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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Geschwindigkeit ab. Der Verstand klammerte sich an die Gesichter und versuchte, bekannte Züge auszumachen. Doch je rascher sie wechselten, desto mehr verdichtete sich die Gewissheit, dass Gleb diese Leute noch nie gesehen hatte. Nur einmal tauchte eine wohlbekannte Physiognomie mit einer absurd großen Brille auf: Pantelej Gromow. Handelte es sich womöglich um die Seelen, die der Vernichter ins Jenseits befördert hatte? Aber wo befand er sich selbst? Und was waren das für Gestalten am Ende der langen Kolonne? Das Bild zoomte heran. Nur noch ein Stückchen näher, dann würde er sie erkennen. Doch kurz bevor es so weit war, weckte ihn ein spitzer Schrei.
    Der Junge schreckte hoch und rieb sich die verklebten Augen. Wie viel Zeit war vergangen? Eine Stunde? Zwei? Mehr? War er tatsächlich eingeschlafen? Direkt vor der Nase eines Todfeinds?
    An seinem Gesicht huschte ein nasses, graues Knäuel vorbei . A bermals kreischte Aurora auf und klammerte sich an ihren Weggefährten. Die nicht weniger erschrockene Ratte blinzelte mit ihren roten Knopfaugen und suchte eiligst das Weite.
    »Spinnst du?«
    Gleb hielt dem Mädchen den Mund zu und horchte.
    Doch Glück gehabt? Die Sekunden verstrichen quälend langsam. Nichts passierte. Der Junge atmete auf und sah Aurora vorwurfsvoll an.
    »Was fällt dir ein, so zu schreien? Hast du noch nie im Leben eine Ratte gesehen?«
    »Ich war eingeschlafen. Und dann ist sie plötzlich aufgetaucht … So ein Riesenvieh …«
    »Ein Glück, dass dieser Eisentrottel nichts gem…«
    Plötzlich Gepolter draußen. Ein Gerätewagen wurde von einer unsichtbaren Kraft in die Ecke geschleudert. In der Schachtmündung erschien eine stahlbewehrte Hand . A urora kreischte und zog die Beine an. Die Hand tastete umher und reichte fast bis zu ihrem Schuh. Die hakenartigen Finger schabten über die Blechwände des Schachts und ließen tiefe Kratzer zurück.
    Die Kinder krochen weiter und sahen sich immer wieder um. Das an den Nerven zerrende Schaben hörte auf. Eine Zeit lang spukte der Lichtschein einer Lampe durch den Lüftungskanal, dann tat es einen Rumpler und etwas Massives wurde vor die Öffnung geschoben. Der Vernichter hatte den Ausgang verbarrikadiert.
    Der horizontale Schachtabschnitt erwies sich als äußerst kurz. Schon nach wenigen Metern stießen die Kinder auf eine vertikale Wand. Gleb tastete nach oben und fluchte.
    »Da kommen wir nicht rein, der Schacht ist zu schmal.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte das Mädchen mit bebender Stimme.
    »Keine Sorge. Irgendwas fällt uns schon ein.«
    Gleb machte auf Optimismus, obwohl es wenig Grund dazu gab. Sie saßen in der Falle. Wenn nicht der Vernichter, dann würde sie früher oder später der Hunger aus ihrem Schlupfloch treiben.
    Doch die Situation spitzte sich schneller zu als gedacht . A us der Mündung des vertikalen Schachts rieselte plötzlich Roststaub und kurz darauf roch es verbrannt.
    »Er hat ein Stockwerk weiter oben Feuer gemacht … Der Dreckskerl will uns ausräuchern.«
    Die Hoffnung, der Qualm würde nach oben abziehen, erfüllte sich nicht. Der alte Schacht hatte praktisch keinen Zug. Vermutlich war die Austrittsöffnung verstopft. Schon nach kurzer Zeit husteten sich die Kinder die Seele aus dem Leib und pressten sich die Säume ihrer Jacken vor die Nase. Gleb wusste, dass er jetzt keine Sekunde zögern durfte, und drängte seine Weggefährtin energisch zum Ausgang.
    Aurora trommelte mit den Füßen gegen den Kasten, der vor der Öffnung stand, doch das Hindernis bewegte sich keinen Millimeter.
    »Lass mich mal versuchen!«
    Gleb versuchte, sich an Aurora vorbeizuzwängen, doch in diesem Moment wurde der Kasten zurückgeschoben, und die eiserne Hand fischte die beiden aus ihrem Schlupfloch.
    Von einer Staubwolke verhüllt, hielt die »Ameise« vor dem Hauptportal des Observatoriums an. Ein Ruck ging durch den gepanzerten Aufbau, der Motor zischte noch einmal auf und verstummte dann. Knarzend öffnete sich die Tür . A us dem Container sprangen vier Kämpfer und verteilten sich am Rand des Parks. Nach ihnen kletterte der alte Mann heraus.
    »Den Fahrer lasse ich hier, der soll auf den Transporter aufpassen«, rief Afanassi und rückte seine Gasmaske zurecht.
    »Du solltest auch lieber hierbleiben«, erwiderte Dym mit einem skeptischen Blick auf den alten Seemann.
    »Sonst noch was?! Ich werde diesen Schweinen höchstpersönlich den Hals umdrehen! Taran, wo geht’s lang?«
    Der Stalker sah sich um. Direkt gegenüber

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