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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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noch.
    »Sie wollen uns unsere Waffen nicht geben!« erklärte Arshak zornig. »Sie haben geschworen, wir würden sie in Britannien zurückbekommen, doch jetzt sagen sie, wir müssen erst zu einem Platz mit Namen Eburacum reiten. Sie haben gar nicht die Absicht, sie uns jemals zurückzugeben!«
    »Laßt mich erst was essen«, sagte ich.
    Leimanos, der Führer meiner Leibwache, brachte mir ein großes Stück Brot und kredenzte mir dazu schwungvoll mit breitem Grinsen einen Becher Milch. Die Milch war das Resultat des Briefeschreibens in Bononia. Wir hatten auf dem Marsch keine bekommen, und ich hatte darum ersucht, uns für die wenigen Tage unseres Aufenthalts in Dubris eine Anzahl Kühe auszuleihen. Aber erwartungsgemäß hatte man in der Umgebung der Stadt nicht mehr als ein paar Tiere für uns auftreiben können, so daß die meisten Männer sich nach wie vor mit dem sauren Bier begnügen mußten, das man uns während des Marsches zu trinken gegeben hatte. Vermutlich hatte Leimanos diesen Becher Milch für mich reserviert, während die anderen sich um den Rest stritten. Noch eine Sache, um die ich mich kümmern mußte. Ich setzte mich auf die Wagenstufen und begann zu essen.
    »Hast du es gewußt?« fragte Gatalas ärgerlich.
    »Natürlich nicht«, antwortete ich scharf. »Und ich werde mich eurem Protest anschließen – wenn ich gegessen habe.«
    »Protest?« rief Arshak höhnisch. »Was für einen Sinn hat es, zu protestieren? Wir müssen etwas tun, um ihnen zu zeigen, daß wir es uns nicht gefallen lassen, mit Lügen hingehalten zu werden. Gatalas und ich haben beschlossen, daß wir diese Stadt nicht ohne unsere Waffen verlassen. Wenn du mit essen fertig bist, kannst du hingehen und ihnen das sagen.«
    » Ich kann hingehen und ihnen das sagen!« Mir stieg die Galle hoch. »Warum ich? Wenn du und Gatalas das beschlossen habt, dann könnt du und Gatalas ihnen das sagen.«
    Bestürztes Schweigen. Ich sah meine beiden Kommandeurskameraden einen nach dem anderen an. Warum ich? Weil ich es war, der sich mit den Römern eingelassen, der sich bereits kompromittiert hatte? Wenn ich allein ging, brauchten sie sich nicht zu gemeinem Schachern herabzulassen – sie konnten den Vorteil einstecken und die Schande mir überlassen.
    »Denkt ihr vielleicht, daß meine Natur sich besser dazu eignet, mit Römern zu verhandeln, als eure?« fragte ich ruhig. Am liebsten hätte ich einen von ihnen zum Kampf herausgefordert, um mich gegen ihre infamen Unterstellungen zur Wehr zu setzen.
    Arshak und Gatalas sahen unbehaglich aus. »Du hast bisher einigermaßen erfolgreich mit ihnen verhandeln können«, sagte Arshak.
    »Ich bin immer noch ein Fürst der Jazygen, nicht weniger als du, Gatalas, oder du, Arshak, bei all deinem königlichen Blut.«
    »Ich bestreite das doch nicht«, sagte Arshak verlegen. »Aber du bist vor uns allen nach Britannien gefahren, und du hast diesen Legaten Priscus getroffen. Und du bist mit dem Prokurator in Bononia gut zurechtgekommen. Ich dachte, da du die Leute kennst …«
    »Hast du nicht diesen Legaten selbst getroffen?«
    »Kurz«, antwortete Gatalas für ihn. »Wir beide haben ihn kurz getroffen, als wir in Dubris ankamen.«
    Dieses »kurz« war wahrscheinlich ein Glück. Ich hatte niemandem von den Plänen der Römer erzählt, nichts von dem, was ich in Bononia gehört hatte, und nichts von dem, wogegen ich mich in Dubris gewehrt hatte. Es hätte nur ihrem Mißtrauen und ihrer Wut neue Nahrung gegeben. Es war bestimmt gut, daß sie keine Gelegenheit gehabt hatten, das alles zu erfahren. Aber ich war nicht in der Stimmung, Genugtuung zu empfinden.
    »Warum konntet ihr dann nicht selbst zu ihm gehen und ihm sagen, was ihr beschlossen habt?« fragte ich erbittert. »Warum sitzt ihr wie zwei Adler mit zerrupften Federn herum, zu großartig, um euch zu beschweren, und wartet auf mich? Tut nichts, wartet bloß auf den Augenblick, wo ich ankomme, um mich schicken zu können, mit ihnen zu verhandeln, als ob ich euer Botenjunge wäre.«
    »Es tut mir leid, Ariantes«, sagte Arshak – seltene Worte aus dem Munde eines sarmatischen Fürsten, und aus seinem ganz besonders. »Wir haben uns geirrt, Gatalas und ich. Wir werden alle drei gehen und diesen Legaten gemeinsam aufsuchen.«
    Ich fühlte mich beschämt. »Meine Brüder«, sagte ich mit großer Eindringlichkeit und tiefem Ernst, »verschwört euch nicht mit den Römern, um aus mir einen Römer zu machen. Ich habe versucht, unter ihren Bedingungen mit

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