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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Lämpchen: an der geheimen Sicherheitstür. Weil wir uns auch an die Dunkelheit gewöhnten. Wir bewegten uns tastend voran. Den Lageplan der Räume konnten wir auswendig wie das ›Vaterunser‹.
    In der Dunkelheit wurde es auch einfacher mit der Kleidung. Man konnte einfach in Unterwäsche herumlaufen – es war ja nichts zu sehen. Solche Dinge wie Anstand interessierten niemanden mehr. Die Leute redeten ja immer weniger miteinander. Nur hin und wieder zankte sich jemand …«
     
     
    Hier musste Gleb abbrechen, denn Farid hatte einen Plan des Bunkers ausfindig gemacht. Alle versammelten sich um einen Tisch und machten sich daran, die alten, auseinanderfallenden Blätter zu studieren. Schaman zeigte auf den Plan: »Hier ist der Notausgang zur Oberfläche. Wie es aussieht, führt er zu den Docks. Was meinst du, Taran, kommen wir da durch?«
    »Auf dieser Ebene steht ziemlich viel Wasser. Es wäre besser, wenn wir den alten Weg zurückgehen.«
    »Ich fürchte, dann finden wir diesen Ausgang von außen nicht mehr. Wir haben ohnehin schon die ganze Werft abgesucht. « Der Mechaniker blickte zu Kondor. »Was sagst du?«
    Der zuckte nur mit den Schultern. Entscheidet doch selbst, schien das zu bedeuten.
    Nach kurzer Beratung stiegen sie die Treppe nach unten. An der Wasserkante blieben sie stehen. Vor ihnen stand
unbeweglich eine dunkle Flüssigkeit, deren Oberfläche von irgendeinem Gewächs überzogen war.
    »Na, was ist? Vorwärts.« Taran ging als Erster in das schwarze Wasser und versank augenblicklich bis zum Knie.
    Kurz darauf setzte sich Schaman in Bewegung, dann folgten die anderen. Bruder Ischkari zögerte erst, in diese stinkende Brühe zu treten, überwand aber dann doch seinen Ekel und eilte dem Trupp hinterher. Unruhig tasteten die Strahlen der Helmlampen über den schaukelnden, grünen Teppich. Die Stalker bahnten sich ihren Weg durch die Schlammschicht und passierten einige Räume, die alle gleich aussahen. Alle paar Minuten glich Schaman den Weg mit dem Plan des Bunkers ab. Der Gestank des trüben Wassers drang durch ihre Luftfilter, verstopfte Nase und Rachen, kratzte im Hals.
    Nach einiger Zeit erreichten sie den Schlund eines langen Korridors, an dessen Ende sich undeutlich ein Gitter abzeichnete, das den Zugang zum Aufzugschacht versperrte. In einer langgezogenen Kette wanderten die Stalker langsam den Korridor entlang, als hinter ihnen plötzlich etwas ohrenbetäubend knallte. Ischkari zuckte zusammen und fuhr auf. Die Gefährten wandten sich um und richteten ihre Sturmgewehre auf die Geräuschquelle.
    Es war nur der schwere Flügel der Tür gewesen, die durch ihr Eigengewicht zugeschlagen war. Die Stalker marschierten weiter. Schaman blickte zum wiederholten Mal auf den Bunkerplan.
    »Geradeaus ist der Lift, links die Tür zur Treppe. Wenn ich das richtig sehe, können wir auch so nach oben gelangen. «

    Die Gefährten näherten sich der Öffnung des Aufzugschachts. Unter dem Druck ihrer vereinten Kräfte gaben die rostigen Falttüren nach und fuhren knirschend auseinander. Taran blickte nach innen. Der untere Teil des Schachts war mit dem gleichen blühenden Wasser vollgelaufen. An einer der Wände führte eine Reihe von Bügeln hinauf. Oben, vielleicht fünfzehn Meter über ihnen, war die Liftkabine zu sehen.
    »Hier klettern wir hoch.« Taran schien mit seinem sechsten Sinn zu spüren, dass dieser Weg der ungefährlichste war.
    »Warum sollen wir uns abmühen, wenn es eine Treppe gibt?« Schaman zeigte mit seinem Finger auf den Lageplan. »Genau hinter dieser Tür …«
    »Hol’s der Teufel!« Zur Verwunderung aller sprang auf einmal Ischkari in den Schacht und begann die Bügel hinaufzuklettern.
    »Wohin willst du? Warte, du Idiot, sonst stürzt du noch ab!«
    »Wir sind ins Reich der Toten eingedrungen! Verwesung und Schlechtigkeit überall! Ich will zum Licht, auf dass es mich erlöse … Zum Licht …«
    Das Murmeln des Sektierers entfernte sich und wurde immer leiser.
    Schaman zerrte wütend an dem Türriegel. »Farid, hilf mir mal. Das Ding ist völlig eingerostet.«
    Der Tadschike sprang von der anderen Seite hinzu und stemmte sich gegen die eiserne Vorrichtung. Während er den beiden Stalkern zusah, begriff Taran plötzlich, was ihn so beunruhigt hatte. Über die ganze Tür zogen sich rostige Stellen, als ob …

    »Halt!!«, brüllte er und begriff im selben Augenblick, dass es zu spät war.
    Der Hebel gab mit ohrenbetäubendem Knarren nach, und im nächsten Moment wich die Tür dem

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