Die Reise des Elefanten - Die Reise des Elefanten - A viagem do elefante
die zum Entladen verwendete Planke, sondern über eine andere, daneben befindliche, die sauber und frisch gescheuert war. Wir sollten dem Erzherzog zu seinem kompetenten Intendanten gratulieren, der soeben das Schiff bestiegen hat, um die Räumlichkeiten zu inspizieren, es könnte ja schließlich ein Diamantenarmband in eine Bretterritze gefallen sein. Draußen wartete die Kavallerie der Kürassiere auf den Auftritt Seiner Hoheit, in engen Zweierreihen aufgestellt, damit auch alle Tiere, fünfundzwanzig auf jeder Seite, Platz hatten. Hätten wir nicht Sorge, einen schweren Anachronismus zu begehen, würden wir uns zu gern vorstellen, dass der Erzherzog die Strecke bis zu seiner Kutsche unter einem Baldachin von fünfzig gezückten Schwertern zurücklegte, doch diese Art von Ehrungen kam höchstwahrscheinlich erst in späteren, eitleren Jahrhunderten auf. Erzherzog und Erzherzogin sind bereits in die für sie bereitgestellte glänzende, filigrane und doch solide Kutsche gestiegen. Nun heißt es nur noch warten, bis der Zug sich formiert hat, zwanzig Kürassiere vorneweg, als Vorhut, und dreißig hinten, zum Abschluss, als eine Art schnelle Eingreiftruppe für den unwahrscheinlichen, indes nicht unmöglichen Fall eines Angriffs durch Räuber. Wir befinden uns schließlich nicht in Kalabrien oder Sizilien, sondern in den zivilisierten Ländereien Liguriens, auf welche die Lombardei und Venetien folgen werden, doch da selbst das sauberste Tuch einmal fleckig wird, wie die Volksweisheit sagt, tut der Erzherzog gut daran, seine Nachhut zu schützen. Nun gilt es nur noch zu erfahren, was ihn von oben erwartet. In der Zwischenzeit hat sich nämlich der klare, leuchtende Morgenhimmel mit Wolken überzogen.
D er Regen kommt, als sie aus Genua aufbrechen. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn der Herbst schreitet voran, und dieser Guss ist lediglich das Vorspiel zu einem Konzert mit starker Beteiligung von Tubas, Schlaginstrumenten und Posaunen, ein Geschenk, das die Alpen für die Karawane bereithalten. Zum Glück für die weniger gegen schlechtes Wetter Gerüsteten, gemeint sind hier insbesondere die Kürassiere und der Mahut, Erstere mit einem neuartigen Büßerhemd aus kaltem, unbequemem Stahl bekleidet und Letzterer auf dem Nacken des Elefanten thronend, wo die Nordwinde und die siebenschwänzigen Katzen des Schnees am quälendsten sind, schenkte Maximilian der Zweite schließlich der unfehlbaren Volksweisheit Gehör, die seit Anbeginn der Welt predigt, dass Vorsicht besser sei als Nachsicht. Also ließ er die Kolonne bis zum Ortsausgang von Genua zweimal anhalten, um für die Kürassiere und den Mahut in Konfektionskleidungsgeschäften Mäntel zu erstehen, die aus ersichtlichen Gründen, schließlich gab es damals noch keine Planwirtschaft, von unterschiedlicher Machart und Farbe waren, ihre glücklichen Adressaten jedoch zumindest vor den schlimmsten Kälte- und Regenattacken schützen sollten. Dank der erzherzoglichen Vorsorge konnten wir miterleben, wie die Soldatendiese Mäntel blitzschnell von den Sattelbogen lösten und sie sich, ohne ihren Marsch zu unterbrechen, überwarfen, wobei sie eine in der gesamten Heeresgeschichte nur selten beobachtete militärische Freude zur Schau stellten. Dasselbe tat, wenngleich etwas diskreter, Fritz, ehemals Subhro. Nachdem er sich in seinen dicken Mantel gehüllt hatte, kam ihm der Gedanke, dass jene Satteldecke, die man den frommen Launen des Bischofs von Valladolid überlassen hatte, seinem dort oben in den höheren Lagen unbarmherzig dem Regen ausgesetzten Soliman von großem Nutzen gewesen wäre. Der heftige Sturm, der gleich nach diesen ersten, ausgiebigen Regengüssen aufkam, hatte zur Folge, dass Soliman und Seine Königliche Hoheit nur von ganz wenigen Menschen am Straßenrand bejubelt und begrüßt wurden. Das war ein Fehler, schließlich werden sie in nächster Zeit keine Gelegenheit mehr haben, einen Elefanten in natura vorbeikommen zu sehen. Wann der Erzherzog das nächste Mal vorbeikommt, lässt sich mangels Vorabinformationen über die zahlreichen Reisen dieser fast kaiserlichen Persönlichkeit schwer sagen, möglicherweise kommt er noch einmal, möglicherweise auch nicht. Hinsichtlich des Elefanten besteht jedoch kein Zweifel, er wird diesen Weg nicht mehr beschreiten. Der Himmel klarte auf, noch ehe sie in Piacenza eintrafen, und so entsprach der Einzug in die Stadt schon eher der Bedeutung der in der Kolonne reisenden Persönlichkeiten, die Kürassiere konnten
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