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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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darauf in einer Menschenmenge wiederzufinden. Verblüfft betrachtete er das Geschehen um sich herum. Es herrschte Betrieb wie auf einem Jahrmarkt. Auch Thomas schaute verdutzt auf das Treiben, als er aus der nachfolgenden Kabine trat. Eine solche Szene hatte auch er offenbar nicht erwartet. Damen in Korsetts und langen bauschigen Röcken, praktisch alle mit fantasievollen Kopfbedeckungen, Herren in Westen und Jacketts wie aus dem vorletzten Jahrhundert, einige sogar in Frack und Zylinder wie Simon, und dazwischen immer wieder die nackten Geschlechtslosen mit ihrer metallblauen Haut. Martin und Thomas wurden durch die Vorübergehenden neugierig beäugt. Ebenfalls die beiden Damen, als sie aus der nächsten Kabine stiegen. Sie schienen in einer Art gedeckter Ladenstraße gelandet zu sein. Sie war etwa zehn Meter breit und erstreckte sich in beiden Richtungen vom Ausstieg des Paternosters. Auf beiden Seiten der Straße reihte sich ein Geschäft an das andere. Als Simon Dampfbusch mit seinen geschlechtslosen Begleitern eintraf, geleitete er sie durch die Ladenstraße und erklärte die Waren und Dienstleistungen, die angeboten wurden. Martin verstand nicht alles, viele Ausdrücke waren ihm nicht geläufig, und auch anhand der Auslagen in den Geschäften war manchmal kein eindeutiger Schluss zu ziehen. Anderes war zwar offensichtlich, wie zum Beispiel ein Waffenladen. Doch die dort angebotenen Gewehre und Pistolen wirkten auf Martin ausgesprochen exotisch.
    »Ich nehme an, wir befinden uns nicht mehr im gleichen Gebäude, auf dessen Terrasse wir gelandet sind?«, fragte er.
    »Richtig. Wir sind hier etwa dreihundert Fuß über der Decke des Felsendomes von Stahldorf. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, sind die Gebäude mit der Felsendecke verbunden. In der Tat wurden sie in diese hineingebaut und führen im Fels noch weiter in die Höhe. Bis hier auf diese Ebene. Hier oben sind alle Gebäude der Stadt untereinander verbunden. Genauso wie sie unten durch die Straßen und Gassen verbunden sind.«
    Simon Dampfbusch machte vor einer Tür Halt, die in ein besonders vornehmes Etablissement zu führen schien. Sie war breit und aus einem edlen Holz gemacht.
    »Das hier ist das Dampfkissen, ein Restaurant und Hotel«, erklärte er. Wenn Sie gestatten, meine Ladys, werden wir Sie hier einquartieren, während die beiden Gentlemen den Schokoladenverkäufer bergen. Denn das Transportmittel, mit dem wir den Schokoladenverkäufer holen werden, bietet nur vier Personen Platz. Zudem wäre es für Sie viel zu gefährlich unten in der alten Stadt. Sie würden sofort wieder in den Bann der Schremp geraten. Meine Begleiter werden Ihren Aufenthalt arrangieren. Sollten Sie einen Wunsch oder Fragen haben, so wenden Sie sich bitte an sie.« Dann drehte er sich zu Thomas und Martin und sagte: »Was uns betrifft, Gentlemen, so sollten wir uns ohne Verzug auf den Weg machen. Wir dürfen keine weitere Zeit verlieren.«
    Eliane und Silvy waren einverstanden und Martin und Thomas folgten Simon Dampfbusch weiter durch die Ladenstraße. Die drei Geschlechtslosen waren ebenfalls im Hotel zurückgeblieben.
    »Wer sind diese blauen Menschen, die alle gleich aussehen und offensichtlich keine Kleider tragen?«, wagte Martin endlich zu fragen.
    »Das sind Homunkuli«, erklärte Simon Dampfbusch, »künstlich geschaffene Menschen. Sie nehmen hier die Aufgaben der Mechanischen wahr.«
    »Retortenwesen? Mit eigenem Bewusstsein und Verstand?«
    »Natürlich. Ein Homunkulus ohne Bewusstsein wäre zu nichts zu gebrauchen.«
    »Dann verfügen sie auch über einen freien Willen?«
    »Es ist bei Ihnen wie bei allen Wesen. Sie verfügen solange über einen eigenen Willen, wie er nicht mit ihrem eingeprägten Muster kollidiert.«
    »Und dieses Muster wird von den Machern der Homunkuli programmiert, nehme ich an?«
    »Selbstverständlich, je nach Bedürfnis ihrer zukünftigen Herren.«
    Also eine Art künstlich geschaffener Sklaven, dachte Martin. Doch seine Überlegungen endeten so abrupt wie die Ladenstraße. An ihrem Ende angekommen, standen sie vor sieben Türen. Fünf davon wurden rege benutzt. Durch sie war ein ständiges Kommen und Gehen zu sehen. Zwei Türen jedoch öffneten sich nie. Simon Dampfbusch drückte eine von ihnen auf und machte eine einladende Geste.
    »Bitte, meine Herren, folgen Sie mir.«
    Der Kontrast zu der bunten und belebten Ladenstraße hätte nicht größer sein können. Hinter der Tür, die der Herr im Frack gewählt hatte, führte ein

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