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Die Reisen des Mungo Carteret

Die Reisen des Mungo Carteret

Titel: Die Reisen des Mungo Carteret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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alles weitere veranlassen und die Lösung als ihr eigenes Werk vertreten solle.
    »Die Verhaftung muß ohnehin der SIC vornehmen«, sagte sie; »die aboyeurs können nicht außerhalb des Planeten aktiv werden.«
    »Meinst du denn, die können das alles nachweisen? Die Bewegungen hier und woanders?«
    »Keine Sorge.« Sie lächelte breit. »Was hier geschehen ist, kriegen die aboyeurs raus. Auf Qalaf wird alles aufgezeichnet. Und den Rest macht der SIC.«
    Ein paar Tage später konnte Mungo Carteret endlich abreisen; ein Frachter – Tramp, mit Akzidenzladung – würde ihn in den Siriussektor bringen, und von dort gab es jederzeit Verbindungen zur Erde.
    Medina Cross holte ihn mit dem Gleiter vom Hotel ab und brachte ihn zum Raumhafen von Kynossa. Es blieb ihr gerade genug Zeit, um von der Abwicklung des Falles zu berichten.
    »Also, du hattest recht, und wir haben alles nachweisen können. Uzumi, der Maler, hat diesen Priester gezeugt. Die aboyeurs konnten seinen Aufenthalt auf Garm rekonstruieren. Er wollte den Vater besuchen und dabei für den Neocalvinismus missionieren. Außerdem wollte er Geld – wir wissen ja, daß diese Sekten immer gierig sind. Na ja. Er hat erfahren, daß Uzumi Seelenköter war …«
    Mungo lachte laut. »Sieht euch ähnlich, mit euren ganzen Hundenamen – Seelenköter! Ich glaub’s nicht.«
    »Doch, glaub’s ruhig. Also, Uzumi junior hat gegen Rausch und Genußsucht und über die ewige Verdammnis gepredigt; dabei hat er wohl eine ganze Reihe von Leuten getroffen, die Seelenkot inhalieren. Und er hat herausgekriegt, wer für die das Zeug beschafft. Alle fünf Selbstmörder hatten den gleichen Dealer. Der Priester war auch in diesen Ruinen, draußen, in Anubel. Dann ist er abgereist – nach Qalaf. Dort hat er den Antrag gestellt, den Drachen das Wort seines Gottes bringen zu dürfen. Man hat es ihm gestattet – in Zukunft wird der SIC dafür sorgen, daß so etwas nicht mehr möglich ist. Die Leute in der Kuppel auf Qalaf haben ihn mit Schwingungsmodulatoren und allem Zubehör ausgerüstet, und er ist länger als einen Monat dageblieben. Er hat den Drachen vom Höllenfeuer und der ewigen Verdammnis erzählt, oder jedenfalls einigen bestimmten Drachen, die sich immer in der Nähe der Station aufhielten. Dann hat er deren Bälle gesammelt und ist inkognito wieder nach Garm gekommen. Mit Bart und Mähne statt geschoren. Er hat das Zeug so geschickt verteilt, daß niemand auf den Gedanken kommen konnte, es wäre für seinen Vater bestimmt.«
    Sie hatten das Landefeld erreicht; der Zubringer zur Orbitalstation sollte in wenigen Minuten abheben.
    »Mach schneller«, sagte Mungo. »Also – er hat den Drachen von der Hölle erzählt, die haben das in ihrem, ah, Seelenkot gespeichert, und das hat die Inhalierer zum Selbstmord getrieben?«
    »Ja. Geschickt, oder?«
    »Läßt sich das wirklich nachweisen?«
    »Schon geschehen. Die Drachen haben geholfen.« Medina blickte sehr ernst. »Auch bei denen hat es Selbstmorde gegeben. Zwei von ihnen haben sich in Silikonsand gewühlt und erstickt. Die Jungen, die aus diesen Bällen geschlüpft waren.«

Tischgenossen
     
     
    Der Anruf erreichte Montgomery »Mungo« Carteret an einem Tag intensiver Langeweile innerhalb einer Phase besonderen Überdrusses. Sein alter Freund Qorba Salibi, längst vom legat zum kapitán befördert und damit einer der höheren Polizeioffiziere im SIC-Hauptquartier des Siriussektors auf dem Planeten Shamash, lud ihn drin gend (»Geld und Spannung, Mungo; was willst du mehr?«) zu einem Besuch der Zentrale ein. Da ihn zur Zeit nichts auf der Erde hielt, suchte er sein übliches kleines Reisegepäck zusammen, steckte den Totenschädel, der den kompakt enthielt, in eine gepolsterte Tasche, schaltete die Versorgungsautomatik des Hauses ein, warf einen letzten Blick auf den dunstigen Ärmelkanal und stieg in das bestellte Robotaxi. Es brachte ihn nach Cherbourg; von dort erreichte er mit einem Passagierschweber den Raumha fen Euro-Nord vor der Themsemündung.
    Vier Tage später verließ er das Schiff der Torgay-Linie. Ein Shuttle brachte ihn vom Satelliten Shamash-Beta zum Hafen der Hauptstadt Babilu. Da dort mittlerer Nachmittag war, begab er sich sofort ins SIC-Gebäude. Er mußte sich dreimal ausweisen, ehe man ihn zu Salibis Büro brachte. Sie hatten einander länger nur auf Bildschirmen gesehen; nach der flüchtigen Umarmung waren daher ein paar rituelle Unhöflichkeiten unabdingbar.
    »Du hast aber mindestens ein Kilo

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