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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Häuptling verstummt war, legten die Tamtams los – riesige, mit Leder bezogene Radfelgen, die an Dreibeinen in den Ecken des Raums aufgestellt waren. Kraftprotze mit geröteten Gesichtern prügelten selbstvergessen mit Baseballschlägern auf sie ein. Weiß der Geier, wo sie die herhatten. Die Bewohner der Gedenkstätte begannen sich im Rhythmus der Trommeln zu bewegen und immer mehr Schaulustige drängten zum Podest.
    Es war höchste Zeit, diesem Zirkus ein Ende zu machen, und der passende Moment dafür ließ nicht lange auf sich warten. Mit gezücktem Messer beugte sich der festlich gekleidete Häuptling über den Opferaltar. Noch verharrte Taran reglos.
    »Überleg dir noch mal, ob du auf der richtigen Seite stehst, Stummel«, sagte der Stalker im Flüsterton, während Sitting Bull mysteriöse Handbewegungen über seinem Körper vollführte. »Du bist nicht so dumm, wie du tust. Meinst du wirklich, dass es richtig ist, den Willen der Masse zu bedienen?«
    Doch der Häuptling ignorierte den Appell und setzte seinen Hokuspokus über dem Altar fort. Die Stummel gerieten unterdessen allmählich in Ekstase, während sie im treibenden Rhythmus der Trommeln mit den Oberkörpern wippten. In den Augen der Wilden brannten Höllenfeuer und auf ihren zu Fratzen verzerrten Gesichtern spielte ein unheilvolles Grinsen. Das Ritual näherte sich seinem Höhepunkt.
    »Na gut, Junge, du hast es nicht anders gewollt …«
    Sitting Bull kam nicht mehr dazu, auf das sonderbare Gerede seines »Opfers« zu reagieren. Gerade eben hatte er noch den Dolch in der Hand gehabt, doch einen Wimpernschlag später war dieser auf unerklärliche Weise in der Pranke des Gefangenen gelandet. Der Häuptling hatte keinen Schlag gespürt und doch war der Dolch auf einmal weg. Er schien ihm ganz von selbst entglitten zu sein. Konsterniert starrte der Ärmste auf seine leere Hand. Erst dann spürte er einen Schmerz im Handgelenk, und einen Augenblick später fand er sich in der Horizontalen wieder. Nachdem Taran ihn mit einer sim plen, aber effektiven Sense von den Beinen geholt hatte, sprang er auf ihn, verdrehte ihm den Arm und setzte ihm das Tanto an den Hals.
    »Alle stehen bleiben!! Keiner bewegt sich, verstanden?!!«
    Die Tamtams verstummten wie auf Kommando. Entgeistert schauten die Stummel zu ihrem gestürzten Anführer und knirschten ohnmächtig mit den Zähnen.
    »Sie sollen mir meine Knarre zurückgeben, verstanden?!«, kommandierte der Stalker und drückte stärker zu.
    Sitting Bull heulte vor Schmerz und gab seinen Leuten hektisch Zeichen.
    Es verging keine Minute, bis Tarans Sachen neben dem Opferaltar auf den Boden plumpsten. Zuerst das Gewehr, dann der Rucksack und die Kampfmittelweste. Der Söldner stellte den Häuptling wieder auf die Beine und griff nach seiner Kalaschnikow. Ratsch. Entsichert.
    »Heb die Sachen auf.«
    Hektisch raffte Sitting Bull die Habseligkeiten des Stalkers zusammen und erschauderte, als er den kalten Gewehrlauf an seinem Hinterkopf spürte.
    »Und jetzt zum Ausgang. Wenn du eine falsche Bewegung machst, knall ich dich ab.«
    Die Menge ging widerwillig auseinander, um den dreisten Gast aus dem Untergrund und seine Geisel durchzulassen. Die Schaulustigen fauchten und bleckten die Zähne, die Krieger hielten drohend ihre Lanzen umklammert. Zwischen Streitäxten und Messern kamen auch primitive Armbrüste zum Vorschein.
    Am Ausgang aus dem Saal stellte sich einer von Sitting Bulls Leibwächtern in den Weg – ein richtiger Koloss mit einem stattlichen Wanst. Er spielte provozierend mit einem Hiebmesser herum. Offenbar forderte er den Stalker zum Duell heraus.
    Taran rollte mit den Augen . A uf die schweren Jungs schien er im Moment abonniert zu sein. Ihm taten jetzt noch die Rippen weh von der netten Unterhaltung mit Dym, da stand schon der nächste Jumbo bereit.
    Der Stalker ließ sich auf nichts ein. Stattdessen versetzte er dem Leibwächter einen heftigen Fußtritt. Der fette Stummel griff sich an den Bauch und klappte zusammen. Ein Hieb mit dem Gewehrschaft auf den Hinterkopf knockte ihn endgültig aus.
    Wenn Taran hier lebendig rauskommen wollte, musste er schnell sein und Härte zeigen, um jeden Widerstand schon im Keim zu ersticken. Er stieg über den bewusstlosen Fettwanst und brüllte ein paar Krieger an, die sich bedrohlich nahe herangewagt hatten. Eingeschüchtert zogen sie sich zurück.
    Als der Stalker mit seiner Geisel den Saal verließ, kam endlich Bewegung in die überrumpelten Stummel. Die Mutigsten

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