Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
Luxusgegenständen des Erzherzogspaares reisen durften, fortan jedoch auf Wagen transportiert werden, die in erster Linie funktional sind, sprich, möglichst viele Ballen fassen. Der Wasserbottich reist mit ihnen, aber leer, wird es doch, wie wir später sehen werden, an den winterlichen Wegen der norditalienischen und österreichischen Landschaften nicht an Wasser mangeln, um ihn so oft wie nötig aufzufüllen. Nun wird der Elefant Soliman von Bord gehen. Die geräuschvolle Menge der Genuesen erzittert vor Ungeduld und Nervosität. Fragte man diese Frauen und Männer, wen sie in diesem Augenblick lieber aus der Nähe sähen, den Erzherzog oder den Elefanten, gewänne der Elefant gewiss haushoch. Die sehnsüchtige Erwartung dieser Menschenansammlung entlud sich in einem Schrei, hatte der Elefant doch soeben mit Hilfe seines Rüssels einen Mann, der einen Sack mit seinen Habseligkeiten bei sich trug, auf seinen Rücken genommen. Es war Subhro oder Fritz, wie immer man ihn nennen mag, der Pfleger, der Führer, der Mahut, jener Mann, der vom Erzherzog so erniedrigt worden war und nun vor den Augen des am Kai versammelten genuesischen Volkes seinen größten, nahezu vollkommenen Triumph feiern wird. Rittlings auf dem Nacken des Elefanten sitzend, den Seesack zwischen die Beine geklemmt, nunmehr in seinem schmutzigen Arbeitsgewand, beobachtete er mit dem Hochmut des Siegers jene Menschen, die ihn mit heruntergefallener Kinnlade betrachteten, ein eindeutiges Zeichen der Verblüffung, heißt es, das in Wahrheit, vielleicht weil es so eindeutig ist, im realen Leben noch nie beobachtet werden konnte. Wenn Subhro auf Salomon ritt, war ihm die Welt immer schon sehr klein vorgekommen, doch heute, am Kai des Genueser Hafens, im Mittelpunkt der BlickeHunderter von Menschen, die buchstäblich trunken waren angesichts des ihnen dargebotenen Spektakels, sei es das seiner eigenen Person oder das eines in jeder Hinsicht ungeheuerlichen, seinen Befehlen gehorchenden Tieres, blickte Fritz mit einer Art Verachtung auf die Menge und dachte in einer ungewöhnlichen Anwandlung von Klarsicht und Sinn für die Relationen, dass ein Erzherzog, ein König, ein Kaiser streng genommen nichts anderes war als ein auf einem Elefanten reitender Mahut. Mit einem sanften Schlag lenkte er Soliman in Richtung Planke. Die dort befindlichen Zuschauer wichen erschrocken zurück, vor allem, als der Elefant mitten auf der Planke, keiner wird je erfahren, weshalb, ein Trompeten ausstieß, das, obschon ein schlechter Vergleich, in den Ohren dieser Leute wie die Trompeten von Jericho klang und die Ängstlichsten in die Flucht schlug. Als er jedoch auf den Kai trat, erschien der Elefant, vielleicht aufgrund einer optischen Täuschung, auf einmal kleiner und weniger massig. Man musste zwar immer noch zu ihm aufblicken, doch dabei den Hals nicht mehr so recken. Es war die Macht der Gewohnheit, das Tier schien, obgleich durch seine Größe noch immer angsteinflößend, die Aura des achten Weltwunders, mit der es sich den Genuesern anfangs präsentiert hatte, verloren zu haben, jetzt ist es ein Tier namens Elefant und mehr nicht. Noch immer unter dem Einfluss seiner gerade gemachten Entdeckung über das Wesen und die Stützpfeiler der Macht, war Fritz keineswegs begeistert von der Veränderung, die sich im Bewusstsein der Leute vollzog, und dabei fehlte noch das bittere Ende, nämlich das Erscheinen des Erzherzogspaares auf dem Deck, begleitet von seiner privatesten Gefolgschaft, und soeben wurde auch noch die Nachricht verbreitet, es seien auf denArmen zweier Frauen, vermutlich der Ammen, zwei Kinder gebracht worden. Eines dieser Kinder, ein Mädchen von zwei Jahren, das können wir an dieser Stelle bereits vorwegnehmen, wird die vierte Frau Philipps des Zweiten von Spanien und des Ersten von Portugal werden. Kleine Dinge, große Wirkungen, pflegt man zu sagen. Damit wurde nun auch das Interesse jener Leser befriedigt, die sich bereits über die fehlende Information hinsichtlich der zahlreichen Nachkommenschaft des Erzherzogspaares wunderten, sechzehn Kinder, sei hier erinnert, deren erstes genau diese kleine Anna war. Nun erschien also, wie bereits erwähnt, der Erzherzog, und Beifall und Hochrufe brachen los, für die dieser sich mit einer gefälligen Geste der rechten, behandschuhten Hand bedankte. Um jeglichen Kontakt mit dem Schmutz der Pferdehufe, der dicken Elefantenbeine oder nackten Füßen der Lastenträger zu vermeiden, verließen sie das Schiff nicht über
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