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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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seine Siebensachen und folgte ihr. Unterwegs wären sie beinahe in eine Sprengfalle geraten, die der Vernichter für ungebetene Gäste installiert hatte. Im letzten Moment entdeckte der Junge die dünne Schnur.
    Die Kellergeschosse waren äußerst einfach und systematisch angeordnet. Über eine kurze, zweiläufige Treppe gelangten die Kinder eine Ebene höher. Den größten Teil dieser Etage nahm eine geräumige, schwach beleuchtete Halle ein. Mannshohe Elektroschränke mit Schalterreihen, Bedienpulte, Bildschirme …
    »Der Serverraum«, erklärte Aurora im Gehen. »Und dort ist wohl die Satelliten-Basisstation … Das Telemetrie-Modul …«
    Etwas verloren trottete Gleb hinter dem Mädchen her und betrachtete ehrfürchtig die verstaubten Gerätschaften – stille Zeugnisse der Errungenschaften ihrer Vorfahren. Die hatten nicht schlecht gelebt – Erfindungen gemacht, Bauwerke errichtet, die Welt erforscht, die Sonne beobachtet, sich zu den Sternen aufgemacht. Dabei hatten sie aber auch den Untergrund nicht vergessen. Dieses Eden war gewiss nicht innerhalb eines Jahres erbaut worden. Hatte da jemand den Krieg kommen sehen? Und sich speziell darauf eingerichtet?
    »Hör mal, Aurora …« Gleb schaute sich um – das Mädchen war verschwunden. »Aurora?«
    Hinter der nächsten Trennwand flutete gespenstisches Licht hervor. Seine Weggefährtin saß an einem Tisch vor einem Monitor und tippte auf einer Tastatur.
    »Ist das ein Computer? So was habe ich mal auf Fotos gesehen. Funktioniert er?«
    Da sie nicht antwortete, schaute er ihr neugierig über die Schulter. Ziffernreihen, Tabellen, Text in kleiner Schrift … Es war nichts zu erkennen . A urora scrollte zu schnell durch die Seite.
    Gleb verlor rasch das Interesse an dem Rechner und schaute sich um. Schmutzige Teller, ein Becher mit Resten von Pilztee, eine ordentlich aussehende Wattejacke über der Stuhllehne … Es sah so aus, als wäre der Hausherr nur kurz hinausgegangen, um gleich wieder zurückzukommen.
    Hinter der nächsten Trennwand stand ein aus zusammengestellten Tischen improvisiertes Bett. Daneben lagen Reste eines metallverstärkten Schlauchs, die zweifellos zum Flammenwerfer des Vernichters gehörten. Hier reparierte er also sein Mordinstrument.
    Dem Jungen fiel eine unansehnliche Blechkiste ins Auge, die unter dem Bett lag. In dem Behältnis fand er eine Spritze, einige Nadeln, einen Gummischlauch und ein Plastiktütchen mit einer grauen Substanz. Die Standardausstattung eines Junkies . A ngewidert schob Gleb das Fundstück weg. In der bewohnten Metro hatte er solche Dinge schon oft gesehen. Nun war klar, woher der Vernichter die Kaltblütigkeit schöpfte, mit der er seinen brisanten Auftrag verrichtete.
    Von nebenan drang ein überraschter Aufschrei Auroras herüber. Der Junge eilte zu ihr zurück. Wie gebannt starrte das Mädchen auf den Bildschirm und bewegte fieberhaft die Lippen.
    »Was ist?«, erkundigte sich Gleb ungeduldig.
    »Das ist einfach unglaublich …« Endlich riss sich das Mädchen vom Bildschirm los und wandte sich ihrem Weggefährten zu. »Dieses Gerätemodul dient eigentlich zum Datenempfang von einem Beobachtungssatelliten. Hier sind jede Menge Berichte über die Sonnenaktivität niedergelegt. Ich habe die Protokolldateien geöffnet und bin dabei auf etwas Interessantes gestoßen. Einmal pro Woche wurde die Empfangsantenne auf den Abruf eines ganz bestimmten Signals umgestellt. Es handelt sich um eine komprimierte, verschlüsselte Nachricht, deren Übermittlung nur wenige Sekunden dauert. Wenn man nicht weiß, wo man suchen muss, kommt man da nie drauf. Ich habe mal einen Spionagekrimi gelesen, in dem bekam der Agent seine Instruktionen über einen Mikrosatelliten, der für das Radar unsichtbar war. Kaum zu glauben, aber etwas Ähnliches kam hier auch zum Einsatz. Nur eins ist seltsam: Alle eingehenden Nachrichten wurden entschlüsselt und sind hier auf dem Computer abgespeichert. Ziemlich leichtsinnig von dem Typen, der …«
    »Äh … Das klingt ja alles sehr spannend«, unterbrach Gleb. »Das Problem ist nur, dass ich nicht mal die Hälfte kapiert habe. Geht’s nicht ein bisschen einfacher?«
    Aurora rollte genervt mit den Augen.
    »Sorry. Ich vergesse die ganze Zeit, dass Informatik bei euch nicht unterrichtet wird . A us diesen Instruktionen geht jedenfalls hervor, dass sich die Bombe die ganze Zeit über direkt vor unserer Nase befand! Sie wurde bereits in der Bauphase in der Nähe des ›Objekts 30‹ versteckt, um die

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