Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
Vom Netzwerk:
welcher Energie dieses Minischiff angetrieben wurde.
    Nachdenklich wandte er sich wieder der Suche nach einem geeigneten Werkzeug zu, um die verschlossene Tür zu öffnen. Ein Draht zum Öffnen des Schlosses würde nicht genügen. Der Schlüssel, den Isabelle benutzt hatte, war kompliziert gewesen, erinnerte er sich. Er durchstöberte die aufgestapelten Kisten und die Apparate in der verlassenen Wohnung und machte dabei eine überraschende Entdeckung. In einer Metalltruhe, die zuunterst unter allerlei Gerümpel zum Vorschein kam, fand er eine Waffe, wie er sie noch nie gesehen hatte. Sie besaß keinen Griff, sondern auf der Rückseite eine Öffnung, in die seine Hand gerade hineinpasste. Davor war eine große Revolvertrommel mit fünf Kammern angebracht, die gläserne Ampullen von Daumendicke mit einer roten Substanz enthielten. Die Waffe besaß einen dicken, trichterförmigen Stummellauf. Als Martin sie über seine rechte Hand stülpte, fühlte er einen Abzug im Innern. Eine Sicherung konnte er nicht ertasten und auch außen an der Waffe waren keine Bedienungselemente sichtbar. Vorsichtig zog er seine Hand wieder zurück und widmete sich wieder der Truhe. Er fand darin noch zwei Gürtel, bestückt mit je zwei Dutzend der roten Ampullen. Er nahm sie heraus und schnallte sie sich um. Die Waffe würde er mitnehmen, obwohl er nicht wusste, welche Wirkung sie entfaltete. Doch damit auf die Tür zu schießen, um sie zu öffnen, wagte er nicht. Er durchsuchte weiter die verschiedenen Kisten und wurde dabei ungeduldig. Was, wenn Isabelle zurückkäme? Wie sollte er reagieren? Natürlich würde er sie nicht bedrohen, das war ausgeschlossen. Er würde versuchen, sie davon zu überzeugen, mit ihm nach Eliane zu suchen. Doch dann wurde er endlich fündig. In einer der Kisten entdeckte er eine Schachtel mit kleinen Zylindern. Sie enthielten allesamt Karbonfluxer. Er öffnete einen von ihnen und entnahm ihm ein Bruchstück, das gerade in das Schlüsselloch passte, und drückte es vorsichtig hinein, ohne es direkt mit der Hand zu berühren. Dann trat er zurück und versuchte mit Spucke das Schlüsselloch zu treffen. Das war schwieriger, als er gedacht hatte, und es klappte erst, kurz bevor ihm die Spucke ausging. Der Karbonfluxer begann augenblicklich rot zu glimmen um dann immer heller zu werden, bis er so gleißend hell war wie eine der beiden Zwillingsschwestern am Himmel von Tiffany. Glühendes Eisen tropfte aus dem Schloss, und als Martin gegen die Türe trat, flog sie mit einem Krachen auf. Der Karbonfluxer hatte den Mechanismus verflüssigt.
    Eine eigenartige Substanz, dachte Martin. In seiner Reaktion mit dem Nanothermit von der Erde vergleichbar. Doch dieser ließ sich nicht einfach mit Wasser entzünden und er wies bei weitem nicht die Brenndauer beziehungsweise den Energiegehalt des Karbonfluxers auf. Er schlüpfte in seinen Mantel, setzte die lederne Pilotenkappe und die Goggles auf und stülpte sich die Handschuhwaffe mit den roten Ampullen über. Dann verließ er die Wohnung und drückte die Tür mit dem lädierten Schloss wieder zu. Im Korridor war niemand zu sehen. Vielleicht war dieser Teil der Stadt nicht mehr bewohnt und diente nur noch als Abstellraum.
    Martin hatte sich über das weitere Vorgehen noch keine Gedanken gemacht. Wo sollte er seine Suche nach Eliane beginnen? Er hatte keinerlei Anhaltspunkte. Sie konnte inzwischen irgendwo in Victoria sein, ja, sogar außerhalb der Stadt. Sollte er versuchen, sich zur Oberfläche durchzuschlagen, um zu sehen, ob das Schneemobil noch dort war, wo sie es abgestellt hatten? Vielleicht fand er dort oben einen Hinweis. Doch dann dachte er an die Begegnung mit der Verwalterin der Stadt. Vielleicht konnte sie ihm helfen. Er beschloss, den Weg zurückzugehen, den er bisher unfreiwillig genommen hatte, und die Stadtverwaltung aufzusuchen.
    Den gläsernen Aufzug, den er zusammen mit Isabelle benutzt hatte, fand er dank seines guten Erinnerungsvermögens problemlos. Aber außer einem einzigen Hebel waren keine weiteren Bedienungselemente zu sehen. Konnte der Aufzug nur zwischen zwei weit auseinanderliegenden Etagen hin und her fahren? Als er den Hebel nach oben drückte, bemerkte er, dass er ein feines Raster aufwies, doch eine Stockwerkanzeige war nirgends zu sehen. Hatten alle Fahrgäste ein so feines Gespür, dass sie damit die richtige Etage einstellen konnten? Das schien ihm unmöglich. Höchstens Mechanische oder Hybriden könnten über diese Fähigkeit verfügen. Doch

Weitere Kostenlose Bücher