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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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neutralisiert und die Säure gestoppt.«
    »Du bist eine gute Krankenschwester«, versuchte er zu scherzen. »Woher hast du denn die Medikamente?«
    »Notfallausrüstung«, sagte sie knapp. »Wir können nicht hierbleiben. Die schwere Luft ist zwar aus dem Schacht, aber das wird sie nicht lange aufhalten. Zudem wird der Schacht nicht der einzige Zugang zum Vorposten des Mechanikums sein.«
    »Wir sind im Vorposten?«
    »Ja, die Illusion des Pelzigen hat uns auf die richtige Spur geführt. In Wirklichkeit sind wir direkt durch den Ausgang zum nächsten Schwerluftschacht gegangen.«
    »Wo sind denn die Leute vom Vorposten?«
    »Alle tot. Ich habe sechs Leichen gezählt, plus die zwei Schlapphüte, die ich ausgeschaltet habe. Kannst du stehen?«
    Martin versuchte es. Doch als er neben dem Tisch stand, auf den ihn Eliane gelegt hatte, begann der Raum sich zu drehen. Sie stützte ihn und es gelang ihm, einige Schritte zu gehen. Doch dann wurde ihm übel und er musste erbrechen.
    »Ich kann nicht weiter«, sagte er, du musst alleine gehen.
    Als sie ihn anblickte, sah er Furcht in ihren Augen. Sie war eine Kriegerin und skrupellose Kämpferin, doch jetzt glich sie mehr einem wilden Tier, das in die Enge gedrängt wurde.
    »Ich kann dich nicht allein hier lassen. Ich bleibe.«
    »Nein, Eliane. So haben wir beide keine Chance. Vielleicht gelingt es dir, rechtzeitig Hilfe zu holen. Dann sind wir beide gerettet. Wenn nicht, kannst du dich wenigstens in Sicherheit bringen und der bedrängten Kaiserin helfen. Sie ist in Gefahr, sie braucht dich!« Martin hielt sich an einer Werkbank fest, die in der Nähe stand. Sie war voller technischer Geräte.
    Eliane schaute ihn bedrückt an und holte dann tief Luft. Mit einem Seufzer drückte sie ihm ihren Nagler in die Hand und streifte sich den Roten Handschuh über. Dann nahm sie einen von Martins Patronengürteln und schnallte ihn um und drückte ihm anschließend einen Kuss auf den Mund. Ohne ein Wort zu sagen, drehte sie sich um und eilte davon.
    »Interessante Gerätschaften hat es hier«, meldete sich der Mikromechanische. Er war aus Martins Tasche geklettert und spazierte auf der Werkbank herum. »Das sieht aus wie eine Einrichtung zur Erzeugung gedämpfter elektromagnetischer Wellen.«
    »Ein Sender?«, sagte Martin. Er fühlte sich wie in Watte gepackt und er musste sich konzentrieren, um nicht umzufallen. Der Raum schien unter seinen Füßen zu schwanken wie ein Ozeandampfer im Sturm.
    »Ja, auch eine Empfangseinrichtung. Dort in der Wand ist eine Durchführung für die Antenne.«
    Eine Funkverbindung zwischen dem Vorposten in Orb und dem Mechanikum? Mit primitiver Technik über 3000km? Wenn das funktionierte, mussten sie den Sender unbedingt in Betrieb nehmen und das Mechanikum vom Überfall auf den Vorposten informieren und warnen. Vielleicht waren die ruchlosen Übeltäter aus Geheimdienstkreisen bereits mit dem Autoplan nach Victoria unterwegs, um das Mechanikum anzugreifen.
    »Uns fehlt ein Koppelkondensator, um den Sender in Betrieb zu nehmen«, erklärte der Mikromechanische. »Hast du nicht ein solches Teil dem Schlapphut abgenommen?«
    Ein fehlender Kondensator! Der Mann, der sie im Wald angegriffen hatte, hatte ein solches Bauteil bei sich gehabt. Eliane hatte es achtlos weggeworfen, doch er hatte es eingesteckt. Martin lehnte sich gegen die Werkbank, um nicht umzufallen, und durchsuchte seine Manteltaschen. Tatsächlich! Seine Hand stieß auf den Kondensator in der Größe einer Zigarettenpackung und zog ihn heraus.
    »Ist es das, was du suchst?«
    »Genau!«, der kleine Roboter nahm das Teil in Empfang, das so groß war wie er selbst, und schleppte es zu einer offenen Apparatur aus Spulen und Glaskolben. »Strom haben wir auch, sonst würde das Licht nicht brennen.« Er legte einen Schalter um und in den Glaskolben begann es zu glimmen.
    Röhren, fuhr es Martin durch seinen vom Schmerzmittel benebelten Kopf. »Das sind richtige Radioröhren!«, murmelte er staunend.
    »Nur für den Empfänger, der Sender funktioniert mit einer Funkenstrecke. Die drahtlose Technik steckt noch in den Kinderschuhen.«
    »Dann müssen wir morsen, sie haben keinen Sprechfunk.«
    »Morsen?«, fragte der Mikromechanische. »Hat das etwas mit einem Herrn namens Samuel Morse zu tun? Ich habe ihn einmal getroffen. Er war ein Außenweltler und ist auch hier gestrandet.«
    Der kleine Roboter schleppte eine Taste über die Werkbank. Ihr Anschlusskabel verschwand in einem Kasten, der neben der

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