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Die Reise zu den Elfeninseln

Die Reise zu den Elfeninseln

Titel: Die Reise zu den Elfeninseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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einer Weile.
    »Wohin?«
    »Zum Palast.«
    »Wenn du unbedingt möchtest.«
    Unser anregendes Gespräch wird von einer heftigen Debatte unterbrochen. Eine große Gruppe weiß gekleideter Elfen taucht aus dem Wald auf, und alle reden gleichzeitig aufeinander ein.
    »Wir dürfen die Szene nicht auslassen, in der König Vandries seine Kinder dahinmetzelt«, sagt einer der Schauspieler aufgebracht. »Sie taucht traditionsgemäß nach der Szene auf, in welcher der Baum verbrennt…«
    »Dann wird es Zeit, mit der Tradition zu brechen«, kontert ein grauhaariger Elf, der vermutlich der Regisseur ist. Jedenfalls aus dem Ärger zu schließen, der sich über seinen Kopf ergießt.
    »Und wer seid Ihr, dass Ihr es wagt, die Erzählung der uralten Legende von Königin Leeuven einfach so zu verändern?«, will eine Schauspielerin wissen. Vermutlich handelt es sich bei ihr um die Darstellerin der Königin, jedenfalls nach dem goldenen Diadem in ihrem Haar zu urteilen.
    »Ich bin der Mann, der von Lord Khurd dazu bestellt wurde, das Spiel aufzuführen«, kontert der grauhaarige Elf.
    »Ein fürchterlicher Missgriff!«, rufen mehrere Schauspieler pathetisch.
    »Tut einfach, was ich Euch sage, wenn Ihr diesen Preis gewinnen wollt…«
    Die Gruppe ist während dieses Disputs über die Lichtung marschiert und verschwindet jetzt auf der anderen Seite im Wald.
    Wir starren hinter ihnen her.
    »Weißt du, Makri, ich dachte eigentlich immer, dass diese Elfenschauspieler sich etwas würdevoller benehmen. Die Elfe mit dem Diadem erinnert mich an ein Mädchen vom Bewegungschor, das ich einmal kannte. Ich musste ihr helfen, aus Turai zu fliehen, nachdem sie das Theater angezündet hatte.«
    Danach verstummen wir wieder.
    »Ich habe noch keine einzige Thazisrolle geraucht, seit wir in Avula gelandet sind«, erklärt Makri. »Hast du zufällig was dabei?«
    »Ich glaube schon«, gebe ich zurück und krame in meinem Beutel herum.
    Mit einer Thazisrolle in der Hand schlendern wir auf den Palast zu. Noch mehr Elfen begegnen uns. Sie starren uns an, sagen aber nichts. Als wir zwischen den beiden Weihern vor dem Hesuni-Baum hindurchgehen, bleibt Makri stehen und bewundert den Ausblick.
    »Ich habe Durst«, sagt sie und kniet sich hin, um etwas zu trinken.
    »Ich auch. Weißt du, ich habe fast das Gefühl, dass ich dieses Thazis etwas spüre.«
    Makri meint, dass es ihr gut geht. Vermutlich wird es mir auch gut gehen, wenn ich etwas mehr getrunken habe. Mir ist fast so, als würde uns jemand etwas zurufen, aber das ist nur ein flüchtiger Eindruck. Makri bückt sich und spritzt sich Wasser ins Gesicht. Ich folge ihrem Beispiel. Es ist kühl und erfrischend. Ich trinke noch einen Schluck und fühle, wie das Wasser den Thazisrausch vertreibt. Jetzt fällt mir auf, dass uns tatsächlich jemand etwas zuruft. Es ist ein Elf, und er sieht ärgerlich aus.
    »Wisst Ihr denn nicht, dass es verboten ist, aus den Heiligen Weihern zu trinken, die den Hesuni-Baum wässern?«, ruft er.
    »‘tschuldigung«, sage ich.
    »Das hat keiner erwähnt«, meint Makri.
    Der Weiherwart sieht uns angewidert an. Es ist Lasses, der Bruder des ermordeten Baumpriesters.
    »Betet, dass Ihr rein an Körper und Seele seid, ihr beiden. Ansonsten fürchtet Euch vor der Wirkung des Heiligen Wassers.«
    Ich spüre, dass nichts, was ich sage, Lasses besänftigen könnte, also entschuldige ich mich einfach noch mal und marschiere auf die Leiter zu, die zum Baumpalast führt.
    »Das nächste Fettnäpfchen. Woher hätten wir wissen sollen, dass diese Weiher heilig sind? Sie sollten ein Schild aufstellen oder so was.«
    Ich erwarte Schwierigkeiten mit den Wächtern am Fuß der Leiter, aber sie winken uns beinah liebenswürdig hinauf.
    »Lady Yestar erwartet Euch.«
    Wir klettern hoch.
    »Was meinte der Elf damit, als er uns vor der Wirkung des heiligen Wassers gewarnt hat?«, erkundigt sich Makri.
    »Wer weiß? Wahrscheinlich wollte er uns nur Angst einjagen. Ich meine, es kann ja kaum giftig sein, wenn sie damit den Hesuni-Baum wässern.«
    »Hesuni«, sagt Makri. »Ein komischer Name.«
    Sie kichert wieder. Mir wird klar, dass bei ihr die Wirkung des Thazis noch nicht ganz abgeklungen ist. Ich reiße mich mit Mühe zusammen, als wir die Plattform mit dem großen hölzernen Portal erreichen, das in den Palast führt. Auch hier lässt man uns ohne Schwierigkeiten passieren.
    »Das muss man Isuas lassen«, sage ich. »Es macht wirklich vieles einfacher, dass sie ein gutes Wort für uns

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