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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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interessieren oder ein Kompliment über das gute Aussehen der portugiesischen Pferde und die imposante Größe der Festung von Castelo Rodrigo machen muss, um dann, ja, als erinnerte man sich auf einmal, dass es da noch eine andere Sache zu besprechen gab, zu sagen, Ach ja, natürlich, der Elefant. Andere Militärangehörige wiederum, die ein ausgeprägteres Bewusstsein für die harte Realität des Lebens hatten, hielten dagegen, dass sie, wäre passiert, was die Kollegen sich wünschten, nun mit dem Elefanten auf der Straße stünden und kein Futter für ihn hätten, denn die Portugiesen hätten ihnen gewiss nicht ihren Ochsenkarren mit den Futterballen und dem Wasserbottich überlassen, und dann hätten sie wer weiß wie viele Tage in Castelo Rodrigo warten müssen, bis sie die Rückreise hätten antreten können, Es gibt also nur eine Erklärung, schloss ein Gefreiter, der aussah, als hätte er studiert, der Hauptmann hat gar nicht den Befehl vom Erzherzog oder wem auch immer erhalten, die sofortige Übergabe des Elefanten zu fordern, sondern sich das Ganze erstspäter, auf dem Weg oder in Castelo Rodrigo, ausgedacht, Wenn ich die Portugiesen aus dieser Partie heraushalten kann, gebührt der ganze Ruhm meinen Männern und mir. Hier stellt sich die berechtigte Frage, wie er mit einer solchen Haltung und dieser mangelnden Aufrichtigkeit Offizier der österreichischen Kürassiere werden konnte, denn selbst ein Kind verstünde, dass die freundliche Nennung der Soldaten reine Taktik war und er damit nur seine eigenen, egoistischen Ambitionen vertuschen wollte. Ein Jammer. Statt unserer Stärken verkörpern wir in zunehmendem Maße die uns eigenen Schwächen.

D ie Stadt Valladolid hatte beschlossen, sich zum Empfang des so sehnsüchtig erwarteten Dickhäuters in ihrer vollen Pracht zu zeigen, und das gipfelte darin, dass wie bei großen Prozessionen Wandbehänge von den Balkonen hingen und zahlreiche, noch nicht gänzlich verblasste Fahnen im fast herbstlichen Wind flatterten. Sauber gekleidet, soweit die mangelnde Hygiene das in diesen schwierigen Zeiten zuließ, streiften die Familien durch die weniger sauberen Straßen, getrieben von zwei zentralen Gedanken, nämlich herauszufinden, wo der Elefant sich aufhielt und was später mit ihm passieren würde. Es gab Spielverderber, die behaupteten, der Elefant sei nur ein Gerücht, er käme zwar vielleicht irgendwann, aber vorerst wisse man nicht, wann das wäre. Andere hingegen schworen, dass sich das arme, erschöpfte Tier seit seiner gestrigen Ankunft ausruhe, weil es diese lange, mühselige Wegstrecke bis Valladolid hatte zurücklegen müssen, zunächst von Lissabon nach Figueira de Castelo Rodrigo und dann von der portugiesischen Grenze bis zu dieser Stadt, die seit zwei Jahren die Ehre hatte, die Herrscher über Spanien zu beherbergen, jene erlauchten Persönlichkeiten Seiner Königlichen Hoheit Erzherzog Maximilian und seiner Gemahlin Maria, Tochter Kaiser Karls des Fünften. Dies schreiben wirhier, um zu zeigen, wie gewichtig die Welt dieser Figuren war, welche allesamt zu den hochrangigsten Königlichen Hoheiten aus Salomons Zeit zählten und auf die eine oder andere Weise nicht nur über dessen Existenz Bescheid wussten, sondern auch über die sagenhaften, wenngleich friedlichen Heldentaten, die er verübt hatte. Verzückt wohnen der Erzherzog und seine Gemahlin gerade der Reinigung des Elefanten bei, in Begleitung ausgewählter Vertreter des Hofes und des Klerus sowie einiger Künstler, die eigens bestellt worden waren, das Antlitz und den imposanten Brustkorb des Tieres auf Papier, Brett oder Leinwand zu bannen. Angeleitet wird dieser Vorgang, bei dem es wieder einmal nicht an Spritzwasser und einer langstieligen Piassava-Bürste mangelt, von Salomons Alter Ego, dem Inder Subhro. Subhro ist glücklich, weil er seit seiner mehr als vierundzwanzig Stunden zurückliegenden Ankunft noch keinerlei Anzeichen für das Eindringen eines anderen Mahut entdeckt hat, doch dafür wurde ihm bereits offiziell vom Intendanten des Erzherzogs eröffnet, dass Salomon fortan Soliman heißen solle. Die Namensänderung missfiel ihm zutiefst, doch wie heißt es so treffend, Es gehen die Ringe, und es bleiben die Finger. Das Aussehen Solimans, wir wollen uns in unser Schicksal fügen und ihn so nennen, weil uns gar nichts anderes übrigbleibt, hatte sich durch die Grundwäsche, der man ihn unterzogen hatte, deutlich verbessert, erreichte jedoch seinen wahren Glanz, fast könnte man

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