Die Reiter der Sarmaten
Marsch nach Eburacum keinem Römer Gewalt antun werden. Wenn wir unser Anliegen geschickt formulieren, wird er, denke ich, nachgeben. Arshak, du weißt, wie es gemacht wird – du hast uns das in Bononia demonstriert.«
»Nicht gerade dasselbe«, sagte Arshak. »Aber doch in etwa, ja. Allerdings« – er übernahm jetzt die Initiative – »sollten wir den Eindruck vermeiden, daß es unsere Absicht ist, uns zu beschweren.
Wir kommen lediglich, um ihm als unserem neuen Befehlshaber unsere Aufwartung zu machen und ihm ein Geschenk zu geben. Römer lieben es, Geschenke zu bekommen. Was geben wir ihm?«
»Ein Pferd?« schlug Gatalas vor.
»Sie schätzen Pferde nicht so hoch, wie wir das tun«, sagte ich. »Ein Schmuckstück vielleicht?« Meine Hand griff unwillkürlich zur rechten Schulter, wo die Spange fehlte.
Arshak sah mich von der Seite an. »Was hast du mit deiner Mantelspange gemacht?«
»Sie Valerius Natalis gegeben, wie du richtig vermutest«, antwortete ich gleichmütig, ohne mich allerdings zu dem Eingeständnis durchringen zu können, daß Natalis mir einen Sklaven geschenkt hatte. »Er hat sich sehr darüber gefreut.«
Gatalas fuhr auf. »Mußtest du ihm ausgerechnet einen Drachen geben?«
»Wenn uns das einen Freund im römischen Lager gekauft hat, war es gut angelegt«, sagte Arshak. »Aber da schon Natalis ein Schmuckstück bekommen hat, können wir Priscus nicht auch eins geben. Ich habe eine Bahn Seide, die ich von einer Karawane aus dem Osten gekauft und für Zwecke dieser Art mitgenommen habe. Meinst du, sie würde ihm gefallen, oder meinst du, er würde das für Weiberzeug halten und beleidigt sein?«
»Er hat eine schöne junge Frau«, antwortete ich. »Und wenn ich mich nicht täusche, hat sie auch großen Einfluß. Gib ihm das Geschenk, und erwähne dabei sie. Das müßte ankommen.«
»Und wir werden jeder nur zehn Mann von unseren Leibwachen mitnehmen«, fuhr Arshak fort, der jetzt das Kommando übernommen hatte. »Genug, um unseren Rang zu betonen, aber nicht genug, um als Machtdemonstration interpretiert zu werden. Also gut. Ich gehe jetzt die Seide holen und den Mantel wechseln; inzwischen sollen sich unsere Männer bereit machen. Wir treffen uns hier in ein paar Minuten.«
Er ging rasch fort; auch Gatalas machte sich auf den Weg zu seinem Wagen, aber langsam und mit finsterem Gesicht. Es widerstrebte ihm, um etwas zu bitten, was wir nach seiner Auffassung fordern sollten. Ich strich mit den Händen über mein zerzaustes Haar und wandte mich an den Führer meiner Leibwache.
»Leimanos, hat es Streit wegen der Milch gegeben? Wieviel war es?«
Er zog die Augenbrauen hoch und schnalzte mit der Zunge. Leimanos war ein Blutsverwandter von mir, ein hagerer, braunhaariger Mann mit Augen so blau wie die von Arshak, loyal und tüchtig. Wir waren miteinander geritten seit der Schlacht, in der ich meinen ersten Mann getötet hatte. »Es reicht für ungefähr zwanzig Mann in unserem Drachen. Die anderen Abteilungen haben die gleiche Menge bekommen. Ich habe einen Becher für dich eingeschenkt, mein Fürst, und den Männern gesagt, sie sollten ruhig abwarten, bis du getrunken hast und anordnest, wer das übrige bekommt.«
»Gut. Sie soll an die Männer verteilt werden, die krank sind. Wenn jeder von ihnen einen Becher Milch bekommen hat und noch etwas übrig ist, macht davon Käse.« Ich nahm meinen eigenen Becher, den ich nicht angerührt hatte, von den Wagenstufen. »Gib ihn dem Mann, der am schlimmsten krank ist.«
Leimanos runzelte die Stirn. »Der Rest kann an die Männer gehen, die krank sind. Dies hier trinkst du, mein Fürst. Du hast letzte Nacht nicht gegessen, und du hast heute morgen das Brot kaum angerührt. Du solltest wenigstens den Becher Milch trinken. Auch die anderen Kommandeure haben Milch getrunken. Es ist wahr, was du ihnen gesagt hast: Du bist kein geringerer Fürst der Jazygen als jeder von den beiden, und es wäre eine Schande für den Drachen, wenn dir weniger Ehre erwiesen würde als ihnen.«
Ich trank die Milch. Die Meinung meiner Gefolgsleute, was der Würde ihres Kommandeurs geziemt, mußte respektiert werden.
Leimanos lächelte befriedigt. »Soll ich dich mit den Ersten Zehn der Leibwache zu dem Legaten begleiten?« fragte er.
»Nein, bleib du hier und kümmere dich um die Milch. Sag Banaspados und den Zweiten Zehn, sie sollen sich und ihre Pferde bereit machen. Ich gehe in den Wagen, um mir eine andere Mantelspange zu holen und das Haar zu
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