Die Reise ins Licht
Farid.
»Nicht ganz … Sieht so aus, als hätten wir den Luftschutzkeller gefunden.« Taran musterte die großen Buchstaben an der Wand über einem der Schrotthaufen.
Die riesige, gut sichtbare Aufschrift lautete: Brennt in der Hölle, ihr Bastarde! Gleb betrachtete verwundert die sorgfältig errichtete Barrikade. Dem Anschein nach befand sie sich schon lange hier: Zwischen den verrosteten Trägern hatte sich Sand angesammelt und wuchsen Disteln mit ausladenden Blättern. Wer hatte sich hier verbarrikadiert? Vor wem hatten sich die Menschen abschotten wollen? Und wieder dieses Wort: Bastard. Obwohl es Gleb seit dem ersten Tag ihrer Expedition verfolgte, hatte er noch nicht wirklich begriffen, was es bedeutete. Ein Bastard … Das hatte mit Fortpflanzung zu tun … Waren damit Missgeburten gemeint?
»In den ersten Tagen nach der Katastrophe habe ich so was schon mal gesehen«, erläuterte Taran. »All die Pechvögel, die es nicht mehr in die Metro geschafft hatten, lauerten den Expeditionen auf, die aus der Metro kamen. Zuerst
flehten sie, mit hinab genommen zu werden, dann begannen sie die Expeditionen zu überfallen. Die Station Park Pobedy haben sie sogar versucht zu blockieren, indem sie den Schacht der Rolltreppe mit allem möglichen Zeug zuschütteten. Arme Teufel. Was man nicht alles aus Verzweiflung tut …«
»Du glaubst also, hier gibt es nichts zu holen?« Schaman versetzte einem Eisenteil einen Fußtritt.
»Das ist nicht meine Entscheidung. Ich habe meinen Auftrag erledigt: Wir sind in Kronstadt.« Taran schaute Kondor fragend an.
Kondor trat langsam, scheinbar unwillig vor. »Der Luftschutzkeller ist die einzige Vermutung der Allianz. Selbst falls es dort nichts gibt, müssen wir uns vergewissern. Und herausfinden, ob es da unten tatsächlich so viele Ressourcen gibt.«
»Dann sollten wir nicht lange fackeln.« Der Mechaniker stellte seinen Rucksack ab. »Farid, hol den Sprengstoff, wir machen den Weg frei.«
»Im Großen Vaterländischen Krieg hat eine Fliegerbombe den Bunker getroffen«, erklärte Taran seinem Schüler, ohne die Umgebung aus den Augen zu lassen. »Wer sich damals in Schützengräben und Kellern versteckt hatte, blieb unversehrt, die anderen sind dabei draufgegangen. Später wurde der Luftschutzkeller umgebaut. Unter Berücksichtigung der früheren Fehler. Ich habe also keine Ahnung, was wir unter diesem Haufen entdecken werden. «
Sie betrachteten die Barrikade. Schaman und Farid hatten das teure Dynamit bereits montiert. Für die Verhältnisse der Metro-Welt war diese Sprengladung ein Vermögen wert. Seinerzeit waren fast alle Vorräte beim Bau neuer Stollen verbraucht worden, um den Wohnraum der Station zu vergrößern. Selbst Tarans Vorräte waren bis auf einige wenige Stangen so gut wie erschöpft.
»Fertig!« Der Mechaniker wickelte das Kabel ab, bis er die Ecke der nächsten Gasse erreicht hatte. »Wir können anfangen.«
Die Stalker drückten sich gegen eine Ziegelmauer und warteten reglos.
»Halt dir die Ohren zu und mach den Mund auf.«
Hastig folgte Gleb den Anweisungen seines Meisters. Bereits im nächsten Augenblick erfolgte die ohrenbetäubende Explosion. Die Erde bebte unter ihren Füßen, in ihren Ohren dröhnte es. Hinter der Ecke erhob sich eine Säule aus Staub und Eisensplittern. Orangefarbener Rauch hüllte die gesamte Gasse ein.
»Schaitan! Das hat gedonnert, was?« Farid bog als Erster um die Ecke und verschwand in den Rauchschwaden.
Die anderen folgten ihm. Allmählich lichtete sich der Rauch, und die Stalker konnten das Bild der Zerstörung betrachten. Rostige Eisenteile lagen überall herum. Dort, wo sie den Eingang vermutet hatten, klaffte ein großes Loch. In einiger Entfernung davon lagen die Fragmente des aus der Angel gerissenen Tores.
Als sie näher herantraten, erblickten die Stalker einen langen, schrägen Gang, der unter die Erde führte. An den dicken Betonmauern waren deutlich Kratzer und Aushöhlungen
zu erkennen. Jemand hatte verzweifelt versucht, aus dem Luftschutzkeller herauszukommen – offenbar vergeblich. Die Stalker stiegen die Stufen herab und erreichten einen engen Treppenabsatz vor einer weit offenen Sicherheitstür, die tiefe Kratzspuren und Dellen aufwies.
»Wie es scheint, hattest du Recht, Stalker.« Der Mechaniker beleuchtete die Tür und fuhr über das verbeulte Metall. »Diejenigen, die es damals nicht geschafft haben, haben versucht, hier gewaltsam einzudringen. Und später umgekehrt. Jedenfalls haben sie
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