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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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gefasst, aber der Stalker schien es damit nicht eilig zu haben.
    »Sag mal, hast du neben dieser Pumpe eventuell so einen großen Rucksack gesehen?« Taran breitete die Arme komisch aus. »Oder einen Ballen, eine Tasche …?«
    »Ja, da war ein Rucksack.« Der Junge blickte vorsichtig zu seinem Meister. »Und zwei Schaufeln steckten an der Seite.«
    »Perfekt. Gut gemacht, Kleiner. Ein Lob für deine Aufmerksamkeit. « Taran klopfte seinem Schüler auf die Schulter und wandte sich Kondor zu.
    »Wir gehen zurück, zu dem ersten Durchlass. Wenn ihr schon nicht schwimmen lernen wollt …«

     
     
    »Los, los, nicht faulenzen!« Schaman trieb Ischkari ein weiteres Mal an.
    Der Sektierer warf dem Mechaniker einen unzufriedenen Blick zu und fuhr fort, das Boot aufzupumpen. Die rhythmischen Luftstöße ließen die Seiten des Bootes allmählich runder werden. Das feuchte, von Schimmelflecken bedeckte Gummi roch muffig, doch Schaman schien das in keiner Weise zu kümmern. Seine Augen glänzten, wie im Übrigen immer, wenn Technik aus der Vorkriegszeit im Spiel war.
    »Und das, junger Mann, sind keineswegs Schaufeln!« Schaman schwirrte begeistert um das Boot herum und rief Gleb zu sich. »Das sind Ruder! Hast du so was etwa noch nie gesehen? Und das hier sind die Dollen. Damit kann man die Ruder fixieren.«
    »Lass ihn doch in Ruhe.« Dym steckte sich genüsslich eine neue Zigarette an. »Siehst du nicht, dass der Junge auch so schon hundemüde ist?«
    Gleb konnte seinen Blick nicht von der schwarzen Wasseroberfläche lösen. In einem endlosen Strom wälzte es durch das Loch im Damm hindurch. Plötzlich übertrug sich das Gefühl des Erstickens auf unbegreifliche Weise aus dem Traum in die Wirklichkeit. Er verspürte den Wunsch, die Atemmaske herunterzureißen und zu atmen, mit weit geöffnetem Mund. Die kalte Herbstluft einzufangen, zu schlucken, sich daran zu berauschen. Zwischen seinen Schulterblättern floss ein Strom von Schweiß herunter. Die Erde begann ringsherum zu schwanken.
    »He, immer sachte!« Taran packte seinen Schüler und zog ihn vom Rand weg. »Setz dich erst mal hin und atme
ruhig. Gut so. Schau auf die Erde. Was tust du mit der Maske? Rück sie wieder gerade. So ist’s gut. Atmest du? Ein … aus … gut.«
    Glebs Kopf hörte auf sich zu drehen, das Zittern hatte nachgelassen, und er stand auf. Die flüchtige Schwäche war ihm peinlich. Umso mehr, als die Stalker es mitbekommen hatten. Er sah seinen Meister von der Seite an. Wie oft hatte sich Taran um ihn kümmern müssen wie um einen hilflosen Grünschnabel? Der Junge erinnerte sich daran, wie er sich in dem Bunker eingemacht und wie ihn Ksiwa deswegen ausgelacht hatte.
    »Geht’s besser?«
    »Ja.« Gleb wischte sich verbittert über die Gläser der Atemmaske.
    »Nimm es dir nicht zu Herzen. Du bist es nicht gewohnt. Nach dem Leben im Untergrund kommt einem das alles seltsam vor.« Taran begab sich zu den anderen. »Gehen wir. Wir werden erwartet.«
    Die Stalker ließen das Boot bereits zu Wasser. Farid saß darin und hielt das Ende des Seiles fest.
    »Mehr als drei trägt es nicht auf einmal.« Kondor kletterte nach unten. »Taran, du kommst mit uns in der ersten Fuhre.«
    »Nimm Gleb mit.«
    »Nein. Du kennst den Weg, also komm jetzt mit mir. Ich brauche dich dort.«
    Taran verschwand nach Kondor hinter der Abbruchkante. Gleb setzte sich vorsichtig am Rand hin und beobachtete, wie die Stalker am Seil nach unten kletterten. Das Boot bog sich durch unter dem Gewicht der drei schweren
Körper, schaukelte jedoch recht sicher auf den Wellen. Einen Moment später verschwand seine Silhouette in dem milchigen Dunst.
    Die Zurückgebliebenen lauschten in angespannter Erwartung. Die Luft um sie herum schien dichter geworden zu sein. Dichter und zäher. Sie hüllte sie ein und erdrückte sie.
    »Unheimlich, irgendwie.« Ksiwa schüttelte sich und zog sein Sturmgewehr näher an sich heran. »Es wäre besser, wenn sie vom Ufer ablegen würden. Da ist der Nebel nicht so dicht, und man muss nicht diese Eisenbügel hinabsteigen. «
    »Die Ufer sind versumpft«, erklärte der Mechaniker. »Dort wächst aller möglicher Mist. Vielleicht Algen, vielleicht aber auch was anderes. Taran sagt, man sollte sich besser davon fernhalten.«
    Von unten hörten sie einen Zuruf von Farid. Er hielt das Seil und winkte ihnen vom Boot aus zu.
    »Sie scheinen drüben zu sein.« Schaman begann herabzuklettern. »Nata, halt mal meine Kalaschnikow. Das blöde Ding rutscht mir immer

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