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Die Reise in die Dunkelheit

Die Reise in die Dunkelheit

Titel: Die Reise in die Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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schüttelte den Kopf . A us seinem Blick sprach tiefe Traurigkeit. »Ich möchte niemandem zur Last fallen. Mein Sohn soll mich so in Erinnerung behalten, wie er mich kannte.«
    »Aber …«
    »Versprich mir, dass du ihm nichts sagst! Versprich es!«, flehte der alte Mann und packte den Stalker am Arm.
    Taran nickte und überlegte fieberhaft, was zu tun sei. Hierlassen konnte er den Ärmsten auf keinen Fall. Er hätte sonst Gleb nicht mehr in die Augen schauen können . A m besten war es wohl, ihn irgendwo in der Allianz unterzubringen.
    Nachdem Glebs Vater sich ein wenig beruhigt hatte, fiel sein Blick auf die Arme des Söldners.
    »Was ist das?«, fragte er, als er die Spuren der Nadeln entdeckte. »Du siehst nicht wie ein Junkie aus … Warte, ich glaube ich weiß … Hast du öfter Schmerzen? Benutzt du ein Serum der Veganer?«
    »Ja . A ber woher weißt du …«
    »Warte, Stalker! Für Fragen ist später noch Zeit!« Der Knecht beugte sich verschwörerisch zu Taran und sprach noch leiser. »Diesen verlogenen Schurken darfst du unter keinen Umständen über den Weg trauen. Ich habe ein Gespräch in einem Labor mitgehört. Du musst unbedingt wissen, dass …«
    Ein Schuss knallte. Der Körper des alten Mannes zuckte und sank in die Arme des Söldners. Seine Lippen bewegten sich noch im vergeblichen Bemühen, das Entscheidende auszusprechen. Kurz darauf schloss er für immer die Augen. Heißes Blut tropfte auf die Bahnsteigplatten. Hinter einer Wolke aus Pulverdampf stand Satur und schaute den Stalker an. Die Pistole in seiner Hand zitterte leicht.
    Taran ließ den leblosen Körper von Glebs Vater aus den Armen gleiten. Von seinen blutverschmierten Händen wanderte sein Blick zu dem Mörder. Die zusammengepressten Lippen des Veganers verrieten Anspannung und Zorn.
    »Was hat er dir für einen Mist erzählt? … He, ihr!« Satur winkte zwei Rekruten herbei. »Räumt dieses Stück Scheiße hier weg!«
    Die Worte des Veganers brachten das Fass zum Überlaufen. Diplomatie, Toleranz, Neutralität – all diese hochtrabenden Worte hatten mit einem Schlag ihren Sinn verloren. Taran spürte nichts mehr außer dem unbezähmbaren Wunsch, diesem widerlichen Aas, das sich für etwas Besseres hielt, das Licht auszublasen und ihm für immer das Maul zu stopfen.
    Seine blutigen Hände griffen nach dem »Luchs«. Langsam bewegte sich der Lauf der Flinte in die Horizontale. Die Augen des Stalkers vereisten.
    »Was machst du denn da? Nimm die Knarre runter! Weg damit, oder ich schieße!«
    Die Pistolenkugel schlug in der schusssicheren Weste ein. Die Laufmündung des »Luchs« setzte ihre Zielbewegung fort.
    »Nicht!«
    Noch ein Pistolenschuss. Brennender Schmerz versengte Tarans Wange. Ein Streifschuss. Scheiß drauf. Saturs Gesicht erschien im Visier. In seinen Augen stand das blanke Entsetzen. Die Sekunden dehnten sich zur Ewigkeit. Der Finger betätigte den Abzug und der Rückstoß der Flinte schlug in den Arm. Für Sekundenbruchteile wurde die verhasste Visage vom Feuerblitz verdeckt, und als der graublaue Rauch sich verzogen hatte, war sie nicht mehr da. Der enthauptete Körper des Veganers sank zu Boden. Seine Beine scharrten noch für ein paar Sekunden unkontrolliert über den Boden.
    Die Rekruten standen da wie gelähmt und starrten schockiert auf das spritzende Blut. Der zunächst stehende Kämpfer wandte den Blick zu Taran und dann auf die hölzerne Gewehrattrappe, mit der er vor einer Minute noch über den Exerzierplatz marschiert war. Der Stalker nutzte diese Schrecksekunde und überrumpelte ihn mit einem gezielten Fußtritt. Dann rannte er in Richtung Kontrollposten davon.
    Die Fluchtmöglichkeiten waren überschaubar. Vom Häuschen des Stations-Checkpoints lief ihm bereits ein junger Kämpfer entgegen, der hektisch am Sicherungshebel seiner Kalaschnikow zerrte. Taran rammte ihm den Lauf des »Luchs« in den Kiefer und sprang über die Absperrung. Hinter ihm krachten vom Bahnsteig her die ersten Schüsse. Schlimmer war, dass auch vor ihm im Tunnel bereits Kämpfer auftauchten, die offenbar den Lärm gehört hatten und vom verstärkten Kontrollposten herbeieilten. Der Weg zu den Stationen der Allianz war versperrt.
    Der Stalker gab zwei Schüsse ab. Sein Plan ging auf. Die Veganer suchten Deckung, indem sie sich an die Tunnelwand drückten. Dadurch gewann Taran wertvolle Sekunden. Mit ein paar mächtigen Sätzen schaffte er es bis zu einem Seitentunnel, der zu einem Lüftungsschacht führte. Der Korridor beschrieb zum

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