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Die Reise zu den Elfeninseln

Die Reise zu den Elfeninseln

Titel: Die Reise zu den Elfeninseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Insel gesehen habe. Sein Haar ist weiß, und seine Stirn ist zerfurcht, dennoch hält er sich sehr aufrecht im Sattel.
    »Ich bin Visan, der Wahrer des Wissens«, sagt er. »Ich glaube, Ihr wolltet mich sprechen?«
    »Das will ich.«
    »Dann sprecht.«
    »Ich würde gern etwas über die umstrittene Nachfolge der Baumpriesterschaft in Erfahrung bringen.«
    »Es ist verpönt, darüber mit einem Fremden zu reden. Außerdem ist es eine alte und verwickelte Geschichte, die jüngere Cousins von Zweigen miteinander verflochtener Familien betrifft, und die Ihr weder verstehen noch genießen könntet.«
    »Ich habe noch nicht viel genossen, seit ich hier bin. Ich will auch nicht die ganze Geschichte hören. Mich interessiert nur das, was jetzt gerade passiert. Zum Beispiel, ob jemand es aus diesem Grund auf Gulag-al-Floros abgesehen haben könnte.«
    »Ja.« Visans Unverblümtheit überrascht mich. »Hith-al-Nold behauptet, dass dieser Rang der Priesterschaft ihm zustehe. Er beschwert sich unaufhörlich bei dem Ältestenrat.«
    »Wie stark ist seine Position?«
    »Darüber zu reden ist verpönt.«
    Visan verweigert mir auch die Antwort auf meine folgenden Fragen zu demselben Thema. Ich begreife, dass ich hier keine geheimen Einzelheiten in Erfahrung bringen werde.
    »Na gut. Könnte Hith den Hesuni-Baum beschädigt haben, um Gulag in Verruf zu bringen?«
    Visan sitzt ruhig, alt und gelassen auf seinem Pferd und denkt über meine Frage nach.
    »Ja«, erwidert er schließlich. »Das ist möglich.«
    »Ist jemand damals dieser Möglichkeit nachgegangen?«
    Visan schüttelt den Kopf. »Bestimmt nicht. So etwas wäre auf unserer Insel niemandem in den Sinn gekommen.«
    »Aber nachdem ich es nun vorgeschlagen habe …«
    »Es ist durchaus möglich.«
    Visan nickt mir zu und reitet dann weiter. Ich weiß nicht, ob ihn meine bohrenden Fragen nach etwas, was offensichtlich verpönt war, aufgeregt haben oder ob er ihrer einfach nur überdrüssig war. Wenigstens habe ich jetzt noch einen weiteren Verdächtigen ausgegraben.
    Ich reite weiter, bis ich an einen Platz gelange, an dem neun oder zehn Pferde in einer Koppel herumlaufen. Hier muss ich mein Pferd abgeben und zu Fuß weitergehen. Doch schon nach kurzer Zeit stoße ich auf eine große Gruppe von Elfen, die erwartungsvoll in einen Baum starren. Ich vermute, dass es eine private Baumangelegenheit ist, die nur Elfen richtig zu schätzen wissen, und will weitergehen, als plötzlich eine Stimme verkündet: »Avulas größte Jongleurin bei der Vorbereitung auf das Fest: Shuthan-la-Hemas!«
    Die Zuschauer applaudieren, als Shuthan-la-Hemas geschickt auf eine Astgabel springt und sich verbeugt. Sie ist eine schlanke, junge Elfe mit nackten Füßen und extrem langem Haar. Und den aufgeregten Bemerkungen im Publikum entnehme ich, dass große Dinge von ihr erwartet werden. Da ich immer noch Informationen suche, auf wen ich wetten soll, bleibe ich stehen, um mir ihre Nummer anzusehen.
    Shuthan fängt recht zuversichtlich an, jongliert mit drei Bällen und gibt ein paar übliche Kunststücke zum Besten, während sie dem Publikum Grimassen schneidet. Das habe ich in Turai oft genug gesehen, aber sie legt rasch an Tempo zu. Sie lässt einen vierten und fünften Ball fliegen und jongliert weiter, während sie auf dem Ast herumhüpft. Die Menge jubelt und muntert sie mit Zurufen auf. Offensichtlich ist Shuthan-la-Hemas ihr Liebling.
    Bedauerlicherweise läuft die ganze Sache aus dem Ruder, als sie versucht, einen sechsten Ball hinzuzunehmen. Sie kann ihn nicht fangen, der Ablauf gerät durcheinander, und die Bälle fallen herunter. Als Shuthan versucht, die Situation zu retten, stolpert sie ungeschickt über ihre eigenen Füße und fällt hinunter, auf die Köpfe der Zuschauer. Die stöhnen, auch vor Enttäuschung.
    »Sie ist nicht mehr so gut wie früher«, sagen sie.
    »Sie verfügt nicht mehr über dieselbe Geschicklichkeit wie damals.«
    Andere murmeln, dass dieses Fest für Avula schlimm ausgehen wird. Ihr Theaterstück wird von einem unfähigen Zauberer geleitet, der Chor ist nicht einmal annähernd so gut wie der von Ven, und jetzt zeigt auch noch ihre beste Artistin Nerven.
    »Wenn Firees-al-Nold das Jugendturnier nicht gewinnt, dann werden wir zum Gespött der Ossuni-Inseln«, meint ein enttäuschter Elf zu seinem Gefährten.
    Ich gehe weiter. Die Avulaner tun mir zwar Leid, aber auf diese Artistin werde ich keinen einzigen Guran setzen.
    Es ist schon spät am Nachmittag. Das Wetter ist

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