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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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bewegte sich keinen Millimeter. Die drei Schremp richteten nun alle ihre Augen auf die junge Frau und riefen wie aus einem Mund:
    »Tod bedeutet Leben. Spring, spring, spring!«
    Aber auch die geballte hypnotische Kraft des Trios zeigte keine sichtbare Wirkung. Die Schremp wirkten verwirrt. Sie streckten ihre Köpfe zusammen und begannen in ihrer Hochgeschwindigkeitssprache zu palavern. Dann richtete einer der drei seine sechs Augen auf Martin und befahl:
    »Du bringst sie nach draußen.«
    Martins Gedanken rotierten wie wild. Was sollte er tun? Die Schremp schreckten offenbar vor physischer Gewalt zurück und wollten, dass er Eliane nach draußen schaffte und sie von der Plattform stieß. Sie hofften wohl, mit dieser Aktion ihre Verfolger loszuwerden. Wieso sie überhaupt darauf kamen, dass die Verfolger es auf die junge Frau abgesehen hatten, war ihm schleierhaft.
    Wieder knallte ein Schuss und ein Geschoss zischte am Steuerstand vorbei. Die Granate explodierte diesmal nicht weit von der Lokomotive. Nach einem Blitz, der ihn blendete, ging ein Geröllregen auf die Lokomotive nieder. Auch die Verfolger schienen etwas abbekommen zu haben. Zwei der drei Scheinwerfer der Siebenhunderter erloschen schlagartig. Nur das Licht oben in der Mitte leuchtete noch, wie Martin feststellte, als er den Kopf aus dem offenen Eingang streckte.
    »Du bringst sie nach draußen – jetzt!«, insistierten die Schremp wie aus einem Mund. Martin spürte diesmal keinen Druck im Kopf und auch keinen Schwindel mehr. Ob die Kraft der Schremp nachgelassen hatte? Er wusste, dass er jetzt handeln musste. Ach, wie wünschte er sich in diesem Moment in die Geborgenheit seines Bastelzimmers zurück. So interessant die Technik auch war, die er hier kennenlernte, er war kein Abenteurer und schon gar nicht ein Held.
    Martin trat zu Eliane und versuchte, sie auf die Schultern zu laden. Doch die junge Frau war starr und steif und unheimlich schwer. War das der mechanische Teil, der in ihr steckte? Oder bildete er sich das bloß ein? Er packte sie unter den Armen und schleifte sie so über den Boden.
    »Martin! Du willst doch nicht etwa …«, rief der Mikromechanische. »… hör nicht auf die Schremp, lass Eliane in Ruhe.«
    Doch Martin hörte nicht auf den Mini-Roboter. Er hatte seine eigenen Pläne. Anstatt zum Ausgang des Steuerstandes zog er Eliane in den hinteren Teil zur Tür, die zur Wendeltreppe führte. Wenn seine Rechnung aufging, würden die Schremp nicht eingreifen. Diese Monster hatten zwar eine enorme hypnotische Macht, doch sie machten sich ihre Klauenhände nie selber schmutzig. Irgendetwas schien sie davon abzuhalten auch wenn es bei ihrer Bewegungsgeschwindigkeit ein Leichtes gewesen wäre, ihn zu stoppen. Sie zogen es vor, wenn sich ihre Opfer selbst umbrachten. Martin öffnete die kleine Metalltür und zwängte sich zusammen mit Eliane, die er an sich presste, hindurch auf die Wendeltreppe.
    Die Schremp stimmten in ihren Hochgeschwindigkeits-Singsang ein und machten keine Anstalten, ihm zu folgen. Martin drückte die Tür zu und lehnte sich dagegen. In diesem Augenblick knallte es draußen und die Lokomotive machte einen Bocksprung. Eine Granate musste in unmittelbarer Nähe explodiert sein, vielleicht sogar unter dem Fahrgestell. Lautes Prasseln war zu hören, dazwischen ein Zischen und der schrille Ton einer Dampfpfeife. Doch das Stampfen der Maschine ging unvermindert weiter. Ja, Martin hatte den Eindruck, als hätten sie sogar einen Zacken zugelegt und seien nun schneller unterwegs.
    »Die Tür hat einen Riegel. Du musst sie verschließen.« In Elianes Augen war Leben zurückgekehrt, und er merkte, wie auch ihr Körper seine Steifigkeit verlor.
    »Eliane, du stehst nicht mehr unter Hypnose«. Martin war überrascht und erfreut zugleich.
    »Nein natürlich nicht. Sobald man nicht mehr im Sichtfeld der Schremp ist, verschwindet der Bann. Darum standen sie auch immer in der Nähe des Eingangs, wenn sie nach draußen auf die Plattform stiegen. Einer hat mich immer in den Augen behalten.« Ihre Hand tastete sich hinter seinen Rücken und er hörte, wie sie den Riegel vorschob.
    »Werden sie die Tür nicht aufbrechen?«
    »Nein, die Schremp benutzen nie physische Gewalt, das widerspricht ihrem Charakter, und ich denke auch, sie haben es im Verlauf von Generationen schlicht und einfach verlernt. Es ist ja so einfach für diese Räuber. Sie befehlen den Menschen den Selbstmord und saugen sie dann aus. Darum haben sie dich auch nicht

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