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Die Rekonstruktion des Menschen

Die Rekonstruktion des Menschen

Titel: Die Rekonstruktion des Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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Wir können den Verbrauch nur steigern, wenn…
Genug. Ich schalte das dritte Programm ein.
Die Sensation des Jahrhunderts: Der denkende Gorilla Max hält eine Pressekonferenz ab. Der plumpe Körper ist in einen karmesinroten, hochgeschlossenen Kittel gehüllt. Ein hochmütiges, abgespanntes Gesicht. Die schweren Lider halten die Augen halbverschlossen. Auf dem unwahrscheinlich großen Schädel ist noch die rosige Narbe der jüngsten Operation zu erkennen.
Der Kommentator sieht neben Max mickrig und grämlich aus.
»Sagen Sie bitte, Max«, fragt der Korrespondent einer Presseagentur, »welche Perspektiven sehen Sie für Operationen dieser Art?«
Max rafft sich zu einem Grinsen auf und bleckt seine scharfen Hauer. »Hätten die Operationen nicht die gewünschten Ergebnisse gezeitigt, denke ich, hätte ich wohl nicht die Ehre, heute und hier mit Ihnen zu plaudern.«
Die Kamera zeigt in Totale die an einzelnen Tischen sitzenden, eifrig mitschreibenden Journalisten.
»Ich fürchte, Sie haben mich nicht ganz richtig verstanden. Ich meinte, hm, hm, die Perspektiven für die Menschheit insgesamt sozusagen.«
»Ich arbeite für die Menschheit«, klingt dumpf die Antwort. »Sie glauben doch nicht am Ende…«
»Entschuldigen Sie. Max«, unterbricht der Kommentator, »ich erlaube mir, die Frage meines Kollegen zu präzisieren. Halten Sie es für möglich, daß derartige Operationen irgendwann einmal an Menschen durchgeführt werden?«
Max zuckt die Schultern. »Die Frage sollte denen gestellt werden, die Operationen ausgeklügelt haben. Fragen Sie die Eierköpfe!«
Lachen im Saal.
»Und dennoch«, beharrt der Korrespondent, »uns interessiert Ihr Standpunkt.«
Maxens Lippen beben. Für ein paar Sekunden ruht sein Blick starr auf dem Korrespondenten. Dann löst sich aus seiner Kehle ein durchdringendes Gebrüll, mit geballten Fäusten versetzt er sich ein paar heftige Schläge vor die Brust. Der Kameramann hat wohl die Nerven verloren, denn die Kamera fährt schleunigst zurück.
»Aber, aber, Max.« Der Kommentator reicht ihm ein Büschel Bananen. »Das ist doch kein Grund zur Aufregung.«
Während Max die Bananen kaut, herrscht im Studio absolute Stille. Deutlich höre ich Maxens Schnaufen und Schmatzen.
»Entschuldigen Sie.« Max schließt seinen Kittel, der ihm aufgegangen war. »Wo waren wir stehengeblieben?«
»Ob solche Operationen einmal an Menschen ausgeführt werden können«, hilft ihm der Kommentator auf die Sprünge.
»Das scheint eher eine ethische als eine wissenschaftliche Frage zu sein. Um ein Superhirn zu entwickeln, müßten zwei von drei Personen sterben. Geht es um das Leben von Tieren, dann sind Ihre Eierköpfe nicht besonders zimperlich. Ich weiß nicht, ob sie genügend Courage besäßen, handelte es sich um Menschenleben.«
Er spricht ziemlich dreist von den Eierköpfen. Der Kommentator fühlt sich offensichtlich nicht recht wohl in seiner Haut und versucht, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken.
»Vielleicht sagen Sie uns, woran Sie im Augenblick arbeiten?«
Ein pfeilschneller Blick schießt unter wulstigen Brauen hervor. Für einen winzigen Moment schwankt er. Ehrenwort, dieser Gorilla ist klüger, als ich dachte. Sein Grinsen sagt alles.
»Ich fürchte, das ist nicht so einfach. Ich bin ein schlechter Popularisator, und das Problem geht sicher über das Verständnis von Menschen mit gewöhnlichem genetischem Code hinaus. Erklären Sie einmal einem Affen die Gesetze des Versbaus.«
Bravo, Max, bravo!
»Also.« Der Kommentator ist am Ende seines Lateins.
»Gibt es noch Fragen?«
Auf dem Bildschirm sieht man jetzt eine Rundfunkreporterin in Großaufnahme.
»Entschuldigen Sie, Max, aber vielleicht erscheint Ihnen meine Frage zu… Ich meine, vielleicht halten Sie sie für zu… für…« Sie ist aus dem Konzept gekommen.
»Zu intim«, kommt ihr der Kommentator zu Hilfe.
»Ja, genau, zu intim.« Sie atmet erleichtert auf. »Ihre Vergangenheit. Immerhin kann man sie nicht völlig außer acht lassen. Die tierischen Instinkte. Haben Sie nicht manchmal den Wunsch…«
Max nickt. »Ich habe verstanden. Wir befinden uns allesamt im Banne der Instinkte. Da gibt es kein Entrinnen. Spüren Sie zuweilen in der Nacht, wenn Sie mit Ihrem Gatten allein sind, nicht auch das Verlangen, den Instinkten freien Lauf zu lassen? Ist Ihnen da nicht auch mal so?«
Die Journalisten wiehern los, der Kommentator hält sich den

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