit erhielten, und der Kommandant ließ ihnen ausrichten, er wisse es nicht, sie sollten jedoch am Hofe vorstellig werden und dem Sekretär oder seinem Vertreter eine Nachricht übermitteln lassen, Aber ich rate euch, und diesen Satz wiederholte der Unteroffizier Wort für Wort, geht nicht alle auf einmal hin, denn dreißig Zerlumpte am Eingang zum Hofe würden einen schlechten Eindruck machen, als wolltet ihr ihn überfallen, meiner Meinung nach sollten nur die Vorarbeiterhingehen und sonst niemand, und die sollten versuchen, sich so ordentlich wie möglich zu kleiden. Als einer von ihnen später zufällig auf den Kommandanten stieß, bat er ihn darum, das Wort an ihn richten zu dürfen, er wollte ihm nur sagen, wie leid es ihm täte, dass er nun doch nicht nach Valladolid reisen dürfe. Der Kommandant wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, ein paar Sekunden lang blickten sie sich nur schweigend an und gingen dann ihrer Wege.
    Anschließend erteilte der Kommandant den Soldaten einen kurzen Lagebericht, man werde warten, bis die Spanier kämen, wann das wäre, wisse man noch nicht, noch gebe es keine Nachrichten, und an dieser Stelle wäre ihm fast eine Bemerkung über die Brieftauben herausgerutscht, dabei wusste er doch, wie unangebracht eine jegliche Lockerung der Disziplin war. Nicht bekannt war ihm indes, dass zwei seiner Untergebenen Taubenliebhaber waren, Columbophile, ein Wort, das damals genauso wenig gebräuchlich war wie heute, es sei denn unter Eingeweihten, das jedoch bestimmt bereits mit diesem scheinbar zerstreuten Gesichtsausdruck, den neue Wörter so an sich haben, an die Tür klopft und um Einlass bittet. Die Soldaten standen in entspannter Position da, einer Haltung, die ad libitum eingenommen werden konnte, ohne dass dadurch das körperliche Gleichgewicht gefährdet war. Es werden noch Zeiten kommen, in denen es für Militärangehörige fast ebenso anstrengend sein wird, diese offizielle Entspannungsposition einzunehmen wie jene äußerst angespannte Haltung der Wachsoldaten, die wissen, dass auf der anderen Straßenseite der Feind lauert. Auf dem Boden waren großzügig Heubündel verstreut, um den Schulterblättern beim Kontakt mit den unweigerlich harten Steinplatten keine allzugroße Pein zu verursachen. Dicht gedrängt waren an einer Wand die Gewehre aufgereiht. Möge Gott dafür sorgen, dass sie nicht zum Einsatz kommen, dachte der Offizier, beunruhigt ob der Vorstellung, Salomons Übergabe könnte wegen mangelnden Taktgefühls auf der einen oder anderen Seite in einen casus belli ausarten. Er erinnerte sich noch gut an die Worte des Sekretärs Pêro de Alcáçova Carneiro, an die explizit geäußerten wie auch an jene zwar nicht schriftlich festgehaltenen, doch irgendwie mitschwingenden, dass nämlich entsprechend gehandelt werden müsse, sollten die Spanier oder die Österreicher, egal wer, provozieren oder sich unfreundlich verhalten. Der Kommandant konnte sich nicht vorstellen, aus welchem Grunde die Soldaten, die bereits hierher unterwegs waren, ganz gleich, ob spanische oder österreichische, sich provokant oder auch nur unfreundlich verhalten sollten. Ein Kavalleriekommandant hat nicht den Verstand und auch nicht die

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