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Die Reise Nach Helsinki

Die Reise Nach Helsinki

Titel: Die Reise Nach Helsinki Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Gibiec
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seine warmen Augen
gefielen ihr, und sie dachte darüber nach, dass es überhaupt nichts
nützte, sich zu wehren, wenn es einen erwischte. Anna war
jedenfalls rettungslos verloren, das sah ein Blinder ohne Brille,
und bei dem Sergeanten schien es nicht anders zu sein.
    In eine Gesprächspause hinein
räusperte sich Kommissar Hohenstein. Er nahm Haltung an und
bedankte sich für die freundliche Begrüßung. Aber sie seien ja
nicht zu ihrem Vergnügen nach Helsinki gekommen, verkündete er dann
in offiziellem Tonfall, es warteten schwierige Ermittlungen auf
sie. »Und die sind natürlich auch der Grund unseres Besuches hier
bei Ihnen.«
    Unter Annas strengem Blick bemühte
er sich, nicht ins Bellen zu verfallen, richtete aber einen
tadelnden Blick auf Lina.
    »Sie werden ja inzwischen wissen,
dass ich ein Verhältnis mit Herrn Salander hatte«, kam sie ihm
stockend und von Röte übergössen zuvor, »es ist natürlich nicht zu
verzeihen, dass ich mich nicht bei der Polizei gemeldet habe. Aber
ich bitte Sie, meine Situation zu berücksichtigen, ich hatte
einfach schreckliche Angst.«
    Hohenstein öffnete den Mund, aber
Hugo fuhr dazwischen. »Wir respektieren das, Fräulein Pasche, Sie
waren ja in gewisser Weise auch in einer Ausnahmesituation. Aber
wir haben jetzt viele Fragen, und Sie sind uns natürlich zu
rückhaltloser Offenheit verpflichtet.«
    Lina versicherte, dies sei
selbstverständlich, und schlug vor, gleich über alles zu reden, vor
Minna und Anna gebe es keine Geheimnisse. Sie berichtete, wie sie
Pekka begegnet war und was sie mit ihm verbunden hatte, von dem
überraschenden Besuch Onkel Elis, dem sich daran anschließenden
anonymen Brief und ihrer Entscheidung, sich von Pekka zu
trennen.
    »Bitte entschuldigen Sie diese
Frage, aber ich muss sie stellen«, sagte Hugo, als sie geendet
hatte. »Mir erscheint es nicht ganz plausibel, dass Sie sich von
einem Mann trennen, den Sie als Ihre große Liebe
bezeichnen.«
    »Das war er auch, und daran hat sich
bis heute nichts geändert. Aber ich sah so viele Schwierigkeiten,
seine Ehe, das Geschäft, der Ruf, den Frauen wie ich in der
Gesellschaft genießen. Gegen so etwas kommt doch die größte Liebe
nicht an.«
    »Und nach der Trennung hatten Sie
keinen Kontakt mehr zu ihm?«
    »Nein, ich habe ihn vier Wochen vor
seinem Tod zum letzten Mal gesehen. Allerdings hat er mir noch
mehrmals geschrieben, aber ich habe nicht darauf
reagiert.«
    »Diese Briefe haben Sie
noch?«
    »Nein«, sagte Lina verlegen, »ich
habe sie verbrannt, als ich von dem Mord hörte, das war eine
Kurzschlusshandlung.«
    »Das war Vernichtung von
Beweismaterial«, bellte Hohenstein, »das war sehr unvernünftig von
Ihnen.« Ein Blitz aus Annas Augen traf ihn, aber er ließ sich nicht
beeindrucken. »Haben Sie denn den Drohbrief noch, den Sie erhalten
haben?«
    Lina verneinte auch dies, den habe
sie gleich verbrannt, nachdem er gekommen sei. Sie beantwortete
noch einige Fragen nach ihren Lebensverhältnissen, dann berichtete
Anna von den Begegnungen mit dem Russen.
    »Ich weiß nicht, ob das etwas mit
dem Fall zu tun hat«, sagte sie, »aber es ist doch merkwürdig, dass
ein solcher Mensch immer wieder auftaucht, schließlich auch noch
auf dem Schiff. Und ich bilde mir auch ein, ihn gestern im
Arbeiterhaus gesehen zu haben, da war ein Schatten hinter einer
Glastür. Vielleicht habe ich aber auch Halluzinationen, ich weiß es
allmählich wirklich nicht mehr.«
    Hugo machte sich Notizen. »Das sieht
ja nicht nach Zufällen aus. In Elberfeld vor Ihrem Haus und auf der
Beerdigung, sagen Sie, und dann im Zug und auf dem Schiff, wobei er
in Reval ausstieg? Und gegrüßt hat er Sie? Wir werden mit unserem
finnischen Kollegen darüber sprechen, vielleicht gibt es eine
Personenkartei, wo man nachsehen kann, ob dieser Mensch registriert
ist.«
    Hohenstein wandte sich an Minna.
»Morgen früh möchten wir mit Herrn Salanders anderer Tochter,
Fräulein Turi, sprechen, Herr Plosila hat uns schon bei ihr
angekündigt. Er sagte, sie sei nicht sehr aussagewillig, sie mache
ihm die Sache nicht leicht. Wenn Sie eine Möglichkeit haben, auf
ihre Kooperationsbereitschaft einzuwirken, wäre das für uns sehr
hilfreich.«
    Minna versprach es und ließ sich,
nachdem die Kommissare aufgebrochen waren, unglücklich auf das Sofa
sinken. »Sie kann einen um den Verstand bringen«, klagte sie,
»Starrsinn ist gar kein Ausdruck für dieses Mädchen.«
    »Was ist nur mit ihr los, Tante
Minna, wir haben neulich bei ihr

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