Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise zu den Elfeninseln

Die Reise zu den Elfeninseln

Titel: Die Reise zu den Elfeninseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
Vom Netzwerk:
der vier Webstühle und zwei weibliche Elfen mich erwarten. Eine von ihnen ist Kelima. Sie sitzt an ihrem Webstuhl, aber statt zu arbeiten starrt sie nur ins Leere. Ich stelle mich vor, erwähne meine Unterhaltung mit dem Schmied und erkundige mich, ob sie mir vielleicht ein paar Fragen beantworten würde.
    Sie nickt unmerklich. Ihre Reaktion überrascht mich. Ihre Gleichgültigkeit könnte einen vermuten lassen, dass sie es ganz normal findet, wenn ein Menschendetektiv an ihrem Arbeitsplatz auftaucht, um wegen eines Mordes zu ermitteln.
    »Wart Ihr auf der Lichtung, als sich der Mord ereignet hat?«
    Sie nickt wieder.
    »Würdet Ihr mir sagen, was Ihr gesehen habt?«
    »Elith-la-Gipt hat Gulag-al-Floros ein Messer in die Brust gestoßen.«
    »Seid Ihr sicher, dass sie es war?«
    »Ich bin sicher.«
    »Es war dunkel, als es passiert ist. Könntet Ihr Euch vielleicht geirrt haben, was die Identität des Mörders angeht?«
    Kelima ist ziemlich sicher, dass sie sich nicht geirrt hat. Ich frage sie, was sie auf der Lichtung getan hat. Sie erwidert, dass sie sich ab und zu gern in der Nähe des Hesuni-Baums aufhält, wie alle anderen Avulaner auch.
    »Kennt Ihr einen Grund, aus dem Elith-la-Gipt diese Tat begangen haben könnte? Könnt Ihr mir etwas über ihre Beziehung zu Gulag sagen?«
    »Ich muss gehen«, erwidert Kelima plötzlich.
    Sie steht auf und verschwindet. Ich bin erstaunt.
    Ihre Kollegin hat bis jetzt schweigend dagesessen.
    »Wohin geht sie?«, frage ich sie.
    Die andere Elfe schüttelt den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ihr Verhalten in letzter Zeit war sehr merkwürdig. Sie hat seit einem Monat nichts mehr gewebt.«
    »Verschwindet sie häufiger so plötzlich?«
    Offenbar tut sie das. Ich bin ein bisschen durcheinander. Eben noch hat sie meine Fragen beantwortet, und dann verschwindet sie plötzlich so mir nichts dir nichts. Und nicht etwa, weil meine Fragen sie gestört hätten. Es war beinah so, als wäre ihr etwas Wichtigeres eingefallen, das sie unbedingt erledigen musste.
    Vor dem Haus wartet mein Pferd. Ich steige auf und reite in Gedanken davon. Diese Elfen. Liegt es an mir oder verhalten sie sich wirklich alle merkwürdig?
    Ich reite zur Mitte der Insel zurück. Unterwegs überholen mich zwei Gruppen von Elfen zu Pferd. Ihre Mäntel und Tuniken weisen ein etwas dunkleres Grün auf als das der Avulaner. Allmählich füllt sich die Insel mit Gästen der Nachbarinseln, die zum Fest kommen. Als ich an der Abzweigung vorbeireite, die zu der privaten Lichtung führt, überkommt mich die Neugier, wie sich Makri und Isuas wohl anstellen. Ich lenke mein Pferd auf den Pfad. Soweit ich weiß, hat Makri noch nie jemanden unterrichtet. Ob sie wohl dazu in der Lage ist? Ich kann es nur hoffen. Solange Isuas glücklich ist, garantiert mir das freien Zutritt zum Palast.
    Es gibt weder Zäune noch Wachen, welche die anderen Elfen daran hindern könnten, diese Lichtung zu betreten. Sie tun es einfach nicht. Avulaner benehmen sich im Großen und Ganzen gesehen weit besser als die Menschen in Turai. Der Mord an Gulag-al-Floros ist der erste gewaltsame Todesfall auf der Insel seit zwölf Jahren. In Turai ereignet sich alle vier Stunden einer.
    Als ich die Lichtung sehe, steige ich ab und binde mein Pferd an. Ich schleiche auf Zehenspitzen weiter, weil ich mich nicht voreilig verraten will. Dann luge ich hinter der Deckung eines Baums am Rand der Lichtung hervor.
    Makri und Isuas stehen sich gegenüber. Beide halten ein Holzschwert in der einen und einen hölzernen Dolch in der anderen Hand. Isuas trägt ein grünes Wams und eng anliegende Strumpfhosen, die ziemlich neu aussehen. Vermutlich hat ihre Mutter ihr eine neue Ausstattung für dieses Unternehmen zur Verfügung gestellt. Elfen glauben, dass so etwas Glück bringt. Makri hat ihr Elfenwams und ihre Sandalen ausgezogen. Mit nackten Füßen, Kettendress und ihrem weichen, grünen Hut sieht sie ziemlich exotisch aus, wenn auch nicht sonderlich wild. Ihr Haar ist so wild und dicht wie immer, aber sie hat die Strähnen vorne zu Zöpfen geflochten, damit sie ihr beim Kampf nicht im Weg sind.
    Makri gibt Befehle. Ich verhalte mich still und versuche, die Worte zu verstehen. Ihre Stimme klingt jedenfalls ziemlich gereizt, als würde es nicht sonderlich gut laufen.
    »Greif mich an. Erst mit dem Schwert, dann mit dem Dolch. Und versuch diesmal, es richtig zu machen.«
    Isuas springt sie mutig an. Für eine Anfängerin ist das nicht schlecht, aber Makri pariert verächtlich

Weitere Kostenlose Bücher