Die Reiter der Sarmaten
als daß jemand anderer es ihnen hinter meinem Rücken erzählte. »Es ist eine nützliche Sache«, bekräftigte ich. »Und Natalis hat mir den Schreiber als Geschenk gegeben. Wenn es sich auch in Zukunft als nötig erweist, Briefe an die Römer zu schreiben, oder wenn wir Briefe zu lesen haben, die sie uns – oder über uns – schreiben, dann sind wir jetzt dazu in der Lage.«
Die beiden starrten mich entgeistert an, ohne ein Wort herauszubringen.
»Wo ist dieser Sklave denn jetzt?« fragte Gatalas nach langem frostigen Schweigen.
»Ich habe ihn nach Bononia zurückgeschickt, damit er seine Sachen in Ordnung bringen und sich verabschieden kann. Morgen nachmittag soll er hier sein.«
»Ariantes …«, begann Arshak, dann schüttelte er den Kopf. »Ich sehe ein, daß es nützlich sein wird. Für uns alle. Ich würde keinen Sklaven in meinen Wagen aufnehmen, aber es leuchtet mir ein, daß er uns gute Dienste leisten wird – wie kann ich also etwas dagegen sagen? Du hast es uns ja auch bereits bewiesen. Heute nachmittag« – er stellte sich in den Steigbügeln hoch auf und streckte den Arm aus –, »heute nachmittag werde ich meinen Speer wieder halten! Und das ist ein paar honigsüße Worte zu einem Legaten wert.«
Die Waffen wurden vor der Tribüne unter einem anhaltenden Nieselregen verteilt. Priscus hatte in einem Armstuhl Platz genommen, der für ihn auf der Steinplattform aufgestellt worden war; ein Sklave hielt eine Art Schutzdach über ihn. Er überwachte mit seinen Tribunen, wie wir aus den zwanzig Wagen unsere Waffen und Rüstungen in Empfang nahmen. Die Seidentücher unserer Standarten hingen, vom Regen durchnäßt, schlaff herab, und die Pferde, deren Hufe in dem aufgewühlten Schlamm feststeckten, warfen mißmutig die Köpfe hoch. Aber für unsere Männer war es ein großer Tag, ein strahlender Sonnentag. Die Wagen waren systematisch beladen worden, Abteilung für Abteilung, Schwadron für Schwadron, und so wurden sie jetzt auch entladen. In geordneter Reihe zogen die Reiter vorbei, jeder empfing Schwert, Lanze, Bogentasche und das wasserdicht verpackte Bündel, das die Rüstung für ihn und sein Streitroß enthielt. Arshaks Männer, wie immer die ersten, galoppierten, sobald sie ihre Waffen in Empfang genommen hatten, zum anderen Ende des Paradefeldes, um ihre Rüstung anzulegen. Gatalas wählte für seine Männer einen Platz näher der Tribüne; ich beobachtete, wie sie ihre Pferde sattelten und panzerten, während ich darauf wartete, daß meine Männer an die Reihe kamen. Das Klirren von Waffen und Panzern, für mich einst ein alltägliches Geräusch, erfüllte das ganze Paradefeld. Ich sah, wie die Römer auf der Tribüne zu starren begannen, als die sarmatischen Drachen in ihre glitzernde Metallhaut schlüpften und zum Leben erwachten.
Die Reihe kam an meinen eigenen Drachen. Wie es sich für den Fürst-Kommandeur ziemt, nahm ich als erster meine Ausrüstung in Empfang: Öltuchbündel, Bogentasche, Speer, Schwert, die ganze gewaltige Illusion der Unverwundbarkeit. Ich fühlte mich deprimiert, als ich das schwere Bündel mit der Rüstung aufhob; es machte mich seltsam traurig, sie wiederzusehen.
»Warum sollen wir sie anlegen?« fragte ich Leimanos, der sich zu mir gesellte, grinsend sein eigenes Bündel mit der Rüstung betrachtend. »Bei diesem Regen müssen sie, wenn wir sie auspacken, heute abend wieder getrocknet und gründlich geölt werden.«
Leimanos war entsetzt. »Wir müssen sie anlegen, mein Fürst!« sagte er. »Die anderen Drachen haben es auch getan. Außerdem haben sie mehrere Monate in den Wagen gelegen und müssen sowieso getrocknet und geölt und auch getragen werden, um sie geschmeidig zu halten.«
Ich konnte meinen Männern nicht die Schande antun, unbewaffnet und ungerüstet neben die beiden anderen Kommandeure zu treten, und ich konnte von ihnen nicht verlangen, den anderen Drachen nachzustehen. Ich saß ab und begann mich zu rüsten, meine Hände erinnerten sich an die alte Abfolge von Handgriffen, wenn mein Geist auch wie betäubt war. Farna, mein Streitroß, eine Stute aus nisäischer Zucht – hoch, mit breiter, starker Brust, kräftigen Fesseln, geradem Rücken, graubraun gescheckt, ein edles, schnelles Pferd –, stand geduldig, als ich sie absattelte, nur von Zeit zu Zeit als Protest gegen den Regen mit dem Fuß scharrend. Ich warf ihr die gepanzerte Decke über den Rücken, legte ihr den Sattel wieder auf, befestigte die Decke am Sattel und zog den
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