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Die Reise zum Ich

Die Reise zum Ich

Titel: Die Reise zum Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Naranjo
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Mosaik. Das Gegenteil davon wäre natürlich
    die Erfahrung einer Wechselwirkung mit Wesen, die als lebende Wesen wahrgenommen werden - eine Erfahrung, bei der die ästhetische Distanz einem gewissen Grad von Selbstvergessenheit weicht und man sich nicht als eine auf der Couch hingestrcckte Person empfindet, die sich der Kontemplation
    einer Illusion hingibt.
    Für diese typische Art, die meiner Erfahrung nach stets positive
    therapeutische Ergebnisse erzielte, möchte ich ein weiteres
    Beispiel bringen:
    »Wir standen uns Auge in Auge gegenüber, die Schlange mit
    weit aufgerissenem Maul drohte mich zu verschlingen, und
    ich, voller Neugier, versuchte in sie hineinzugelangen, ohne
    daß sie mich biß. Spontan ging mir auf: Ich mußte sehr
    schnell sein, so schnell, daß die Schlange mich nicht mit ihren
    Giftzähnen erwischte. Denken und Handeln waren eins. Mit
    einem Satz befand ich mich im Innern der Schlange. Es war
    wie ein schwarzer Tunnel mit elastischen Wänden, ich
    konnte nichts sehen. (Es schien mir, als hätte die Schlange
    das Maul geschlossen.) Ich hatte entsetzliche Angst, daß ich
    hier nie wieder herauskommen würde. Doch dann fiel mir
    ein, daß es nur ein Traum war, daß ich jederzeit durch diese
    Wände hindurch gehen, die Augen öffnen und mich im Bett
    wiederfinden konnte. Dann überlegte ich, da ich nun schon
    einmal drin war, sollte ich doch herausfinden, was die
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    Schlange enthielt, denn ich war absolut sicher, daß etwas
    darinnen war. Ich hatte immer noch Angst, und so beschloß
    ich, so schnell wie möglich zu handeln. Ich lief eine Weile in
    Richtung auf ihren Schwanz und sah plötzlich Licht. Hinten
    war eine Grotte, eine unterirdische, mit einem See darin. Das
    Wasser kam aus einer Quelle und war rein und klar. Ich
    fühlte das zwingende Bedürfnis, ins Wasser zu gehen. Ich war
    sehr müde, und das Wasser würde mich reinigen und beleben. Es schien mir sehr heiß in der Schlange, daher bereitete mir die Frische des Wassers ein köstliches Gefühl. Während
    ich in den See hineinwatete, trug ich ein weißes Gewand; ich
    sah mich im See baden und zugleich sah ich mich an seinem
    Ufer stehen, wo ich mir selbst zusah. Das ›Ich‹, das am Ufer
    stand, war körperlos. Doch das badende Ich begann nach
    dem anfangs so herrlichen Gefühl, entsetzlich zu frieren. Ich
    ging wieder aus dem Wasser, und meine beiden Ichs wurden
    wieder eins, und den Tunnel entlang kehrte ich wieder zum
    Maul der Schlange zurück. Ich hatte Angst, daß ich nicht
    rauskonnte, doch als ich an der betreffenden Stelle ankam,
    öffnete die Schlange das Maul und wie der Blitz - um nicht
    gebissen zu werden - gelangte ich wieder in mein Bett.«
    Diese Bildsequenz war nur eine von vielen, die im Lauf dieser
    Sitzung kamen und gingen. Sie erbrachte großen therapeutischen Gewinn und verdeutlicht einen beiden Episoden gemeinsamen Zug. Jeweils ist die Patientin die Hauptperson; Ihr widerfahren die Dinge, und auf sie wirken sie sich aus. Nicht nur sieht sie sich in die Schlange hineinschlüpfen, sie identifiziert
    sich mit diesem visuell wahrgenommenen Selbst; ihre Erfahrung ist dermaßen intensiv, daß sie nichts mehr davon weiß, daß sie im eigenen Schlafzimmer im Drogentraum liegt, ln diesem
    Traum empfindet sie Wißbegier, Furcht und Entzücken; sie
    meint Entscheidungen zu treffen, Hindernisse zu überwinden,
    ihr eigenes Leben zu bereichern. Wenn wir postulieren, daß die
    Bilderwelt des Traums unbewußte Gefühle und Triebe symbolisiert, dürfen wir diese Art der Erfahrung als Interagieren zwischen Individuum und seinem Unterbewußten betrachten,
    und hierauf beruht ihr therapeutischer Nutzen. Darüber hinaus
    findet stets eine Konfrontation mit dem unbewußten »anderen« statt, die sich integrierend auswirkt, was in der jeweiligen visuellen Symbolik zum Ausdruck kommt (z. B. nach der Gefahr der Vernichtung die Reinigung/Läuterung durch Licht und Wasser).
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    Am Zustandekommen dieser typischen Art von Erfahrung
    scheinen verschiedene Faktoren beteiligt zu sein. Manche Individuen dürften eine größere natürliche Veranlagung dazu zu haben als andere, und welche Persönlichkeitsfaktoren hierbei
    eine Rolle spielen, bleibt noch zu klären. Ich bin der Meinung,
    daß einer davon in geistiger Gesundheit besteht, wiewohl dies
    bestimmt nicht der einzige ist. Auch habe ich den Eindruck, daß
    mesomorphe Somatotoniker eher zur reichen Erfahrung disponiert sind als ektomorphe Cerebrotoniker.
    Doch über die

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