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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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die ganze Zeit bewusstlos.
    »Jetzt sind Sie der Märchenonkel, junger Herr. Hat sie den Roten Handschuh dabei?«
    »Ja, und sie wird Ihrer Truppe damit kräftig einheizen.« Martin versuchte zu grinsen.
    »Gut«, sagte der Herr mit dem Monokel. Erstaunlicherweise schien er zufrieden zu sein.
    In diesem Augenblick kamen die beiden Schwarzgekleideten wieder zurück. Sie brachten eine Trage und legten Martin darauf.
    Wie sie den Vorposten verließen, bekam Martin nicht mehr mit. Er war wieder eingeschlafen. Erst als sich eine ältere Lady mit weißen Haaren über ihn beugte und eingehend musterte, wachte er wieder auf. Sie piesackte ihn mit einer Nadel.
    »Spüren Sie das?«, fragte sie nach jedem Stich.
    »Wer sind Sie und warum foltern Sie mich?«, fragte er.
    »Sie dürfen mich Lady Cecilia nennen. Ich bin Biomechanikerin und untersuche Ihre Verletzungen.«
    »Steht es schlimm um mich, Milady?«
    »Sie haben Glück gehabt, mit antiken Waffen ist nicht zu spaßen.«
    Sie redet, als wären Nagler und Æthergewehre weniger gefährlich, dachte Martin. Hoffentlich würde sie ihn wieder zusammenflicken. Er musste unbedingt Eliane finden und dann den Eisexpress stoppen. Gemäß dem Funkspruch aus Stonehenge bedeutete seine Ankunft Gefahr.
    »Bitte geben Sie mir ein Aufputschmittel, ich muss meine Begleiterin suchen.«
    »Sie werden nirgendwo hingehen, mein Herr«, hörte er da eine Stimme am Kopfende der Liege. Es war der Herr mit dem Monokel.
    »Ach ja, Sie haben mich ja verhaftet, das hatte ich ganz vergessen«, spottete er. »Wieso eigentlich? Was habe ich denn angestellt, das Ihrem chaotischen Geheimdienst nicht gefällt? Ihre Leute haben ja richtiggehend den Narren an mir gefressen. Sie wollen mich abwechslungsweise verhaften und erschießen.«
    »Sparen Sie sich den Spott, junger Mann. Sie haben ja keine Ahnung, um was es in Wirklichkeit geht.«
    »Haben denn Sie eine Ahnung? Unten im Vorposten des Mechanikums habe ich einen Funkspruch von Stonehenge aufgefangen, der eindringlich vor der Ankunft des Eisexpresses warnt.«
    »Sie haben die Funkstation des Vorpostens in Betrieb genommen?«
    »Na klar, nachdem der Kondensator wieder dort war, wo ihn einer Ihrer Leute entfernt hat.«
    Es wurde still, als würden alle den Atme anhalten. Auch Lady Cecilia hielt in ihrer Untersuchung inne. Dann räusperte sich der Mann am Kopfende der Liege:
    »Die Infiltranten haben den Geheimdienst von Orb zwar übernommen, aber noch gibt es einen harten Kern, der der Kaiserin treu ergeben ist. Sie sollten nicht alle in den gleichen Topf werfen. Es sind die Infiltranten, die hinter Lady Eliane und Ihnen her sind. Wir wollen Sie nur in Sicherheit bringen, bis wieder der Status Quo hergestellt ist.«
    Martin war baff. Was bedeutete das, fragte er sich. Und wieso gerade sie beide? Was hatten sie mit dem ganzen Gerangel zu tun?
    »Wer sind Sie überhaupt?«, fragte Martin.
    »Nennen Sie mich einfach Morpheus«, sagte der Herr mit dem Monokel. »Ich bin nichts als ein treuer Diener der Kaiserin.«
    »Sie müssen den Eisexpress stoppen!«, forderte Martin. »Er ist eine Gefahr für Orb.«
    »Das ist leichter gesagt, als getan, Herr Dampfbusch. Die Bahnstation befindet sich unter der Kontrolle der Infiltranten.«
    »Dann sollten wir dem Eisexpress entgegenfahren und ihn aufhalten.«
    »Das ist tatsächlich eine Möglichkeit. Sie bleiben in der Zwischenzeit hier. Meine Männer werden Sie bewachen.«
    »Das hat beim letzten Mal nicht funktioniert und wird es diesmal auch nicht. Ich schlage vor, ich komme mit, so können Sie besser auf mich aufpassen.«
    »Sie können nicht gehen, ihre Beine sind kaputt.«
    »Was heißt kaputt? Gebrochen?«
    »Nein«, sagte Lady Cecilia, »sie müssen amputiert werden. Ihr linker Arm ebenfalls, zudem noch ihr linkes Ohr. Aber das ist eine Bagatelle.«
    Amputiert! Das Wort hämmerte in Martins Hirn. Er hatte beide Beine verloren. Er war zum Krüppel geworden. Was würde bloß aus ihm werden? Er lag da wie betäubt.
    »Aber zurzeit können wir sowieso nichts tun. Wir verfügen hier nicht über die notwendige Ausrüstung. Unsere biomechanische Notfall-Klinik befindet sich in der Kampfzone und wir können Sie nicht dorthin bringen.«
    Aus, fertig, vorbei, dachte Martin. Nun musste er hier liegen bleiben, mit zwei kaputten Beinen und einem ebenso unbrauchbaren Arm. Was würde geschehen, wenn er nicht rechtzeitig in die Klinik transportiert werden konnte? Würde er jämmerlich zugrunde gehen? An Wundbrand sterben?

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