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Die Reise zum Ich

Die Reise zum Ich

Titel: Die Reise zum Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Naranjo
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ihn als meinen Freund - wie ein Hund, den
    ich gern als Haustier hätte. Nichtsdestoweniger ist er in
    seiner Domäne ein furchterregendes wildes Tier.
    A.: Ist es ein gutes Gefühl, mit einem ungezähmten Tier
    befreundet zu sein?
    P.: Ja.
    A.: Vielleicht ist es dies, was dieses Bild Ihnen übermitteln
    will, das schöne Gefühl, mit einem wilden Tier zusammen zu sein, von wilden Tieren akzeptiert zu werden.
    P.: Gern würde ich wissen, was er mir zu sagen hätte, wenn
    er sprechen könnte. Der Löwe dreht sich um und geht
    fort, in den Dschungel.
    A.: Können Sie ihm folgen?
    P.: Ja. Er trottet jetzt, und ich muß auch trotten, um mit ihm
    Schritt zu halten. Jetzt beginnt er zu springen. Er setzt
    einem Auto nach. ( A u f dem Band ist in diesem Augenblick Verkehrslärm von draußen zu hören.) Ich sehe auch einen Trainer, einen Mann, der hinter dem Auto herrennt. Er springt auf die rückwärtige Stoßstange auf und klammert sich ans Rückfenster. Der Wagen fährt dem
    Löwen davon, während der Mann hinten drauf sitzt. Der
    Löwe verlangsamt sein Tempo und bleibt stehen und
    blickt dem Wagen nach. Jetzt wendet er sich um und
    spricht mit mir. Er sagt ›Zu schade, daß einer davonkam‹,
    oder so ähnlich.
    A.: Was hatte er vor?
    P.: Ich bin mir nicht sicher. Er wollte vielleicht den Mann
    angreifen. Oder er mag nur neugierig gewesen sein. Aber
    er hat Hunger. Es macht ihm nichts aus, ob er Menschenfleisch frißt oder Fleisch anderer Tiere.
    A.: Was tut der Löwe jetzt?
    P.: Er steht da und leckt sich die Lefzen. Verstehen Sie, er
    leckt sich das Maul mit seiner Zunge.
    A.: Was würde Ihnen von einem Löwen gefallen?
    P.: Von einem Löwen gefallen?
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    A. : Oder an einem Löwen gefallen.
    P.: Seine Wärme ist das erste, was mir einfällt. Seine Stärke,
    glaube ich. Und ich sehe Kinder auf dem Rücken des
    Löwen herumklettern und an seinen Flanken heruntergleiten und unter ihm hindurchrollen und wieder auf ihn klettern und rückwärts über seinen Rücken hinunterrutschen ... sie amüsieren sich köstlich. Und er steht da und genießt es.
    A.:: Können Sie sich vorstellen, daß Sie selbst der Löwe sind?
    P.: Nein.
    A.:: Nehmen Sie an, Sie hätten einen Löwen in sich. Sie
    würden gern mit den Kindern spielen, wie sie mit dem
    Löwen spielen. Sie haben ebenso ein wildes Tier . . .
    (Der Rest des Satzes ist unverständlich).
    P.: Ich kann es besser, wenn ich den Löwen als Löwin sehe.
    Doch irgendwie kommt mir die Löwin weniger . . .
    A.: . . . weniger löwenhaft vor.
    P.: Ich meine, den Löwen als Hund zu sehen, als Spielgefährten, wohingegen die Löwin entschieden die Mutter der Kinder ist. . .
    A.: Aus einem bestimmten Grund ist es ein Löwe und keine
    Löwin.
    P.: In Ordnung, kehren wir zum Löwen zurück. (Langes
    Schweigen.) Es macht mir große Schwierigkeit, ein Löwe
    zu werden. Ich glaube, ich weiß warum. Weil ich keine
    besondere Neigung verspüre, seine Aufgabe zu übernehmen.
    A.: Nehmen Sie einmal an, Sie könnten den Löwen dazu
    bringen, mit Ihnen zu sprechen.
    P.: Mit mir zu sprechen? Und die Kinder sind meine? ( Langes Schweigen). Es führt zu nichts.
    A.: Versuchen wir einmal, ob ein paar Erklärungsversuche
    uns nicht weiter bringen. Aus dem, was Sie mir erzählen,
    schälen sich bestimmte Themata heraus, zum Beispiel
    Adel: die Insignien des Löwen, ein Schloß, politische
    Figuren. Nicht allein Adel, auch Autorität sozusagen.
    Dann das Thema Um-ein-Zentrum-Kreisen, Galaxien,
    Drehtrommel, Karussell... Und dann der Löwe, und im
    Löwen sind alle vereint: die zentrale Rolle, Autorität,
    Vitalität, Aggression, Adel. Ich meine, es ist Raum in
    Ihrem Leben für diese Gefühle. Es drückt sich darin
    etwas von Ihrem Selbstbild aus. Ihr ideales Selbst. Es
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    müßte Ihnen leicht fallen, den Löwen auszuagieren.
    P.: Wenn er nur etwas täte. Doch er steht bloß herum. Sehr
    müde, vermutlich weil er den ganzen Tag auf der Jagd
    war, nun ist er in den Park gekommen, um auszuruhen.
    Zufällig klettern ein paar Kinder auf seinem Rücken
    herum, und er ist einfach zu müde, um sich dagegen zu
    wehren.
    A.: Versuchen Sie zu sagen, ›Ich bin müde, ich war den
    ganzen Tag auf der Jagd‹, als wären Sie der Löwe.
    P.: Ich bin müde. Ich mag es, wenn mir die Kinder den
    Rücken kratzen, aber sie werden mir zu schwer. Er hat
    Angst, sich in Bewegung zu setzen, es könnte eines der
    Kinder herunterfallen. Und dennoch wünscht er sehnlich, unter ihnen hinwegschlüpfen zu können, damit er fort

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