Die Reise ins Licht
Sicherheitstür arbeitete, wo wir Sterbliche nicht hin durften. In den wenigen Minuten, in denen wir uns sahen, schwieg er meistens, nur das Wort ›Komplex ‹ fiel einmal im Gespräch. Ich wusste damals nicht, obwohl ich so meine Vermutungen hatte, dass die Militärs schon lange vor all diesen Ereignissen angefangen hatten, sich in der Erde einzugraben … Vielleicht bauten sie eine Kommandozentrale, oder sonst was … Der Bombenkeller war jedenfalls nur die Spitze des Eisbergs. «
»Noch eine Tür!«, war Farids Stimme von weitem zu hören. »Kommt her!«
Gleb schlug das Tagebuch zu und verbarg es hastig in seiner Brusttasche.
Vor der soliden Sicherheitstür hatte sich bereits die ganze Gruppe versammelt. Gleb wollte von seinem Fund berichten, aber dann begriff er, dass es eigentlich nichts zu berichten gab: Sie hatten die Tür auch so entdeckt.
Schaman untersuchte das neue Hindernis eingehend und versuchte an dem Rad des Verschlussmechanismus zu drehen – vergeblich.
»Wir müssen sprengen.«
»Stürzt der Keller dann nicht ein?«
»Wir warten oben ab.«
Wieder begannen die Vorbereitungen. Dieses Mal brauchte der Mechaniker nicht so lange und kam sogar ohne Farids Hilfe aus. Der Tadschike saß währenddessen schweigend auf der Seite und ließ seine Gebetskette durch die Finger gleiten.
Ein erneuter Donnerschlag, dann Staub und Betonschutt – alles wie es sich gehörte. Die Explosion hatte den Riegel aufgebrochen, aber die Tür selbst hatte sich nur leicht geöffnet, und stand schief, unbeweglich da. Sie mussten ihre Rucksäcke absetzen, um sich wie Kakerlaken durch den schmalen Spalt hindurchzuzwängen. Offensichtlich befand sich der Trupp jetzt im Inneren des »Komplexes«, von dem im Tagebuch die Rede gewesen war. Eine flüchtige Untersuchung ergab, dass es sich um eine weitläufige Anlage handelte. Sie entdeckten eine Treppe, die einige Stockwerke in die Tiefe führte, von denen die untersten jedoch vollständig überflutet waren. Auf den oberen Ebenen stießen die Stalker freilich auf einige interessante Dinge. So gelangten sie in eine weitläufige Halle voller Schaltpulte und Monitore. An einer halbrunden Wand hingen eine Reihe von Plasmabildschirmen.
»Genau wie in einem FKZ.« Schaman spazierte die Wände mit den Apparaturen entlang und warf einen Blick in die unordentlich herumliegenden Handbücher.
»FKZ?«, fragte der Junge.
»Flugkontrollzentrum. Aber das nur so, nebenbei. Was soll hier schon geflogen sein? Eines ist klar: Dies ist ein Kommandozentrum. Aber wem oder was sie hier Kommandos erteilt haben …«
Zu Glebs großem Bedauern gelang es Schaman nicht, die Apparate zu reanimieren. Wie sich herausstellte, stand der Generatorraum unter Wasser. Ebenso wie die Wohnbereiche. Und nirgends Leichen oder Knochen. Dieser Bunker war eindeutig schon vor langer Zeit verlassen worden.
Während die Stalker die zahlreichen Räume des Bunkers durchsuchten, machte es sich Gleb in einem altersschwachen Sessel bequem, öffnete sein geheimnisvolles Tagebuch und setzte seine Lektüre fort.
»An jenem Tag hatten sie uns zur Löschung einer Fuhre abgestellt. Wieder mal. Es war, als wären alle um uns herum toll geworden. Alle liefen wie wahnsinnig hin und her, schleppten Kisten und Ballen. Der Schutzbunker wurde von vorn bis hinten ausgestattet. Alles, wie es sich gehörte: Lüftung, Beleuchtung, Vorräte … Die vordere hermetische Tür wurde montiert, Schilder aufgehängt, alles, was nur ging, irgendwie markiert. Das glänzte und blitzte nur so. Die Farbe war noch gar nicht richtig trocken.
Na ja, dachte ich, sie bereiten wahrscheinlich die Abnahme vor. Anfangs hatte auch all das, was so in den letzten Minuten passierte, darauf hingedeutet. Wir hatten noch nicht alle Kisten in die Regale verteilt, als unser Brigadier hereingestürzt kam, das Gesicht krebsrot. Als er wieder Luft bekam, zischte er uns gleich an – setzt euch, hat er gesagt, leise, und macht keinen Ärger. Die Kommission
war angekommen. Irgendwelche hohen Tiere aus dem Generalstab. Na, und da sind wir eben in dem Lager geblieben, es war einfach zu spät, uns jetzt noch rauszujagen. Aus den Augenwinkeln habe ich diese hohen Tiere sogar erkennen können. Irgendwelche Dickwänste, die ganz furchtbar wichtig taten. Und dann das ganze Gefolge: die Leitung der Bauunternehmen, die Militärbefehlshaber, irgendwelche bewaffneten Männer in Zivil, wahrscheinlich FSB-Leute Ref. 35 . Sie sind durch den Bombenkeller gelaufen, ohne
Weitere Kostenlose Bücher