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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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den Speer zu werfen.
    »So unvorsichtig werden wir nicht wieder sein«, schloß sie. »Nicht, daß ich denke, wir hätten von diesem Rudel noch etwas zu befürchten. Morgen früh treten wir die Reise flußabwärts an. Sobald wir in den Empfangsbereich der Station kommen, werden wir …«
    »Nein«, sagte er scharf.
    »Nein? - Was nein?«
    »Nein, wir können die Rückreise nicht gleich morgen früh antreten. Wir sind noch nicht fertig.«
    »Das mag schon sein, aber du bist fertig. Wir sind an dem Punkt angelangt, an den wir kommen wollten.«
    »Nicht ganz, Lyra. Zuerst gehen wir noch zum Ende des Flusses, dann können wir umkehren. Vorher nicht. Ich gehe hier nicht weg, bis wir unser letztes Ziel erreicht haben. Wenn du versuchst, mich daran zu hindern, bekomme ich einen Wutanfall und bring mich um!«
    »Jetzt hör mir gut zu, Etienne, weil ich das vielleicht nur ein einziges Mal werde sagen können«, sagte sie leise. »Du bist ein absolut unmöglicher Mann. Du hast nicht mehr Verstand in dir als ein Schwamm. Du würdest selbst die Geduld eines Hiob auf die Probe stellen, geschweige denn die einer müden, kleinen Frau, wie ich es bin.«
    Er drückte ihre Hand. »Ich liebe dich.«
    »Das habe ich ja gerade gesagt. Wen sollte ich denn anschreien, wenn du nicht mehr da wärst?«
    »Ich weiß. Eine so gute Zielscheibe ist sehr schwer zu finden.«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung.« Sie rieb ärgerlich an der Feuchtigkeit, die ihr aus den Augen drang. »Deshalb möchte ich dich auch ganz gern noch ein paar Tage um mich haben. Meine Schulter tut auch noch weh. Darüber können wir weiterhin Witze reißen. An dem Loch in deinen Rippen ist nichts Komisches.«
    »Wie kommst du denn darauf?« Er ließ ihre Hand los. »Lyra, du mußt das für mich tun. Ich werde ganz vorsichtig sein. Nicht klettern und keine Steine losschlagen. Wenn es sich vermeiden läßt, werde ich mich nicht einmal bücken. Yulour kann mir behilflich sein, nicht wahr, Yulour?«
    »Ja. Yulour ist stark, Lehrer. Ich kann dich überall hintragen, wo du gehen willst.«
    »Zu riskant, Etienne. Du mußt diese Wunde so gut wie möglich verheilen lassen.«
    »Auf der Rückreise werde ich Monate in der Kabine bleiben, das verspreche ich dir. Da kann sie heilen. Aber es wäre einfach Wahnsinn, jetzt umzukehren und zurückzufahren, wo wir doch nur noch ein paar Stunden vom Ende unserer Reise entfernt sind. Ich will diese Eisproben! Wir haben sonst nichts, womit man sie vergleichen kann. Und sie vom Rande der Eiskappe zu holen, bringt bei weitem nicht so viel. Wenn du darauf bestehst, dann kannst du ja mit Tyl die Proben nehmen, und ich schaue nur zu.« Er machte eine kleine Pause und fügte dann mit leiser Stimme hinzu: »Außerdem, wenn das meine letzte Expedition sein soll, dann soll mich der Teufel holen, wenn ich irgend etwas ungetan lasse!«
    »Sprich nicht so!« sagte sie leise. »Wenn du so redest, bring ich dich um.«
    Mühsam brachte er ein Lächeln zustande. »Dann machen wir also weiter?«
    »Also gut. Aber nicht mehr als einen halben Tag. Ich habe keine Lust, noch eine Nacht in dieser gletscherhaften Finsternis zu verbringen. Ob wir nun die heißen Quellen oder was auch sonst immer erreichen oder nicht - wir gehen einen halben Tag, und dann kehren wir um.«
    »Einverstanden. Ich möchte auch nicht, daß die Repeller hier drinnen ausfallen. Und ich verspreche dir, daß du die ganze schwere Arbeit machen wirst.«
    »Du bist so gut zu mir.« Zwanzig Jahre, dachte sie. Zwanzig Jahre, in denen wir miteinander dasselbe Stück spielen und jeder unsere Rolle bis aufs letzte Wort auswendig können.
    Und dann betete sie darum, daß es ihr vergönnt sein möge, mit demselben männlichen Part weiterzuspielen.

16. Kapitel
    Den Rest der Nacht verbrachte er in tiefem Schlaf. Lyra wachte neben seinem Bett, wobei sie seinen Zustand auf den Anzeigeschirmen dauernd im Auge behielt. Das Diagnose-Programm des Computers zeigte an, daß die innere Blutung zum Stillstand gekommen war. Die Arterienwände und das sie umgebende Fleisch zu heilen würde ein viel langsamerer und schwierigerer Prozeß sein.
    Die Maschine verriet ihr, daß die Überlebenschance für ihren Mann fünfundachtzig Prozent betrug, vorausgesetzt, daß er alle Anweisungen befolgte, regelmäßig seine Medikamente nahm, sich den Ultraschallbehandlungen unterzog und binnen sechs Monaten von einem Chirurgen behandelt wurde. In diesem Fall würde es zu keinen dauernden Schäden kommen, abgesehen vielleicht von

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