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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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vernichten.« Sie seufzte. »Das wird jedoch nicht leicht sein. Lagerfresser lassen sich zwar bis auf die einzelnen Segmente herunter teilen, doch zerstören lassen sie sich nicht so einfach und aus jedem Segment kann ein neuer Lagerfresser entstehen.«
    »Wie steht es mit Wasser?«
    »Das macht ihm nichts aus.«
    Martin schaute sich in der Ingenieurskabine um. Dann hatte er eine zündende Idee. Er stieg aufs Bett und schraubte mit der freien Hand eine Glühbirne aus der Fassung. Dann drückte er mit der Pinzette den Lagerfresser zwischen die Kontakte. Es zischte und roch nach Ozon, dann begann der silberne Wurm zu glühen, er wurde kirsch- und dann hellrot und löste sich schließlich in weißem Rauch auf. Martin ließ die Pinzette fallen und streckte seine Hand ins Wasser. Er hatte sich die Finger verbrannt. Mindestens hatte er sich nicht elektrisiert, dachte er, die Lok hatte nur ein Niederspannungsnetz mit 30V Gleichstrom, wie er vom Mikromechanischen erfahren hatte.
    »Gut«, sagte Eliane, »ich glaube in den Kliniken machen sie es genauso, sie vernichten die Lagerfresser mit Strom. Aber jetzt sollten wir Energie tanken und etwas essen. Hat es noch Vorräte in der Kommode?«
    Martin beeilte sich, den kleinen Zeh wieder zuzuschrauben, und gab Eliane Lupe und Pinzette zurück. Der Fuß schnurrte leise und klappte nahtlos zusammen. Er war in nichts von einem natürlichen Fuß zu unterschieden. Dann holte Martin zwei Dosen aus der Kommode. Sie setzten sich auf ein Bett und Eliane zeigte ihm, wie man die Büchsen öffnete. Ein Druck, an drei Stellen gleichzeitig, ließ die Deckel aufspringen. Martin bewunderte den feinen Mechanismus der Konserven, doch den grauen Brei im Innern konnte er nur mit Würgen herunterschlucken. Er hatte noch nie so etwas Schlechtes gegessen. Sogar das Futter seiner Fische war besser. Hätte er nicht einen Bärenhunger gehabt, er hätte keinen Bissen angerührt.
    »Jetzt bin ich fit für den Absprung«, erklärte Eliane. »packen wir es an. Wir sind bei dieser Geschwindigkeit noch genau 36 Minuten von der Weiche entfernt, bei der die Stahldorf-Linie wieder auf unseren Schienenstrang trifft.«
    »Du weiß das so genau?«, staunte Martin. Doch dann kam ihm in den Sinn, dass Eliane zu einem Drittel mechanischer Natur war. Da gehörte eine exakte Uhr sicher zur Standardausrüstung.
    Eliane trat zum Fenster auf der Rückseite der Kabine und musterte es einen kurzen Augenblick. Dann hob sie blitzschnell ihren rechten Arm und schlug mit dem Ellenbogen zu. Das Glas zerstob in tausend Stücke. Kein einziger Splitter blieb im Rahmen hängen.
    »Du musst gleich nach mir springen. Nur so kann ich versuchen, dich aufzufangen. Spring rückwärts raus und versuche, bereits im Fall in der Fahrtrichtung zu rennen.«
    Martin war mulmig zumute. Von einem fahrenden Waggon abzuspringen war eines, doch auf der Rückseite einer Lok rücklings aus dem Fenster zu klettern und sich auf die Gleise fallen zu lassen, war ungleich riskanter. Mit Verletzungen musste er bei diesem Stunt sicher rechnen. Mit weichen Knien trat er zu Eliane und beobachtete, wie sie aus dem Fenster kletterte. Am Ende hielt sie sich nur noch mit einer Hand am Fensterrahmen, dann ließ sie los. Martin sah ihren Körper im Licht der Scheinwerfer auf das Trassee purzeln. Sie überschlug sich mehrfach und blieb dann liegen. Wenige Augenblicke später war sie aus dem Lichtkegel entschwunden. Ihm wurde angst und bange und er fragte sich, wie ihn Eliane unter diesen Umständen auffangen wollte. Gleichzeitig machte er sich Sorgen um die junge Frau. Doch dann erinnerte er sich wieder an ihren ersten Sturz aus der Lokomotive. Sie war robust, daran bestand kein Zweifel, viel robuster als er selbst. Sollte er ihr wirklich folgen? Hatte er überhaupt eine Chance, ohne größere Verletzungen davonzukommen? Was, wenn er schwer verletzt auf den Geleisen liegen blieb? Martin stand unschlüssig am Fenster. Doch dann dachte er wieder an Eliane. Sie war dort draußen in der Dunkelheit des Tunnels und wartete auf ihn. Er durfte sie nicht im Stich lassen, sie zählte auf ihn. Unbeholfen stieg er rücklings aus dem Fenster. Das war kein einfaches Unterfangen. So gelenkig wie Eliane war er bei weitem nicht. Da hätte er schon etwas Sport betreiben sollen, anstatt jeden Abend an seinem Basteltisch zu löten und zu schrauben und Schaltpläne zu studieren. Schließlich hielt er sich nur noch mit beiden Händen am Rahmen fest. Er hörte auf das Stampfen der

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