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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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Dampfmaschine. War es Einbildung oder war die Lok tatsächlich langsamer geworden? Sollte er vielleicht noch ein wenig zuwarten, bis die Geschwindigkeit weiter abnahm? Er lauschte auf die Geräusche der Maschine. Tatsächlich! Das Stampfen wurde immer langsamer.
    Die Lok hält an, fuhr es ihm durch den Kopf. Ob die Schremp daran schuld waren? Hatten sie Elianes Verschwinden mitbekommen? Martins Finger wurden klamm. Er würde sich nicht mehr lange halten können. Auch ein Zurückklettern war unmöglich, er hatte nicht mehr genügend Kraft in den Armen, um sich wieder hochzuziehen. Jetzt oder nie, dachte er, und ließ sich fallen. Die Fallhöhe war geringer, als er befürchtet hatte. Unmittelbar nach dem Loslassen traf er auf das Trassee. Er stolperte und fiel der Länge nach hin. Doch der Sturz war vergleichsweise harmlos, wenn er an Eliane und ihren Abgang dachte. Er hatte sich nicht überschlagen und mit den Armen seinen Kopf schützen können. Auch schien er sich nichts gebrochen zu haben.
    »Die Lok hält an«, sagte er zu sich selbst. »Sie steht schon fast still.«
    In der Tat schien die Lokomotive angehalten zu haben. Er lag immer noch im Lichtkegel der Scheinwerfer. Ob die Schremp schon nach im Ausschau hielten? War der Bereich, in dem er lag, überhaupt von der Plattform her einsehbar? Martin verhielt sich ruhig und versuchte, nicht aufzustehen. Vielleicht würden sie weiterfahren, wenn sie niemanden sahen. Doch plötzlich ertönten die Pfeifen der Lokomotive und langsam begann sich diese rückwärts in Bewegung zu setzen. Sie näherte sich ihm mit zunehmender Geschwindigkeit.
    Was jetzt? Gehetzt schaute er links und rechts zur Tunnelwand. Sollte er aufspringen und sich am Rande in Sicherheit bringen? Doch dann würden ihn die Schremp bemerken und bei ihrer Bewegungsgeschwindigkeit wären sie schneller bei ihm, als er blinzeln konnte. Andererseits: Was konnten sie ihm schon antun? Er hatte sich als resistent gegen ihre Hypnose erwiesen. Sie konnten ihn nicht in den Tod treiben und vor physischer Gewalt schreckten sie zurück. Martin versuchte, sich an den Vorderteil der Lokomotive zu erinnern. Insbesondere an die Höhe des Rechens, dessen Aufgabe es war, heruntergefallenes Geröll und andere Hindernisse von den Geleisen zuschieben. Dann fasste er einen Entschluss und blieb liegen. Er presste sich zwischen die Geleise und machte sich so flach wie möglich. Die Lokomotive rollte über ihn hinweg.
    Als der Widerschein der Scheinwerfer verschwunden und das Geräusch der Maschine verklungen war, stand er auf und klopfte sich den Staub aus den Kleidern. Es war stockdunkel und er sah nicht einmal die Hände, wenn er sie vor die Augen hielt. Er hatte kein Licht. Langsam tastete er sich zur Tunnelwand. Sie fühlte sich rau an. Vorsichtig tapste er die Wand entlang in Richtung der verschwundenen Lokomotive. Dort vorne musste irgendwo Eliane sein. Ob sie auch kein Licht dabei hatte?
    Während er sich in der perfekten Dunkelheit langsam die Tunnelwand entlang tastete, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, gingen ihm tausend Gedanken durch den Kopf. Wieso hatte die Lokomotive gehalten und war wieder rückwärts gefahren? Hatten die Schremp den Mikromechanischen dazu gezwungen? Wohl kaum. Sie hatten keinen Einfluss auf ihn und brauchten ihn, wenn sie weiterhin mit der Lokomotive reisen wollten. Sie konnten die Maschine nicht selbst bedienen. Dazu fehlte ihnen das Wissen. Also war es der Entschluss des kleinen Roboters gewesen, folgerte er. Als die Verfolger verschwunden waren, war er vermutlich auch zu dem Schluss gekommen, dass diese versuchen würden, die 411er via Stahldorf zu überholen. Er hatte wohl keine andere Möglichkeit gesehen, den Rebellen zu entrinnen, als den Rückwärtsgang einzulegen. Doch wie würde es weitergehen? Er versuchte sich an die Stelle des kleinen Roboters zu versetzen. Was würde er in seinem Fall unternehmen?
    »Ich würde zurück bis zur ersten Weiche fahren und dann ebenfalls nach Stahldorf abzweigen«, sprach er zu sich selbst. »Wahrscheinlich gibt es dort einen Bahnhof. Dort würde ich aussteigen.«
    Grübelnd tapste er weiter die Tunnelwand entlang. Was würden die Verfolger unternehmen, wenn die Lokomotive nach einer gewissen Zeit nicht bei der zweiten Weiche eintraf? Würden sie ebenfalls rückwärtsfahren, in der Annahme, dass die 411er auf der Strecke stehen geblieben war?
    »Das ist die Lösung!«, sagte er zu sich selbst. »Wenn sie zurückkommen, dann wird der Weg über

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