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Die Rekonstruktion des Menschen

Die Rekonstruktion des Menschen

Titel: Die Rekonstruktion des Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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sich aller groben Bemerkungen!«
»Schon gut«, beruhigte ihn Redshan, »ich kann warten, bis Sie mir alles erklären.«
Dann gingen sie weiter.
3
    Das Gebäude, von dem Valmosk nicht ohne Stolz sagte: »Dies ist mein Haus!«, war eine gewaltige, düstere Ruine mit ausgeschlagenen Fensterscheiben, einem zerfallenen Dach und noch weiteren Spuren der Zerstörung, die Zeit und Unwetter angerichtet hatten. Die Ruine stand in einem geräumigen Hof, der voller Abfälle lag und ganz und gar verlottert war.
    »Hier wohnen Sie, Verehrtester?« rief Redshan aus, als sie den Hof betraten und der Alte sorgfältig die wacklige eiserne Pforte hinter sich abschloß.
    »Ja, Redshan, hier wohne ich«, antwortete Valmosk würdevoll, als hätten sie nicht eine jämmerliche Ruine vor sich, sondern einen eleganten Palast. Dann setzte er hinzu: »Vor einem halben Jahrhundert war dieses Haus Gegenstand des Neides vieler reicher Leute aus unserer Stadt! Man nannte es ›Villa Valmosk‹.«
    »Vor einem halben Jahrhundert? Das ist ja das Doppelte meines Alters! Fürchten Sie sich gar nicht, darin zu wohnen? Es kann doch jeden Moment einstürzen!«
    »Es ist solider, als Sie denken, Redshan. Haben Sie keine Angst, kommen Sie herein!«
Der Alte öffnete die hohe, eisenbeschlagene Tür, die unheilvoll in den Angeln kreischte, und führte den Gast ins Haus. Rongi schritt gelassen hinterdrein.
Vorerst befanden sie sich in einem hohen Vestibül, dessen völlige Leere Redshan in Erstaunen versetzte. Hier herrschte Halbdunkel. Nur dort, wo die Scheiben des hohen Fensters eingeschlagen waren, drang dürftiges Licht in den Raum; an manchen Stellen waren die eisernen Läden noch unversehrt. Der Fußboden war mit Kehricht, den Bruchstücken einer Statue und Papierhaufen übersät. Von der zerbröckelnden, einst mit Struktur versehenen Decke hingen ganze Girlanden aus Staub und Spinnweben herab.
Ohne Redshan Gelegenheit zu geben, sich im Vestibül gründlich umzuschauen, führte Valmosk ihn weiter. Sie betraten einen Kreuzgang, an dessen Ende sich ein ovales Fenster abzeichnete, dem das Glas fehlte. Feuchter Zugwind wehte durch den Gang. Noch vor dem Fenster bog Valmosk zu einer Treppe ab, die steil nach unten führte. Auf dem ersten Absatz tastete er nach einem Schalter, und gleich darauf flammten zahlreiche staubige Lämpchen auf. Nach dem fünften Treppenabsatz führte der Alte Redshan wiederum einen langen Korridor entlang; dann öffnete er eine gußeiserne Tür, machte abermals Licht und stieg über eine neue Treppenflucht noch tiefer in den Keller hinab, von wo den beiden feuchte Kälte entgegenschlug. Endlich öffnete Valmosk die letzte Tür und führte den Gast in ein kleines Zimmer, das von einem alten Kristalleuchter erhellt wurde.
»So, das ist mein Appartement! Machen Sie es sich bequem, Redshan!« krächzte der Alte. Er war ganz außer Atem geraten und ließ sich erschöpft auf den alten Diwan fallen, der rechts an der Wand stand.
Rongi legte sich daneben auf den nackten Fußboden. Redshan blickte sich neugierig um und sank dann auf einen wackligen Stuhl. Nach einigem Suchen fand er in seiner Tasche eine »Trino«-Kippe und fing an zu rauchen. Das beruhigte ihn etwas, und er betrachtete die Wohnung des seltsamen Professors noch aufmerksamer.
Das erste, was er staunend bemerkte, war eine weitere Tür. Sie befand sich am Ende der linken Wand. Redshan hatte angenommen, die Wohnstätte Valmosks läge am Ende dieses Labyrinths von Korridoren und Treppenfluchten. Jetzt überzeugte, er sich davon, daß dem nicht so war. Was sich wohl dort hinter der Tür befand? Vielleicht weitere Korridore und Treppen, die noch tiefer hinabführten? Was war das nur für ein seltsames Haus, diese halbverfallene »Villa Valmosk«!
Außer dem Diwan und dem Stuhl befanden sich in dem Zimmer noch ein Tisch, der voller Speisereste lag, ein schwarzer Elektrokocher auf einem Schemel, ein Haufen Lumpen in der Ecke hinter dem Diwan und ein Schrank mit einem Dutzend staubiger Bücher und Mappen. Das alles trug den Stempel furchtbaren Elends, in das der Besitzer des einst reichsten Hauses der Gegend geraten war.
Valmosk saß auf dem Diwan und rang nach Greisenart heftig um Atem. Rongi lag ganz still da und glich eher einem Bildwerk als einem lebendigen Hund.
Nachdem sich Redshan im Zimmer umgesehen hatte, wandte er sich der Dogge zu. Jetzt flößte ihm dieser erstaunliche Hund außer brennender Neugier auch noch ein geheimes Entsetzen ein. Wahrscheinlich spielte das ganze

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