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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Straße, als wäre er festgewachsen.
    Der Stalker nestelte an seinem Gewehr. Plötzlich schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass ihm diese Situation irgendwie bekannt vorkam. Nur woher …?
    Ach ja, genau: Ksiwa – Friede seiner Asche – hatte doch bei der Expedition nach Kronstadt diese schräge Geschichte von so einem ähnlichen Typen erzählt. Nur dass der Sprünge machte wie ein Heupferd. Dieser hier dagegen …
    Noch ehe Taran den Gedanken zu Ende denken konnte, schnellte der Unbekannte plötzlich wie eine Rakete empor, schwirrte als verschwommener grauer Schatten durch die Luft und saß einen Wimpernschlag später hoch oben auf einem Baum.
    »Meine Fresse …«
    Der Stalker ging langsam rückwärts, ohne den irrwitzigen Springer aus dem Fadenkreuz zu verlieren. Der Unbekannte hing in einer Astgabel des mächtigen Baumriesen und war erneut in Reglosigkeit erstarrt. Mit jedem Schritt vergrößerte sich der Abstand zwischen dem Stalker und dem Mutanten. Noch ein paar Meter, dann würde sich die unerfreuliche Begegnung wohl erledigt haben …
    Im selben Moment löste sich die Kreatur vom Baum und sprang in wildem Zickzack auf den Menschen zu.
    Die Kalaschnikow knatterte los. Während Taran sich zu den Ruinen des nächstgelegenen Gebäudes zurückzog, feuerte er kurze, sparsame Salven. Doch der Mutant erwies sich als extrem flink. Wie durch ein Wunder gelang es ihm, mit abenteuerlichen Sprüngen den Kugeln zu entgehen. Dabei stieß er sich immer wieder an Beleuchtungsmasten, demolierten Lastwägen und umgeknickten Baumstämmen ab.
    Der Stalker feuerte ununterbrochen. Die Kontrahenten trennten nur noch wenige Meter, als das Springmonster plötzlich strauchelte und aufheulte. Eine der letzten Kugeln hatte offenbar ins Ziel gefunden, doch die erwünschte Wirkung blieb aus. Der graue Schatten ließ sich nicht mehr stoppen und raste mit voller Wucht in seinen Gegner hinein – und in das Bajonett am Lauf von Tarans Gewehr. Der Stalker fiel auf den Rücken und spürte, wie der Schaft der Kalaschnikow auf den Asphalt prallte. Er benutzte die Waffe jetzt wie einen Bärenspieß und hob den Mutanten über seinen Kopf hinweg.
    Als Taran sich gerade aufrappeln wollte, tauchten unter dem weiten Gewand des Angreifers dessen Beine auf, die wie bei einem Vogel angewinkelt und mit hypertrophierten Muskeln bepackt waren. Im nächsten Augenblick streckten sie sich wie eine schnalzende Feder und versetzten Taran einen mörderischen Tritt. Der Stalker flog gut und gerne zehn Meter weit und krachte rücklings gegen eine Ziegelmauer, dass ihm die Luft wegblieb. Im Rausch des Adrenalins sprang er zwar sofort wieder auf die Beine, doch dann wurde ihm urplötzlich schlecht. Etwas Warmes rann in seinen Nacken. Nachdem er sich prüfend an den Hinterkopf gefasst hatte, starrte er auf seine blutverschmierte Hand. Verdammt …
    Im nächsten Moment kippte der Boden und raste auf ihn zu. Den Aufprall bekam Taran nicht mehr mit . A ll seine Sinne schalteten sich auf einen Schlag ab, als hätte jemand den Stecker gezogen. Der Stalker verlor das Bewusstsein.
    Na so was … Ein Kino. Bequeme Sessel, eine riesige Leinwand … Inzwischen wusste man schon gar nicht mehr, wie das war, einen Kinofilm anzuschauen. Schon gar nicht in dem neumodischen 3D.
    Eigenartig, was für Bilder das Gehirn aus dem Unterbewusstsein hervorzerrte. Taran war davon überzeugt, dass es sich um eine Vision handelte. Oder um einen Traum. Wie sonst hätte sich erklären lassen, dass der Raum mit Zuschauern gefüllt war?
    Ohne Vorankündigung überfielen ihn rasende Kopfschmerzen. Immerhin rissen sie ihn aus seinem Dämmerzustand. Das Bild wurde klarer. Details wurden sichtbar. Die Leinwand war völlig durchlöchert, die Sitze mit Fledermauskot verschmutzt. In der Decke gähnte ein gewaltiges Loch, durch das dicke Schneeflocken in den Kinosaal schwebten. Die Zuschauer sahen auf einmal nicht mehr besonders gesund aus – vertrocknete Mumien und halb verweste Leichen, die in zerrissenen Stalker-Schutzanzügen steckten.
    Also doch kein Traum, sondern unbarmherzige Wirklichkeit. Offenbar hatte sich irgendein Irrer den makabren Scherz erlaubt, die Toten ins Kino zu verfrachten. Man konnte sich an fünf Fingern abzählen, dass dieses Springmonster dahintersteckte. Zum Henker mit ihm.
    Der Stalker streckte seinen verspannten Hals und tastete seinen Körper ab . A lles im grünen Bereich, mal abgesehen von der Platzwunde am Hinterkopf. Höchste Zeit, sich aus dem Staub zu machen,

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