Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
Vom Netzwerk:
gesamte Regierungselite während der Evakuierung mit einem Schlag auszulöschen. In Moskau war vermutlich etwas Ähnliches geplant.«
    »Dazu ist es aber nicht gekommen?«
    »Genau. Und ich verstehe nicht, wieso. In der letzten Nachricht sind sogar die vorgesehene Aktivierungszeit und die Zugangscodes enthalten. Doch aus irgendwelchen Gründen hat der Saboteur sie nicht benutzt …«
    Plötzlich hörten sie Geräusche. Jemand kam die Treppe herauf. Das metallische Scheppern und der schwere Gang ließen keinen Zweifel: Der Hausherr rückte an. Kurz entschlossen flüchteten die Kinder in den unbeleuchteten Teil der Halle und versteckten sich hinter einem sperrigen Geräteschrank.
    Das Gepolter wurde lauter. Der Gigant trat mit dem Fuß gegen Schränke und fegte fluchend Geräte von den Tischen.
    »Scheint schlechter Laune zu sein«, flüsterte Gleb. »Bist du immer noch sicher, dass du mit ihm reden willst?«
    Selbst im Halbdunkel konnte man sehen, wie blass das Mädchen auf einmal war. Ihr stand ein gehöriger Schrecken im Gesicht.
    »Ich … muss es versuchen.«
    Die Schritte brachen auf einmal ab. Der Junge fasste sich ein Herz und lugte um die Ecke. Der Schwarze Vernichter stand am Tisch und schaute auf den flimmernden Bildschirm.
    »War der Computer an, als wir gekommen sind?«
    »Nein«, erwiderte Aurora und wurde noch blasser. »Ich habe ihn eingeschaltet!«
    »Verdammt! Dann weiß er jetzt, dass wir hier sind.«
    Wie zur Bestätigung schaute der Gigant misstrauisch umher und machte sich auf die Suche nach den geheimnisvollen Gästen.
    »Und, was siehst du?«, fragte das Mädchen ungeduldig und zupfte ihren Weggefährten am Ärmel.
    Anstatt zu antworten, zog Gleb Aurora hinter sich her. Er schlüpfte zwischen Gerätewagen hindurch und tastete sich an der Wand entlang, bis seine Hand auf ein Kunststoffgitter stieß.
    »Los! Nichts wie rein hier«, flüsterte er.
    Der Junge nahm den Deckel ab und kroch in den Lüftungsschacht . A urora folgte ihm. Dicht zusammengezwängt kauerten die beiden in dem engen Loch und wagten kaum zu atmen . A us ihrer Position konnten sie kaum etwas sehen. Nur einen Ausschnitt der gegenüberliegenden Wand und ein paar Tischbeine. Von dem, was in der Halle vor sich ging, bekamen sie so gut wie nichts mit.
    Entweder der Vernichter interessierte sich nicht mehr für die ungebetenen Besucher oder er war der Meinung, den Computer selbst angelassen zu haben. Jedenfalls hörten die Flüche und das Gepolter auf.
    Nach einiger Zeit tauchte der riesige Helm im Blickfeld auf. Er war auf den Boden geknallt und schaukelte nervig hin und her, bis ein stahlbewehrter Stiefel ihn mit einem Tritt fixierte.
    Dann folgten raschelnde Geräusche, das Klirren von Glas und ein Seufzer der Erleichterung. In den Lichtfleck fiel eine Spritze.
    »Was macht er da?«, fragte Aurora.
    »Was wohl … Er hat sich einen Schuss gesetzt. Der Mann ist ein Junkie, klar?«
    Das Mädchen verzog das Gesicht, erwiderte jedoch nichts. Der Gigant war mittlerweile verstummt. Er hatte es sich wohl auf dem Bett bequem gemacht.
    »Weißt du, Aurora … Ich glaube, es war keine gute Idee, hierherzukommen. Es wäre völlig sinnlos, mit diesem Bastard zu sprechen. Der ist doch überhaupt nicht zurechnungsfähig.« Gleb streckte seinen eingeschlafenen Arm. »Wir müssen abhauen, solange er auf seinem Trip ist.«
    Das Mädchen schüttelte trotzig den Kopf . A us Sorge um das Leben anderer hatte sie einen langen, beschwerlichen Weg auf sich genommen. Nun hatte sie Angst um sich und ihren Weggefährten und zögerte, den letzten Schritt zu tun.
    »Ich werde zu ihm gehen«, sagte sie schließlich. »Ich brauche nur ein wenig Zeit.«
    Der Junge schloss resigniert die Augen. Ihm gingen viele Argumente durch den Kopf, warum es falsch war, auf den Schwarzen Vernichter zuzugehen. Doch er sprach sie nicht aus, da er sich in Auroras Entscheidung nicht einmischen wollte.
    Ausgerechnet jetzt bekam er wieder Kopfschmerzen – Nachwehen des Schafthiebs, den ihm der vermaledeite Pilzzüchter verpasst hatte. Gleb versuchte, sich zu entspannen und die peinigenden Nadelstiche im Schädel zu ignorieren. Er lehnte die Stirn gegen die kalte Wand und machte es sich bequemer, soweit das in dem engen Lüftungsschacht möglich war. Diese Chance ließ sich sein erschöpfter Körper nicht entgehen und versetzte das Bewusstsein völlig unvermittelt in einen traumdösigen Halbschlaf.
    Die Bilder – allesamt schemenhaft und verschwommen – liefen mit beängstigender

Weitere Kostenlose Bücher