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Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante

Titel: Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Puchner
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Maultiere gespannte Kutschen und Karossen jeglicher Art und Verwendung auf die Kolonne warteten. Da die damalige Kommunikation war, wie sie war, nämlich langsam, mühsam und ineffizient, ist anzunehmen, dass bei dieser umfangreichen logistischen Operation erneut den Brieftauben eine wichtige Rolle zukam, wodurch ein rechtzeitiger, pünktlicher Empfang des Schiffes gewährleistet werden konnte, ohne Säumnisse oder Verspätungen und ohne die Notwendigkeit des Wartens der einen auf die anderen. Wir müssen an dieser Stelle zugeben, dass der leicht ironische, unangenehme Ton, der sich auf diesen Seiten stets eingeschlichen hat, wenn auf Österreich und seine Bewohner die Rede kam, nicht nur aggressiv, sondern auch eindeutig ungerecht war. Dies war keineswegs von uns beabsichtigt, aber wir wissen ja bereits, wie das mit dem Schreiben ist, nicht selten zieht ein Wort das nächste nach sich, nur, weil sie zusammen gutklingen, weshalb oftmals der Respekt der Leichtfertigkeit und die Moral der Ästhetik zum Opfer fällt, falls solch feierliche und überdies niemandem dienliche Konzepte in einem Diskurs wie diesem überhaupt angebracht sind. Aus diesen wie auch anderen Gründen schaffen wir uns im Leben nahezu unbemerkt so viele Feinde.
    Als Erstes erschienen die Kürassiere. Sie führten ihre Pferde am Zügel, damit sie nicht auf der Ausstiegsplanke ausrutschten. Die sonst so sorgsam und pfleglich behandelten Reittiere wirken vernachlässigt, als bedürften sie eines gründlichen Striegelns, das ihr Fell glätten und ihre Mähnen wieder glänzen lassen würde. So, wie sie sich uns jetzt darstellen, würde ein jeder sagen, sie sind eine Schande für die österreichische Kavallerie, was jedoch ein unangemessenes Urteil ist, vergisst man dabei doch die lange Reise von Valladolid nach Rosas, jenen siebenhundert Kilometer langen Marsch bei Regen und heftigem Wind und mitunter auch schweißtreibender Sonne und vor allem Staub, jeder Menge Staub. Es ist also nicht verwunderlich, dass die soeben ausgeschifften Pferde eher wie Tiere aus zweiter Hand aussehen. Man beachte jedoch, dass die Soldaten sich in einiger Entfernung vom Kai hinter dem von Wagen, Kutschen und Karren gebildeten Vorhang unter direkter Anweisung ihres uns bereits bekannten Hauptmanns bemühen, das Erscheinungsbild ihrer Reittiere aufzupolieren, damit, wenn für Seine Königliche Hoheit die Stunde des Ausschiffens gekommen ist, die Ehrengarde die Pracht aufweist, die im illustren Hause Habsburg bei einem solchen Akt erwartet wird. Da das Erzherzogspaar das Schiff zuletzt verlassen wird, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Pferde wenigstens einen Teil ihres sonstigen Glanzes wiedererlangen. Gerade wird das Gepäck ausgeladen, Dutzende von Koffern, Truhen und Kisten, in denen die Gewänder und tausenderlei Schmuckstücke verstaut sind, welche die ständig wachsende Aussteuer des adligen Paares bilden. Inzwischen gibt es bereits Zuschauer, und wie zahlreich sie schon sind. Wie ein Lauffeuer hat sich in der Stadt die Nachricht verbreitet, der Erzherzog von Österreich gehe gerade von Bord und mit ihm ein Elefant aus Indien, worauf Dutzende von Männern und Frauen, die einen so neugierig wie die anderen, zum Hafen strömten, bis es innerhalb kürzester Zeit Hunderte waren, wodurch die laufenden Auslademanöver gestört wurden. Den Erzherzog sahen sie nicht, denn der hatte seine Gemächer noch nicht verlassen, doch der Elefant stand dort oben auf dem Deck, riesig und fast schwarz, mit seinem dicken Rüssel, so biegsam wie eine Peitsche, mit seinen Fangzähnen, so spitz wie Säbel, welche in der Phantasie dieser nicht um Solimans friedliches Temperament wissenden Schaulustigen mächtige Kriegswaffen waren, ehe sie zu Kreuzen und Reliquien werden sollten, die die christliche Welt mit einer Schicht aus feinem Elfenbein überzogen. Die Figur, die dort am Kai gestikuliert und ihre Befehle erteilt, ist der Intendant des Erzherzogs. Mit erfahrenem Blick erkennt er sofort, welcher Wagen oder welche Karosse diesen Koffer, jene Truhe oder Kiste transportieren soll. Er ist wie ein Kompass, der, sosehr man ihn dreht und wendet und sosehr er in die eine oder andere Richtung ausschlagen mag, stets nach Norden, also in die richtige Richtung zeigt. Wir wagen die Behauptung, es müsste einmal die Rolle der Intendanten für ein geordnetes Funktionieren der Staaten, aber auch die der Straßenfeger untersucht werden. Gerade werden die Futterballen entladen, die im Laderaum neben den

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