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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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gelangten sie in eine Halle, in der ein seltsames Vehikel stand. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein Traktor, doch es fehlten die Räder. Dafür befanden sich an der Rückseite, unter dem Steuerhaus, zwei große Öffnungen, die aussahen wie die Düsen von Raketentriebwerken.
    Er wunderte sich. Sollte diese Maschine etwa fliegen können?
    »Ist dieses Gefährt raketengetrieben?«, fragte er den Läufer.
    »Ich kann den Begriff ‚raketengetrieben‘ nicht zuordnen, Martin. Was du siehst, ist ein Schlepper. Er ist für den Notfall gedacht, wenn der Eisexpress stecken bleibt. Meines Wissens ist das bisher noch nie geschehen.«
    Martin bat den Läufer, um das räderlose Vehikel herumzugehen. Er studierte es eingehend, während sich Morpheus und seine zwei Begleiter daran zu schaffen machten. Der Steuerstand war auf den Seiten und nach hinten offen und nur durch ein Dach geschützt. Zwei Bullaugen erlaubten einen Blick nach vorne.
    »Der Schlepper benutzt eine Technik, die nur die Alten beherrschten«, meldete sich da eine bekannte Stimme.
    »Du bist auch da, mein mikromechanischer Freund?«, fragte Martin erfreut. »Wo steckst du denn?«
    »Dein Läufer hat in seinem Skelett einen Platz, in den ich perfekt passe.«
    »Ein Mikromechanischer?«, fragte der Läufer und Martin glaubte in seiner Stimme ein leichtes Vibrieren zu hören. »Hat sich ein Mikromechanischer bei mir eingeklinkt?«
    »Keine Sorge, Läufer, der Kleine ist mein Freund und Begleiter. Normalerweise reist er in meiner Manteltasche mit, doch da man mir den Mantel abgenommen hat, musste er sich einen anderen Platz suchen.«
    »Wieso habe ich das nicht bemerkt?«
    »Weil ich mich noch nicht in deinem System angemeldet habe«, entgegnete der Mikromechanische.
    »Du musst dich aber anmelden, sobald du dich einklinkst«, insistierte der Läufer.
    »Wird gleich geschehen, großer Lulatsch.«
    Martin hörte den beiden fasziniert zu.
    »Was bedeutet das?«, fragte er. »Was habt ihr beide miteinander zu tun, dass ihr eure Systeme verbinden wollt?«
    »Wir gehören zur gleichen Familie«, erklärte der Mikromechanische. »Der Läufer ist ebenfalls eine Konstruktion der Alten. Er wurde dazu gebaut, sie auf ihren Expeditionen zu tragen. Normalerweise reiste dabei einer aus meiner Baureihe mit – als Mechaniker.«
    »Dann ist der Läufer nicht auf diesem Planeten entstanden und stammt wie du aus dem Raumschiff der Alten?«
    »Genauso ist es. Wir beide sind Relikte einer längst vergangenen Zeit und einer Technologie, die es auf Tiffany heute nicht mehr gibt. Allerdings wurde dieser Läufer für Menschen modifiziert. Sonst könnte er dich nicht tragen.«
    In diesem Moment winkte Morpheus und rief:
    »Einsteigen, wir fahren ab.«
    Der Läufer stampfte zu der Leiter, die zum Steuerstand führte, und kletterte erstaunlich behände hinauf. Morpheus war mit seinen zwei Begleitern bereits oben und stand an der Steuerungskonsole. Sitzplätze gab es keine, sie mussten stehen. Nur ein Geländer schützte sie vor dem Herunterfallen. Martin beobachtete, wie sich der Läufer an diesem andockte. Zwei Metallklammern fuhren aus seinem Skelettkörper und schlossen sich um das Geländer.
    Als Morpheus einen Hebel umlegte, erfüllte plötzlich ein tiefes Brummen die Luft. Das Gefährt erzitterte und Martin bemerkte, wie es abhob. Es schwebte nun etwa einen Meter über dem Hallenboden.
    »Wie kann dieses Ding fliegen?«, fragte Martin den Läufer. Er bewegte dazu nur seine Lippen. Doch anstelle des Läufers antwortete der Mikromechanische und seine Worte schienen ebenfalls nicht über die Ohren in Martins Kopf zu gelangen, sondern direkt in diesem zu entstehen:
    »Temporäre Kompensation der Schwerkraft durch Quantenmanipulation.«
    »Dann stammt dieser Schlepper ebenfalls noch aus dem Arsenal der Alten und wurde nicht auf Tiffany gebaut?«
    »Nein, der Schlepper wurde hier zusammengeschraubt. Nur der Schwerkraftkompensator stammt aus dem Weltenschiff der Alten.«
    Unvermittelt begann es unter dem Steuerstand zu zischen. Zwei Dampfwolken schossen aus den Öffnungen hinten am Schlepper. Langsam begann sich dieser zu bewegen und wurde rasch schneller.
    »Dampfantrieb mit Schwerkraftkompensator, was für eine Melange«, meinte Martin. »Zukunftstechnologie kombiniert mit Dampfantrieb aus viktorianischer Zeit. Das ist verrückt.«
    Vor dem Schlepper fuhren die beiden Hälften des Hallentors auseinander und gaben den Blick auf eine braungrüne Ebene frei, die sich bis zum Horizont

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