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Die Rekonstruktion des Menschen

Die Rekonstruktion des Menschen

Titel: Die Rekonstruktion des Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Simon (Hrsg)
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Antwort abzuwarten, brachte er plötzlich eine lebende weiße Maus zum Vorschein. Mit einer langen metallenen Zange tauchte er sie für einen Augenblick in die Flüssigkeit.
»Sehen Sie!«
Redshan wurde übel.
Nachdem der Alte die Salzsäure aus dem Kübel abgelassen hätte, wusch er Rongi mit irgendeiner Lösung ab und bedeutete ihm durch ein Zeichen, den Kübel zu verlassen. Die Dogge sprang aus dem todbringenden Gefäß und legte sich abseits nieder, als sei nichts vorgefallen.
»Und jetzt nehmen wir uns Flipp vor!« sagte Valmosk. »Wir könnten an ihm die gleichen Operationen vornehmen wie an Rongi, aber das lohnt nicht. Mit Flipp werde ich Ihnen etwas anderes zeigen!«
Er nahm den Kater, legte ihn in einen großen Tiegel und warf noch zahlreiche Eisenstücke hinzu. Dann betätigte er einen Hebelschalter. Rasch erwärmte sich der Tiegel. Nach einiger Zeit schmolz das Eisen und fing an zu kochen. Valmosk reichte Redshan eine Schutzbrille.
»Sehen Sie! Sehen Sie!«
Redshan blickte in den Tiegel und war fassungslos: In dem kochenden Eisen, dessen unerträgliche Glut ihm das Gesicht versengte, rekelte sich der glatte siamesische Kater und schwamm gemächlich umher. Nicht einmal die Schnurrbarthaare waren angebrannt!
Nachdem sich Redshan an dem ungewöhnlichen Schauspiel satt gesehen hatte, bewegte Valmosk den Hebelschalter, ließ das flüssige Metall, in eine geschlossene Form laufen und kühlte den Tiegel mit kalter Luft ab; erst dann gestattete er dem Kater herauszuspringen.
»Ich könnte Ihnen noch eine ganze Reihe ähnlicher Versuche vorführen, Redshan, aber dies dürfte schon überzeugend genug gewesen sein!« erklärte Valmosk.
»Ja. Ja, natürlich!« stimmte Redshan hastig zu. »Aber mir ist noch nicht ganz klar, wovon Sie mich eigentlich überzeugen wollen, verehrter Professor!«
»Nur von einem, Redshan, nur von einem! Ich möchte Sie davon überzeugen, daß diese Tiere absolut unverletzbar, daß Sie unsterblich sind! Man kann sie in den Feuerschlund eines Vulkans werfen, man kann Berge auf sie herabstürzen lassen – sie werden es nicht fühlen! Selbst eine Wasserstoffbombe wäre nicht imstande, ihnen Schaden zuzufügen! Sie brauchen weder Nahrung noch Luft noch Wärme! Die Erde wird untergehen, die Sonne erlöschen, die Galaxis wird sich in Staub auflösen, diese beiden aber werden durch den kosmischen Raum fliegen, so wie Sie sie jetzt vor sich sehen! Weder der Zufall noch die Zeit, noch Katastrophen haben Macht über sie! Sie sind unsterblich, und ich habe sie unsterblich gemacht, ich, Professor Valmosk!«
»Wie haben Sie denn das zustande gebracht?«
»Wie? Gut, ich will es Ihnen erzählen…«
Der Alte jagte seine erstaunlichen Zöglinge in das schmutzige Zimmer zurück und folgte ihnen dann mit Redshan. Er legte sich auf den Diwan und wies dem Gast den einzigen Stuhl an. Auf einmal hatte der Alte wieder die Brotkruste in der Hand, die er wahrscheinlich vom Tisch genommen hatte. Er saugte mit einem solchen Genuß daran, daß Redshan das Wasser im Munde zusammenlief. Valmosk begann seine Darlegung: »Ich habe mein ganzes Leben nur einem einzigen Problem gewidmet, Redshan, dem Problem der Unsterblichkeit! Ich trachtete nicht nach der Verlängerung des Lebens, nicht nach einer relativen Unsterblichkeit mit der Möglichkeit eines zufälligen Todes, sondern nach der absoluten Unsterblichkeit, die den Tod vollständig und für immer ausschließt.« Der Alte schmatzte nachdenklich und fuhr fort: »Und zwar habe ich, als ich mich mit diesem Problem zu beschäftigen begann, folgende Überlegungen angestellt: Der Mensch ist eine fiktive Einheit! Er ist es nur in der eigenen Vorstellung, genauer, im eigenen Bewußtsein. In Wirklichkeit ist er unlösbar mit seiner biologischen Umwelt verbunden, von der er ganz und gar abhängig ist. Der Tod liegt in ihm selbst begründet, er ist ein unabänderliches Gesetz der Biosphäre, in der sich der Mensch entwickelt und in der er bis heute lebt. Um tatsächlich eine Einheit zu werden, muß der Mensch seine Abhängigkeit von der Biosphäre aufheben und sich von ihr gänzlich isolieren! Wenn er so zu einer absoluten Einheit geworden ist, erwirbt er gleichzeitig die absolute Unsterblichkeit. Drücke ich mich verständlich aus, Redshan?«
»Durchaus, Professor. Man kann darüber natürlich streiten, aber fahren Sie nur fort.«
»Da gibt es nichts zu streiten! Ich habe den Beweis für die Richtigkeit meiner Thesen erbracht. Hören Sie weiter! In der Isolierung erblickte ich

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