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Die Reise

Die Reise

Titel: Die Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gregory
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Spiel. Der hat die gleichen Ziele wie dieser Proselytenmacher auf dem Fensterplatz. Er hat beobachtet, wie ich den hab’ abblitzen lassen, und so getan, als wäre er auf meiner Seite. Und ich bin natürlich prompt auf ihn reingefallen!
    »Sie sind keinen Deut besser als der andere Typ in dem Flugzeug – ach was, Sie sind noch schlimmer! Tun so, als ob Sie mir mit meiner Ehe helfen wollen, und in Wirklichkeit wollen Sie mich bloß bekehren. Der andere war wenigstens noch ehrlich; da wusste ich, woran ich war.«
    Ich langte nach meinem Kaffee und meiner Tasche.
    »Warten Sie«, sagte er. »Ich mache keine Spielchen mit Ihnen. Sie wollen doch herausfinden, warum Ihr Mann plötzlich so anders ist, und da wollte ich Ihnen helfen. Aber das konnte ich nicht machen, indem ich Ihnen sofort meine eigene Meinung vor die Nase knallte; darauf hätten sie nur allergisch reagiert. Ich habe Ihnen geholfen, sich ein paar Fragen zu stellen und selbst zu Antworten zu kommen, und das ist doch genau das, was Sie wollen, oder?«
    Stimmt, da hat er Recht
.
    Ich faltete meine Arme vor meiner Brust. »Schön, vielleicht hab’ ich das gesagt, ja.«
    Ich wurde ruhiger. Nun ja, ein bisschen. Ich mochte es nicht, wie der Kerl mich da gerade über den Tisch gezogen hatte. Und fromm war er also auch noch.
    Aber gut, vielleicht war es das Gescheiteste, ich glaubte seinen Beteuerungen und redete weiter mit ihm.
Es ist ja nicht mehr lange bis zu meinem Anschlussflug, das bisschen werde ich wohl noch aushalten. Und fromm oder nicht, er ist ja ein Eheberater. Vielleicht kann er mir tatsächlich helfen. Wie viele Profipsychologen bieten schon ihren Sitznachbarn im Flugzeug eine kostenlose Beratung an?
    Ich lenkte das Gespräch zurück zu meiner konkreten Situation mit Nick. »Sie glauben also auch an Gott – schön. Aber Sie müssen doch zugeben, dass nicht jeder, der plötzlich fromm wird, behauptet, mit Jesus persönlich am Tisch gesessen und gegessen zu haben. So was haben Sie doch sicher noch nie gehört, oder?«
    »Es ist zumindest eine ganze Weile her, das gebe ich zu.«
    »Sie wollen doch sicher nicht im Ernst behaupten, dass Sie glauben, dass Nick tatsächlich ein Dinner mit Jesus gehabt hat?«
    »Ich denke, dass nur Sie selbst entscheiden können, ob Sie diese Geschichte glauben wollen oder nicht. Ich will Ihnen lediglich helfen, zu beurteilen, ob Nicks Sehnsucht nach einer Beziehung zu Gott vernünftig ist oder nicht.«
    »Und Sie denken, sie ist vernünftig.«
    »O ja. Aber ich kann Ihnen nicht Ihre Entscheidung abnehmen. Und ich bin nicht derjenige, der Ihre Ehe leben muss.«
    »Das stimmt.«
Seien Sie froh

    Ich nahm wieder einen Schluck von meinem Latte. »Sie haben da noch etwas gesagt: dass Gott uns zur Gemeinschaft mit sich erschaffen hat und dass wir ohne ihn nur halbe Menschen sind. Aber finden Sie nicht, dass Gott für manche Menschen nur so eine Art Krücke ist?«
    »Das hängt davon ab, wozu Sie da sind«, antwortete er. »Wenn Sie dazu erschaffen sind, ohne Gott durchs Leben zu gehen, dann ist er eine Krücke. Wenn dagegen sozusagen der Witz daran, dass es Sie gibt, der ist, dass Sie eine echte Beziehung zu Gott bekommen, dann ist er keine Krücke, sondern die Erfüllung dessen, wozu Sie erschaffen wurden.«
    »Aber Sie behaupten also, dass der Mensch den Sinn seines Lebens nur in einer engen Beziehung zu Gott finden kann?«
    »Ja.«
    »Aber das ist doch Quatsch.«
    »Haben Sie den Eindruck, dass die Menschen auch durch andere Dinge Erfüllung im Leben bekommen können?«
    »Natürlich. Es gibt jede Menge Menschen, die ohne Gott bestens zurechtkommen im Leben.«
    »Sie auch?«
    »Nein, aber ich bin ja nicht die anderen.«
    »Sie sind mehr die anderen, als Sie denken.«
    »Also, in meinem Beruf finde ich Erfüllung. Meistens jedenfalls.«
    »Und als Mutter.«
    »Stimmt. Als Mutter erst recht.«
    »Aber nicht als Ehefrau.«
    Ich merkte, wie meine Augen leicht rollten. »Nein. Da bin ich auf der Erfüllungsskala nicht besonders weit oben.«
    »Und was meinen Sie, warum das so ist?«
    »Ich weiß nicht. Ich nehme an, ich hab’ diesen Traum von der Ideal-Ehe gehabt. Das hat schon mit der Hochzeit angefangen. Ist das nicht bei jeder Frau so? Bei uns hat der Traum schon während der Trauzeremonie den ersten Dämpfer bekommen. Eigentlich hätte ich gewarnt sein müssen, als der Pastor seinen Versprecher brachte. Anstatt zu sagen, dass unsere Ringe den endlosen Zirkel der Liebe darstellen, sagte er, dass sie den endlosen Zirkus der

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