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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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keineswegs als eines des Gegenteils davon.
    In anderer Hinsicht waren die Tsla sehr menschlich, wenn man von den sechsfingrigen Händen, den sechszehigen Füßen und den Rüsseln absah. Es gab da noch einen weiteren Aspekt ihrer Anatomie, der ihn interessierte. Er nahm sich vor, Lyra darüber zu befragen, sobald er sicher sein konnte, daß sie seine Neugierde nicht falsch deuten würde. Ohne Zweifel hätte sie seine Unsicherheit als amüsant empfunden.
    Als die Temperatur schließlich die Fünfunddreißig-Grad-Grenze erreichte, legten die Mai ihre Kaltwetterkleidung ab und konnten zum ersten Mal seit Wochen die Hitze und Feuchtigkeit wieder genießen.
    Sie erreichten das Ufer des Skar und bogen nach Aib ab. Etienne freute sich schon auf eine kühle Dusche an Bord des Tragflächenbootes. Nach einer gründlichen Reinigung würden sie die zweite Hälfte der vereinbarten Zahlung an den Oyt von Aib aushändigen und Vorbereitungen treffen, um die Reise flußaufwärts fortzusetzen.
    Am Abend dieses Tages mußten sie sich mit dem Anführer ihrer Mai-Träger auseinandersetzen. Er redete so schnell, daß es selbst Lyra Schwierigkeiten bereitete, seinen Worten zu folgen. Homat mußte schließlich übersetzen.
    »Es hat etwas mit der Jahreszeit des Säens zu tun«, erklärte er. »Sie kommen zu spät, um mitzuhelfen, und haben es eilig, weiterzuziehen. Außerdem ist da die Rede von Steuern. Sie kommen nicht aus Aib selbst, sondern aus dem Farmbezirk, der es umgibt.«
    Lyra nickte wissend. »Ich verstehe. Sie wollen mit ihrem Lohn hier abhauen, ehe die Behörden ihren Anteil verlangen können. Typisch Mai!«
    Die Träger organisierten eine hastige Abreisezeremonie, nahmen ihren Lohn entgegen und verschwanden in aller Eile. Die Tsla, denen die Hitze nur wenig Mühsal bereitete, übernahmen die zweite Hälfte der aufgeteilten Last. Da sie größer und stärker als die Mai waren, bereitete ihnen das keine Schwierigkeiten.
    Zwei Tage später näherten sie sich dem Rande von Aib, und Etienne schob die Augenbrauen zusammen. »Das ist komisch.«
    »Was ist komisch, Etienne?« fragte Tyl unsicher. Etienne ignorierte die Frage; das war zwar unhöflich, aber ihn beunruhigte etwas, das viel wichtiger als fremde Höflichkeitsbegriffe war.
    »Ich sehe das Boot nicht, Lyra.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Ich auch nicht. Du siehst viel besser als ich, Etienne, aber du hast recht. Ich sehe es nicht. Das ist doch das Dock, an dem wir es vertäut haben?«
    »Das muß es sein«, murmelte er. »Da, da ist doch dieser Basaltvorsprung, den der hiesige Herrscher als Thron benutzt.«
    »Stimmt etwas nicht?« fragte Tyl. »Ich habe schon etwas Derartiges befürchtet. Diese Mai«, sagte er dann, ohne sich daran zu stören, daß Homat vielleicht zuhörte, »stehlen alles, das auch nur einen halben Anat lang unbewacht bleibt, und halten das für durchaus moralisch.«
    »Wir haben mit dem Chef dieser Stadt eine Übereinkunft getroffen«, erklärte Etienne nervös und beschleunigte seine Schritte. »Er sollte das Boot für uns bewachen. Wir haben ihm die Hälfte der Summe vor unserer Abreise bezahlt.«
    Homat versagte es sich, ›habe ich ja gleich gesagt‹ zu sagen, und entschied sich statt dessen dafür, die Situation in bestmöglichem Licht darzustellen: »Vielleicht sind die Leute von Aib gar nicht für das Verschwinden des Geisterbootes verantwortlich.«
    »Das hoffst du, Homat. Was glaubst du wirklich?«
    Der Blick des Mai huschte schnell von einem der Fremden zum anderen. Etienne war dieser Blick inzwischen nicht mehr fremd, und so beeilte er sich, ihren Führer zu beruhigen.
    »Du hast von uns nichts zu befürchten, Homat. Wir sind deine Freunde.«
    »Du erinnerst dich doch, de-Etienne, daß ich dich vor dieser Möglichkeit gewarnt habe?«
    »Überdeutlich.« Sie rannten jetzt fast. Das Dock war eine leere Geste, die in den Fluß hinausragte.
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, de-Etienne, daß das Geisterboot ohne Wissen der Aibiten verschwinden kann. Wenn sie es nicht selbst genommen haben, haben sie ganz sicher wenig unternommen, um zu verhindern, daß man es wegnimmt. Ich dachte, du hättest gesagt, es könnte nicht gestohlen werden und würde sich selbst schützen.«
    »Ja, das haben wir gedacht«, erwiderte Etienne grimmig. »Sieht so aus, als hätten wir unrecht gehabt.« Er sah zur Stadt hinüber. »Laß uns unserem guten Freund Gwattwe einen Besuch abstatten, ja?«
    Die bescheidene Behausung des Oyt von Aib wurde von einer Anzahl

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