Die Reiter der Sarmaten
kämmen.«
»Ja, mein Fürst.« Doch statt sich auf den Weg zu machen, zögerte er.
»Ist noch was?« fragte ich.
»Nur daß ich froh bin, daß du diesem Paar Adler die Flügel gestutzt hast«, sagte er heftig. »Sie hatten kein Recht, sich für besser zu halten als dich. Sie sind froh genug gewesen über das Leder und die Arzneien und das Essen und die Milch, die du den Römern abgehandelt hast, ganz zu schweigen davon, daß sie sicher den Ozean überqueren konnten, statt in Bononia durch römische Schwerter zu sterben – aber die Männer haben getuschelt, du wärst ein Römerfreund, und sie haben dem nicht widersprochen.«
»Nun, es wird noch mehr Gerede geben, Leimanos«, sagte ich, mir ein Herz fassend. »Du weißt das Schlimmste noch gar nicht. Der Prokurator Natalis hat mir einen Sklaven geschenkt, einen Schreiber. Ich brauche jemand, der die Briefe schreibt.«
»Mein Fürst«, sagte Leimanos, »wenn du sagst, du brauchst einen Schreiber, dann brauchst du einen. Niemand, der dich kennt, der dir durch den Krieg gefolgt ist, wird dich einen Römerfreund nennen. Du bist unser Fürst« – Leimanos trat näher und legte meine Hand an seine Stirn –, »und wir wissen, die Götter haben sich uns gewogen gezeigt. Ich kann für den ganzen Drachen sprechen, wenn ich sage, daß wir darüber glücklich sind, daß du erfolgreich mit den Römern verhandeln kannst. Wie würden wir sonst leben?«
»Ich danke dir«, sagte ich. Zum zweitenmal an diesem Morgen fühlte ich mich von einer Last befreit. »Ich werde sehen, ob ich uns unsere Waffen wiederbeschaffen kann.«
4
Das Treffen mit dem Legaten verlief zufriedenstellend. Priscus war noch Gast in Natalis’ Haus. Wir ließen uns anmelden und wurden sofort in den Speiseraum geführt. Außer dem Legaten waren die drei Tribüne anwesend. Priscus stand auf und begrüßte uns höflich. Arshak zeigte sich von seiner liebenswürdigsten und charmantesten Seite. Er hielt eine kleine Begrüßungsansprache, in der er unsere Erwartung und Hoffnung zum Ausdruck brachte, der Dienst unter einem so hervorragenden und berühmten Befehlshaber wie Julius Priscus werde uns Ehre und Ruhm bringen. Dann überreichte er ihm die Seide »als ein Zeichen der Hochachtung für Euch, edler Legat, in der Hoffnung, daß sie Euer Haus schmücken und Eurer edlen Gemahlin gefallen möge«. Aurelia Bodica war nicht zugegen, aber der Legat fühlte sich offensichtlich geschmeichelt. Er sah beinahe freundlich aus.
Arshak schnitt dann behutsam die Frage unserer Waffen an; sein Gesicht zeigte einen Ausdruck der Verlegenheit, als sei er mit einem Problem konfrontiert, für das er keine Lösung wisse, und wende sich daher an den Legaten um Rat und Hilfe. Gatalas fiel ein mit Bekundungen von Verständnis und Mitgefühl für die Befürchtungen der Männer, er brachte seine Sorge wegen einer Zerstörung des Vertrauens zu ihrem neuen Befehlshaber zum Ausdruck und verbürgte sich dafür, daß es keine Probleme geben werde, wenn sie ihre Waffen zurückerhielten. Das Gesicht des Legaten verfinsterte sich. Mit welchen Argumenten auch immer man ihn gewarnt hatte, uns die Waffen vor Erreichen seines befestigten Lagers Eburacum auszuhändigen, sie waren offenbar überzeugend gewesen. Aber auch Arshak war sehr überzeugend, und Priscus schwankte sichtlich.
Ich beeilte mich, die Gunst des Augenblicks zu nutzen, und führte ein neues Argument ein, das mir kurz zuvor eingefallen war: Mein Plan sei gewesen, die durch das Entladen der Waffen frei werdenden Wagen zum Transport von einhundert Fässern gepökeltem Rindfleisch sowie einer größeren Menge eichener Dauben und Buchenschalholz zu verwenden. Diese Güter eigneten sich nicht dazu, auf Packpferde verladen zu werden, und wenn wir die Waffenwagen nicht bekommen könnten, müßten wir zusätzliche Frachtwagen kaufen, womit wir unser Budget überschritten. Das gab den Ausschlag: Priscus willigte ein.
Er sagte: »Schließlich seid ihr als Soldaten hierhergeschickt worden, nicht als Gefangene – und ihr könnt wohl kaum über den Kanal zurückschwimmen. Ihr schwört mir, daß Ihr Eure Männer in Zucht und Ordnung halten werdet?«
»Auf das Feuer schwören wir es!« riefen wir gemeinsam und streckten die rechte Hand über die glühenden Kohlen der Kohlenpfanne in der Ecke des Raums, die man wegen der Kälte der feuchten Septemberluft aufgestellt hatte.
Wir kamen überein, daß die Waffen an diesem Nachmittag vor der Tribüne auf dem Paradeplatz ausgegeben
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