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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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in seiner Ecke, um sich zu besaufen.
    Taran rief nach seinem Schüler. Gleb fuhr auf und folgte den Stalkern, wobei er immer zwei Stufen auf einmal nahm. Oben angekommen, verschlug es dem Jungen den Atem
von dem überwältigenden Anblick, der sich ihm vom Dachboden aus bot. Das schier unendliche Panorama dieser verlassenen Welt begeisterte Gleb, doch zugleich registrierte er bitter ihre Einsamkeit und Leblosigkeit. Wie unvorstellbar groß mussten der Hass und die menschliche Unvernunft gewesen sein, dass man ihnen alles Leben geopfert hatte – die Natur, das Wasser, die Erde …
    Als Gleb in die andere Richtung blickte, traute er seinen Augen nicht: Genau wie in seinem Traum erstreckte sich hinter den Bäumen …
    »Das Meer.«
    »Fast. Das ist nur der Finnische Meerbusen.« Taran deutete mit seiner Hand in die Ferne. »Und dieses Stückchen Land da hinten, das ist Kronstadt.«
    Kondor holte ein Fernglas hervor und beobachtete aufmerksam das ferne Ufer.
    »Und, ist was zu sehen?«
    »Alles ruhig und friedlich. Signale kann ich auch keine erkennen.«
    Als Gleb sich an der funkelnden Wasserfläche sattgesehen hatte, lief er die Galerie entlang zur gegenüberliegenden Seite. Dort unten lag ein versumpfter See, dessen schlammige Oberfläche Blasen schlug. Der weißliche Dunst, der aus dem Wasser aufstieg, umhüllte zwei kleine, von Gebüsch überwucherte Inseln in der Mitte. Als er näher hinschaute, entdeckte der Junge, dass sich dort etwas bewegte. Er rief seinen Meister.
    Was, wenn dort doch Menschen sind, dachte Gleb. An der Moskowskaja werden sie staunen, wenn sie erfahren, dass ausgerechnet ich …

    »Hoppla.« Dem erfahrenen Stalker reichte ein Blick durch das Visier seines Gewehrs. »Alte Bekannte. Den Olga-Teich Ref. 27 haben sie sich also ausgesucht.«
    Kondor kam herbeigelaufen. Er schaute durch sein Fernglas und fluchte. Gleb, der vor Neugierde brannte, riss ihm ohne viel Federlesens das Gerät aus der Hand und hielt es an seine Augen. In der Ufervegetation huschten die grauen Köpfe von Wolfsmenschen vorüber. Für einen Moment schien es Gleb, als ob eine der Visagen ihn anstarrte. Der Mutant warf den Kopf in den Nacken und begann langgezogen zu heulen. Sogleich begannen sich in den Büschen die breiten buckligen Rücken seiner Artgenossen zu regen. Als hätte sie nur auf diesen Ruf gewartet, setzte sich die graue Masse mit einem Mal in Bewegung und lief auf die kleine Brücke zu, die die beiden Inseln verband.
    »Was sollen wir machen, Stalker? Warten? Uns verstecken?«, Kondor sprach immer hektischer, während er beobachtete, wie die Wolfsmenschen nun mit weit ausgreifenden Schritten über die zweite Insel jagten. Die schnellsten unter ihnen sprangen bereits auf die Brücke, die ans Ufer führte.
    »Abhauen.«
    Sie flogen förmlich die Stufen hinunter und hinaus auf die Straße. Hastig hoben die anderen ihre Waffen auf und rannten ihnen nach.
     
     
    Das rhythmische Schlagen der schweren Stiefel auf dem Pflaster beruhigte Glebs Nerven ein wenig. Seine feuchte Haut juckte unangenehm unter dem Gummi der Atemmaske.

    »Ständig laufen wir und laufen«, ließ sich Dym vernehmen. »Ich komm mir langsam vor wie ne mongolische Antilope. Wir sollten die Köter einfach abknallen, und Schluss.«
    »Der Belgier reicht dir wohl nicht, Gena? Hast wohl noch nicht genug gespielt?«, entgegnete der Kommandeur bissig. »Schneller, Nata, schneller!«
    »In den Park!«, rief Taran.
    Ohne anzuhalten, warf sich Dym mit voller Kraft gegen das schmiedeeiserne Tor. Mit kläglichem Scheppern sprangen die Flügel auf – einer davon flog gleich ganz aus der Angel. Die Stalker jagten durch den oberen Park, umrundeten die Schlossruine und kletterten die breiten Stufen der Großen Kaskade herab. Ihre Verfolger waren noch nicht zu sehen.
    Am Fuße der Kaskade erblickte Gleb eine Statue: Ein nackter, muskulöser Mann kämpfte allein mit einer sonderbaren Kreatur.
    »Wer ist das?«
    »Samson.«
    »Ist er auch ein Stalker?«
    »Und was für einer!«, fiel Ksiwa kichernd ein. »Einen C-Anzug hat der nie getragen. Aus Prinzip.«
    Die Gesichter der anderen Stalker blieben finster. Ihnen war nicht zum Scherzen zumute – zu frisch war noch die Erinnerung an den Tod des Belgiers. Nur Bruder Ischkari begann dumm zu kichern, doch auch sein Lachen riss ab, als sich der Trupp der Statue näherte. Das ausgetrocknete Wasserbecken, das die Skulptur umgab, war bis oben hin gefüllt mit menschlichen Überresten. Knochen, die mit der
Zeit und vom

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