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Die Reise Zur Stadt Der Toten

Die Reise Zur Stadt Der Toten

Titel: Die Reise Zur Stadt Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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rechnen.«
    »Da habe ich es leichter. Von Steinen wird man selten schockiert.«
    Sie lächelte; nicht, weil das, was er gesagt hatte, so komisch war, sondern weil er sich bemüht hatte, es komisch klingen zu lassen.
    »Wir sind nur Menschen, Lyra.«
    »Ja, und das sind die Tsla nicht. Einen Augenblick hatte ich das vergessen. Ich werde es nicht wieder vergessen.«
    »Laß dich davon nicht zu weit in die andere Richtung treiben. Was auch immer du persönlich von ihren Gewohnheiten hältst, es sind gute Leute und unsere Freunde. Tyl ist das, was er immer gewesen ist: ein gelehrter, mitfühlender Freund.«
    »Unter seinesgleichen, ja. Etienne, du hast recht gehabt, und ich unrecht.«
    Er wandte sich ab, weil ihr Eingeständnis ihm peinlich war, so wie das häufig der Fall war, wenn er in ihrem kleinen privaten Krieg irgendeinen kleinen Sieg errang. Es gab da einen Widerspruch, den er nicht begriff.
    Sie ging auf das Achterdeck zu und murmelte dabei: »Immerhin kann man ja so argumentieren, daß zeremonielle Nekrophilie auch nicht barbarischer ist als ein halbes Dutzend anderer Beisetzungsrituale, wie man sie bei urtümlichen Primitivkulturen entdeckt hat. Bei den Canuli beispielsweise …« Die Tür fiel hinter ihr zu.
    Sie tat ihm leid, und gleichzeitig war er froh, daß er sich nicht für ihr Fach entschieden hatte. Dann nahm er sich vor, Tyl bald anzusprechen und ihm zu sagen, daß er und Lyra, sollte ihnen ein tödlicher Unfall zustoßen, nach menschlichem Brauch begraben werden wollten.
    Trotzdem vergingen einige Tage, ehe Lyra sich wieder dazu überwinden konnte, mit Tyl oder einem der überlebenden Träger zu sprechen. Sie fühlten ihre Verunsicherung und hielten sich auf Distanz, was auf so engem Raum, wie ein Tragflächenboot ihn bietet, nicht leicht war.
    Sie waren inzwischen fünftausend Kilometer nördlich der Homanx-Station, und die Strecke, die sie noch zurückzulegen hatten, war unbekannt. Unbekannt, weil der Satellit, der die fotometrische Beobachtung Tslamainas durchgeführt hatte, diesen Teil der nördlichen Hemisphäre vernachlässigt und sich mehr mit den dichter besiedelten Gegenden im Bereich des Äquators und der Groalamasan-See beschäftigt hatte.
    Die Temperatur war jetzt so weit abgesunken, daß Homat lange Kleidung anlegen mußte, um sich in der Mittagshitze von dreißig Grad wohl zu fühlen. Größere Sorgen bereitete die jähe Verengung des Barshajagad. Die hochaufragenden Felsmauern waren immer näher an den Fluß herangerückt und zwängten ihn nun in einen schmalen Kanal, und die zunehmend reißende Strömung wurde so kräftig, daß sie ihre Fahrt behinderte, obwohl das Wasser nur die zwei untergetauchten Tragflügel berührte. Auf Wildwasser aber stießen sie nicht, und der Scanner ließ erkennen, daß der Flußboden weit unter ihrem Kiel lag.
    Aber es fiel Etienne schwer, sich auf solche Dinge zu konzentrieren; die Canyonwände übten eine hypnotische Wirkung auf ihn aus. Siebentausend Meter, die an manchen Stellen steil in den Fluß abfielen; eine Schlucht, wie sie es selbst auf Gasriesen nicht gab, wo die Flächen genügend fest waren, um der dauernden Erosion durch den Wind Widerstand zu leisten. Vom Himmel blieb nur ein schmaler Streifen direkt über ihnen übrig, der von einer dauernden Wolkendecke verhängt war, ein schwaches, graues Band, das die Grenzen der wirklichen Welt zeichnete.
    Jedesmal, wenn der Fluß eine Biegung beschrieb, schienen die Felsklippen jede Hoffnung auf Rückkehr zu verschlingen. Das Tragflächenboot wirkte in seinem Kampf gegen den ständig reißender werdenden Strom zunehmend winziger. Die Redowls wechselten sich am Steuer ab, da sie die Navigation nicht länger dem Autopiloten überlassen konnten. Wenn sie Geschwindigkeit verloren, während sie beide schliefen, und der Fluß sie packte, würde er den Dur-alum-Rumpf ebenso leicht an einer der Granitwände zerschmettern wie eine Eierschale.

11. Kapitel
    Sie kamen nur noch langsam von der Stelle. Lyra erschien im Cockpit, rieb sich die Augen, warf einen Blick auf ihren Mann und sagte: »Etienne, das halten wir nicht durch. Wir sind beide erschöpft und haben keine Ahnung, wie lang das noch so weitergeht.«
    Er hustete. »Ich hatte gedacht, die Fahrrinne würde wieder breiter werden. Das gibt einfach keinen Sinn. So viel Wasser, das mit solchem Tempo flußabwärts strömt, hätte einen viel breiteren Canyon herausgraben müssen; aber das hat es nicht.«
    »Wieviel macht die Strömung denn jetzt

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