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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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wieder unter seine Gefährten ein.
    Alles, was Lyra von den Tsla behauptet hatte, wurde von jedem neuen Erlebnis bestätigt. Sie waren freundliche, liebenswürdige Leute. Warum konnte er also nicht aufhören, nach einem Grund zu suchen, sie nicht zu mögen?
    Doch die Antwort darauf kannte er. Es war nicht etwa so, daß Lyra die Tsla mochte - nein, sie war von ihnen entzückt; war aber das die Wurzel seines Problems? Er versuchte sich darüber Klarheit zu verschaffen. Nein, es war etwas anderes. Es gab da einen ganz bestimmten Tsla, mit dem sie fast ihre ganze freie Zeit verbrachte, einen, zu dem sie aufblickte und dem sie immer wieder Fragen stellte: Tyl.
    Was für ein bizarrer Gedanke, sagte er sich. Ohne Zweifel war Tyl ein eindrucksvolles Exemplar säugetierischen Lebens. Das war nicht das erste Mal, daß Lyra persönliche Zuneigung zu irgendeinem Studienobjekt entwickelt hatte.
    Beim Raum des Patrick O’Morion, jetzt fange ich an, auf einen Eingeborgenen eifersüchtig zu werden, sagte er sich. Der Schock dieser Erkenntnis traf ihn mit solcher Wucht, daß er fast in einen Abgrund gestürzt wäre. Lyra fiel sein wirrer Blick auf.
    »Etienne? Fehlt dir etwas?«
    »Ich? Nein. Ich bin schon in Ordnung.« Er blinzelte, beschleunigte seine Schritte und nahm wieder die Spitze der kleinen Gruppe ein. Lyra starrte ihn von hinten an, schüttelte verwirrt den Kopf und beeilte sich nachzukommen.
    Die Tsla hatten die Nachhut übernommen. Tyl stand neben Yulour und wirkte neben dem hünenhaften Träger wie ein Zwerg. »Yulour?«
    »Ja, Weiser?«
    »Was ist das für ein Zeichen, wenn man das O und den Strich kreuzt?«
    Die Stirn des Trägers runzelte sich nicht. Es hatte keinen Sinn, seine geistige Kapazität mit diesem etwas komplizierten Begriff zu belasten.
    »Das weiß ich nicht, Weiser.«
    »Schon gut, Yulour. Es ist nicht wichtig. Sag mir, was hältst du von unseren neuen Freunden?«
    Yulour blickte über die Köpfe seiner Begleiter auf die beiden Menschen. »Sie sind sehr nett, Weiser, wenn sie auch wenig Pelz haben. Und wenn sie miteinander sprechen, ist das seltsame Rede - weder wie die unsere noch wie die der Mai. Aber nett sind sie.«
    »Ja, das sind sie. Dank Euch für Eure Meinung, Yulour.« Der Träger machte eine Rüsselbewegung.
    Tyl schloß zu den Objekten seines Interesses auf. »Deine Neugierde hat mich dazu veranlaßt, mit Yulour zu plaudern, Etienne. Ich habe ihm eine Frage gestellt, die ein kleiner Junge ohne Mühe hätte beantworten können, und er konnte das nicht; sie überstieg seine einfachen Kräfte. Und dabei kam mir in den Sinn, daß er vielleicht glücklicher ist als wir. Er ist zwar frei von Intelligenz, aber auch frei von den Schmerzen und Mühen, wie sie höhere Gedanken einem eintragen. Unwissenheit, Enttäuschung, Neid - alles das existiert für ihn nicht.«
    »Das klingt, als wäre er ein perfekter Heiliger.«
    »Das frage ich mich manchmal. Er ist so zufrieden, und doch gibt es Zeiten, wo ich ihn nicht verstehe.«
    »Da gibt es bei uns ein Sprichwort, Tyl.« Etienne hatte einige Mühe, es in Tsla zu übersetzen. »Besser ein glücklicher Idiot als ein unglückliches Genie.«
    »Ah, da ist wieder dieses seltsame Konzept von ›Glück‹. Lyra hat das mir gegenüber schon erwähnt. Wir kennen diesen Begriff nicht. Du mußt ihn mir erklären.« Etienne versuchte das zu tun, während sie beständig bergab trotteten, dem immer breiter werdenden Silberstreifen des Skar zu.
    Tage verstrichen, und die Hitze nahm zu, stieg über dreißig Grad an. Die Tsla fingen an, ihre Kleidung abzulegen, und ihre Umhänge und Togen verschwanden in ihren Bündeln, um erst wieder im hohen Norden benutzt zu werden.
    Das war das erste Mal, daß Etienne je einen Tsla ohne dessen vertraute Kleidung gesehen hatte. Sie schienen sich unbekleidet ganz wohl zu fühlen, so als würden sie Kleidung nur tragen, um sich gegen die Elemente zu schützen und vielleicht, um ihre gesellschaftliche Stellung anzuzeigen, nicht aber wegen irgendeines primitiven Nacktheitstabus.
    Nicht daß sie im menschlichen Sinne nackt waren, da ja alles, mit Ausnahme der Unterarme und der Waden, von weichem, braunem Fell bedeckt war. Das einzig überrasehende war, daß sie einen Schwanz hatten, einen kurzen, fünf oder sechs Zentimeter langen Stummel; das ließ sie tierhaft erscheinen - obwohl es einige intelligente Rassen mit Schwänzen gab. Die AAnn beispielsweise betrachteten es als ein Zeichen der Intelligenz, einen Schwanz zu besitzen, und

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