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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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steckte sich noch zusätzlich zwei Würfel Schokolade in die Manteltasche. Dann klappte der Kurier die Kiste wieder zu und versorgte sie auf Deck im Zwischenboden.
    Als die Drei das Boot über den Steg verließen und auf das Tor zuschritten, versperrten ihnen die mechanischen Wächter den Weg und richteten ihre Waffen auf sie.
    »Halt!«, krächzte der eine. »Bitte weisen Sie Ihre Zollscheiben vor.«
    Eliane und Martin zückten ihre Scheiben und auch der Kurier hielt dem Mechanischen die seine vor die Optik, mit der er sich bereits gegenüber dem Zöllner ausgewiesen hatte.
    »Sie haben Zutritt zum Fort und ebenfalls zur Lounge der Kuriere. Der Transport Ihres Schiffes wird umgehend disponiert.« Das schwere Eisentor öffnete sich wie von Geisterhand.
    »Das ist ja wie auf einem Flughafen«, murmelte Martin. »Nur scheinen wir die einzigen Passagiere zu sein.«
    Durch einen Korridor, mit zwei weiteren mechanischen Wächtern, gelangten sie in den Säulengang eines Innenhofes. In der Zwischenzeit hatte es zu schneien begonnen, die Schneekügelchen wirbelten durch den Hof. In diesem Moment kam ihnen eine hübsche Frau mittleren Alters entgegen. Unter einem dunkelbraunen Mantel, den sie offen trug, war ein Brustpanzer zu erkennen, der ein erstaunlich freizügiges Dekolleté fremden Blicken öffnete. Dieses war mit einem feinen halb durchsichtigen und dunklen Metallnetz abgedeckt. Darüber bedeckte ein weißer aufgesetzter Rüschenkragen ihren Hals. Die blau leuchtenden Epauletten des Mantels wiesen je drei Stahlzacken auf und am Gürtel der Lady hingen ein Degen und eine Ætherpistole. Das Erstaunlichste an ihrer Erscheinung war jedoch das Gesicht. Es war fein geschnitten und schlug mit seiner sanftmütigen Ausstrahlung Martin sofort in seinen Bann. Die Frau trug eine randlose Brille, die man auch auf der Erde hätte finden können. Dafür fehlten die allgegenwärtigen Goggles. Ihr offenes blondes Haar war außerordentlich lang und reichte ihr bis zu der Hüfte.
    »Es freut mich, Sie als Gäste begrüßen zu dürfen«, sagte sie. »Ich bin die Kommandantin von Fort Tesla und heiße Alice Whitefield.« Sie hatte einen seltsamen Akzent, fand Martin. Ob sie gar eine Außenweltlerin war?
    Nachdem sich die drei vorgestellt hatten, sagte die Kommandantin: »Ich hoffe, Sie können heute Nachmittag bei unserer Zeremonie dabei sein. Es wird auch ein kleines Buffet eingerichtet und Sie werden unseren ausgezeichneten Wein kosten können.«
    »Wir nehmen die Einladung dankend an, Milady«, entgegnete der Kurier.
    »Die Zeremonie beginnt in zwei Stunden, Sie können sich inzwischen frei im Fort bewegen oder sich in der Kurier-Lounge ausruhen.« Sie salutierte freundlich und marschierte dann durch den Säulengang davon. Die hohen Absätze ihrer schwarzen Kniestiefel klapperten auf dem Boden.
    »Ich werde die Schlossschmiede besuchen und abklären, ob die verbogenen Antriebsschrauben des Schiffs repariert werden können. Es wäre mir lieber, die volle Leistung zur Verfügung zu haben, wenn wir auf dem Giftsee sind«, erklärte der Kurier und machte sich davon.
    »Und ich werde mich in der Kurier-Lounge mal frisch machen«, sagte Eliane. Auch sie verschwand und Martin blieb allein im Säulengang zurück und betrachtete nachdenklich das Schneegestöber im Innenhof. Schließlich entschloss er sich dazu, das Fort auf eigene Faust zu erkunden.
    Es war nicht leicht, in den verwinkelten Gängen und den verschiedenen Treppenhäusern die Orientierung zu behalten. Hätte er nicht ab und zu durch ein Fenster nach draußen sehen können, hätte sich Martin in dem riesigen Gebäude verirrt. Zu Beginn seines Rundgangs fragte er sich, wieso die Kommandantin zuließ, dass sich die Besucher frei in dem Gebäude bewegen konnten. Hatte sie so viel Vertrauen? Doch nach den ersten Kontrollen durch mechanische Wächter, die überall herumstanden, war seine Frage geklärt. Als er über eine Wendeltreppe in einen der Türme hochstieg, wurde er wieder von zwei Mechanischen aufgehalten. Sie hielten ihm ihre Æthergewehre unter die Nase und wollten ihn nicht passieren lassen.
    »Halt, Sie können hier nicht weitergehen. Dieser Turm ist Sperrgebiet«, erklärte der eine mit blecherner Stimme.
    Doch in diesem Augenblick kam ein alter Mann die Treppe hinunter.
    »Ah, ein Besucher, dazu offenbar noch ein Außenweltler.« Der Mann trug einen grauen Laborkittel und hatte einen langen weißen Bart. Sein Kopf war kahl und er trug weder Hut noch Goggles – eine

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