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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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liefen um einige Häuserruinen herum und kamen endlich auf der Petrowskaja-Straße heraus.
    »Nun geradeaus. Bis zur Werft ist es nur ein Steinwurf.«
    Der Junge reckte seinen Hals und versuchte zu erspähen, was da vorn war. Im nächsten Moment spürte er erneut, dass jemand ihn unverwandt von irgendwoher anstarrte. Anscheinend hatte Taran auch etwas bemerkt, denn plötzlich rannte er ohne Vorwarnung über das Pflaster, überquerte die Straße und verbarg sich in einem Hauseingang. Die Kämpfer eilten ihm hinterher. Der Stalker sprang in den Hof hinaus, verharrte reglos und lauschte. Stille. Ein weiterer Betonbrunnen und leere Häuser ringsum. Taran wollte schon wieder aufbrechen, als auf einmal von hinten ein fürchterliches Wehgeschrei anhob. Die Gefährten stürzten zurück und erblickten den erschrockenen Sektierer. Bruder Ischkari saß auf dem Asphalt, zeigte mit dem Finger auf ein Gestrüpp in der Nähe und murmelte stockend:
    »Dort … ist etwas. Ich habe es gesehen. Es … es ist plötzlich aufgetaucht und … weggelaufen!«

    »Bleibt hier stehen!« Taran verschwand im Dickicht.
    »Was hast du gesehen?«, fragte Schaman den Sektierer. Der schien vor Angst den Verstand verloren zu haben. Mit untergeschlagenen Beinen saß er da und stammelte undeutlich vor sich hin.
    »Teufel! Du nutzt uns so viel wie ein Filzstiefel ohne den zweiten. Anziehen kannst du ihn nicht, und zum Wegwerfen ist er zu schade.«
    Der Wegführer war inzwischen zurückgekommen, konnte jedoch nichts Neues berichten.
    Der Trupp marschierte weiter, doch nun beobachteten alle die Umgebung durch die Zielfernrohre ihrer Gewehre. Sie näherten sich einem niedrigen, zweistöckigen Haus, auf dessen Dach große Buchstaben montiert waren: »SCHIFFS-WERFT«.
    »Das Pförtnerhaus …«
    Die Stalker durchquerten eine kleine Halle voller Müll und zerschlagenem Glas und betraten das Werksgelände.
    »Wohin jetzt?«
    »Keine Ahnung.« Taran blickte sich finster um. »Ich war nur ein einziges Mal in der Werft. Hier gibt es alles Mögliche: Docks, Anlegestellen … Versuchen wir uns durch die Werkhallen zu schlagen. Wie heißt es doch in dem Märchen: Geh dahin, ich weiß nicht wohin, finde das, ich weiß nicht was …«
    Sie passierten einige heruntergekommene, teils sogar komplett verfallene Gebäude. Wohin die Stalker auch blickten, überall erwartete sie das gleiche Bild: Haufen aus zerschlagenen Ziegelsteinen, rostige Überreste von Werkzeugmaschinen, die Gänge dazwischen voller Staub. In einem
der Wärterhäuschen stießen sie auf die Reste eines frischen, noch nicht ganz verglühten Lagerfeuers. Im Kohlenstaub auf dem Blechboden war deutlich der Abdruck eines Stiefels zu erkennen. An einem Dreifuß aus Holzpfählen hing ein rußgeschwärztes Kochgeschirr.
    »Die Hausherren scheinen es ja nicht eilig zu haben, ihre Gäste zu empfangen. Verstecken sich wie Küchenschaben. «
    Der Mechaniker räusperte sich besorgt. »Es gibt Schaben, die dich auf einen Sitz verdrücken.«
    Der Trupp bewegte sich weiter nach Osten. Eine Stunde zog sich ihre angespannte Suche bereits hin und fiel ihnen von Minute zu Minute schwerer.
    »Weder Schilder noch Lüftungsschächte zu sehen«, murmelte der Mechaniker leise. Der Wegführer nickte zustimmend und ließ den Blick schweifen.
    »Auf der Karte stand ein Zeichen«, merkte der Tadschike an und spielte mit seiner Gebetskette. »Das müssen wir suchen.«
    »Woher willst du wissen, dass es ein Zeichen war?!« Die Stimme des Mechanikers klang immer gereizter. »Das riecht nach Verderben, Männer … Wir hätten nicht hierherkommen sollen.«
    Gebäude um Gebäude durchkämmten die Gefährten einen großen Teil der Werft. Schließlich erregte eine der Gassen zwischen zwei Hallenwänden ihre Aufmerksamkeit. Überall lagen hier die verschiedensten Gerätschaften herum: leere Spulen, windschiefe Spinde, geschweißte Metallkonstruktionen … Gleb stellte sich sogleich einen Riesen vor, der die schweren Kästen durcheinandergeworfen
hatte wie ein Kind sein Spielzeug. Der Eindruck drängte sich auf, dass jemand aus der ganzen Werft zunächst sämtlichen Plunder hierhergeschleppt, dann aber seine Meinung geändert und die unsinnige Beschäftigung sein gelassen hatte.
    Noch mehr Gerümpel entdeckten sie hinter einer Abbiegung, dort, wo der Weg in einer Sackgasse endete. Wie im Laden eines Trödlers waren die Wände hier komplett mit Schrotthaufen und verrosteten Maschinenteilen voll gestellt.
    »Eine Müllhalde?«, rätselte

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