Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)
Æthergewehr.
»Ich werde an Ihrer Seite kämpfen, Milady, ich habe sowieso im Moment nichts Besseres zu tun.« Thomas grinste. »Und du, Martin, nimmst den nächsten Eisexpress. Er fährt in einer Stunde, wie ich erfahren habe.«
Eliane, die bisher nichts gesagt hatte, nickte.
»Ich muss dringend nach Orb. Die Kaiserin steckt in Schwierigkeiten. Komm, Martin, und pass auf, wo du mit deiner Handschuhwaffe hinzielst. Mit roter Säure ist nicht zu spaßen.«
Martin warf unwillkürlich einen Blick auf den Anführer, den er getroffen hatte. Sein Körper war inzwischen bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. In seinem Innern brutzelte es immer noch und rote Rauchfäden stiegen daraus hervor. Was für ein Teufelszeug, dachte er.
»Wir halten euch den Rücken frei«, sagte Thomas. »Wenn alles gut geht, sehen wir uns in Orb.«
Martin blickte zur Verwalterin, die ihre Wunden versorgte, und zu Thomas, der gerade ein Handvoll Minigranaten aus seiner Manteltasche fischte, und zuckte die Schultern.
»Wie ihr wollt. Ich wünsche euch alles Gute.« Dann eilte er Eliane nach, die bereits wieder das Büro der Verwalterin verlassen hatte. Als er bei Eleonore vorbeikam, blieb er stehen.
»Ich sollte wenigstens ihre Fesseln lösen«, murmelte er.
Doch Eliane war schon im Glaslift und winkte ungeduldig mit der Hand.
»Komm schon, du kannst ihr nicht mehr helfen.«
Kaum war er zu ihr in den Lift getreten, zog sie am Hebel.
»Raster 12«, sagte sie. »Dort müssen wir umsteigen.«
»Du scheinst dich gut auszukennen.«
»Ja, ich habe den Stadtplan studiert.«
»Was ist mit dem Schremp, der dich hypnotisiert hat? Ist er noch am Leben?«
»Vermutlich schon, aber er steckt in einem Aufzug fest. Seine Schnelligkeit hat ihm dort nichts genützt. Auch Schremp können nicht schneller sein, als der Aufzug, in dem sie stecken. Thomas hat das Kabel durchtrennt und die Kabine befindet sich nun zwischen zwei Etagen.«
»Eliane, seit ich mit dir zusammen bin, sind wir auf der Flucht vor Feinden, die uns ans Leder wollen. Zuerst die Mechanischen und die Schremp, dann die Piraten und in Fort Watt ein unsichtbarer Gegner. In Stonehenge machten der Zoll und der Geheimdienst von Orb gemeinsam Jagd auf uns, und als wir dem Hohen Rat auf der Luftinsel gegenübertraten, wurde diese aus der Verankerung gerissen und stürzte in der Eiswüste ab. Und hier in Victoria ist es noch schlimmer als bisher. Die ganze Stadt scheint uns zu jagen und unsere Feinde schrecken auch nicht davor zurück, die Stadtwache auszuschalten und die Verwalterin zu foltern. Was geht hier vor? Ich habe den Eindruck, dass du mir etwas verschweigst.«
Eliane seufzte.
»Tut mir leid, dass ich dich in diese Sache hineingezogen habe. Doch jetzt, wo du mitten drin steckst, hast du keine andere Wahl. Du musst mir vertrauen, Martin.«
»Wie kann ich dir vertrauen, wenn ich nicht weiß, worum es geht?«
»Es geht um die Zukunft von Tiffany, Martin Außenweltler.«
In diesem Augenblick hielt der Aufzug und die Glastür öffnete sich automatisch. Kampflärm war zu hören.
Diesmal war es kein Korridor oder ein kleiner Umsteige-Raum mit einer Reihe von Aufzügen, der sie erwartete. Sie blickten in eine große Halle, die von hellbraunen Säulen gestützt wurde und gegen den Graben hin offen war. Martin erinnerte sie an eine Einstellhalle, nur die Decke war etwa dreimal höher, und natürlich fehlten die Autos. Dafür wimmelte es von dunklen Gestalten, teilweise mit Gasmasken ausgerüstet, die umher rannten, hinter den Säulen Deckung suchten und unablässig aufeinander feuerten. Grüne Strahlen zuckten in alle Richtungen und dazwischen war das Fauchen von Naglern zu hören. Überall lagen Leichen oder Teile davon, und esglänzten Blutlachen im Schein der Glühbirnen an der Decke. Die Säulenhalle war ein einziges Schlachtfeld.
»Weg hier«, sagte Eliane und betätigte den Hebel. Doch die Tür schloss sich nicht. Zu allem Übel waren sie schon entdeckt worden. Ein Kerl mit Schlapphut und braunem Mantel lugte hinter einer Säule hervor und zielte mit einem Nagler auf sie. Eliane schoss sofort, doch die Giftpfeile prallten wirkungslos an der Säule ab, hinter der sich der Angreifer versteckte.
»Benutze den roten Handschuh«, forderte Eliane. »Ich schau mal, was mit dem Aufzug los ist.«
Martin hob die Hand und drückte mehrmals ab. Mehr aufs Geratewohl, als zu zielen. Vier rote Strahlen, die sich in Tröpfchenwolken auflösten, schossen aus dem Stummellauf, dann war die Trommel
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